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"Blockism" ist ein Ausdruck, der in der Hip Hop Sprache die Zugehörigkeit zu einem Haus, einem Kiez, oder einem besonderen Ort, einer Mikrowelt, beschreibt. In SparwasserHQ werden 13 Künstler aus der Akademie in Odense, Dänemark, vom 3. Mai bis 8. Juni 2002 Zusammenstösse und gegenseitige Einflüsse verschiedener "Blocks" untersuchen.

"Blocks" sind die Bausteine der gesellschaftlichen Mauer, und werden oft als geschlossene Strukturen verstanden, obwohl sie in einem grösseren System miteinander verbunden sind. Gleichzeitig aber schwindet das Gefühl an einen bestimmten Ort gebunden zu sein mit der wachsenden Offenheit der Kulturen. Die Möglichkeit der Emanzipation vom nationalen Ausgangspunkt ist die positive Konsequenz des Austauschs von kulturellen Werten, und besonders die Bewegung zwischen den Metropolen produziert neue Einblicke in die verschiedenen "Blocks". Auf der anderen Seite stehen Nationalismus und kultureller Protektionismus als negative Konsequenz dieses kulturellen Stroms. Berlin kann als Paradigma solcher Wechselwirkungen zwischen politischen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Verhältnissen zwischen östlicher und westlicher, nördlicher und südlicher Kultur angesehen werden.

Als Studenten der Akademie in Odense haben alle Künstler denselben Hintergrund. Von diesem Standpunkt aus öffnen ihre Werke einen weiten Raum und bilden ein Spannungsfeld zwischen verschiedenen "Blocks". Die neue konservative Regierung in Dänemark, sowie die Regierungen in grossen Teilen Europas, fördern nicht gerade diese Entwicklung der Interkulturalität - eine Positionierung, die man in mehreren Ländern, deren Regierungen sich nach rechts orientieren, beobachten kann. In diesem Rahmen fragt die Ausstellung BLOCKISM, ob Kultur ein stabiler Baustein ist, und ob es möglich ist, sich von der Konvention der Identität als unveränderlicher Größe zu befreien.

JESSE M. JENSEN bildet in seiner Installation "A Void" die Strukturen einer kleinen lokalen Gemeinschaft in Dänemark nach, wo die Entwicklung sowie die Festgefahrenheit der Identität kritisch untersucht werden. "My Danish Collection" von SVEND-ALLAN SØRENSEN fragt, ob es möglich ist, eine nationale Zugehörigkeit durch musikalischen Geschmack auszudrücken. In vom Dänischen ins Deutsche übersetzten Sprichwörtern spielt TINA SCHERZBERG mit dem Transfer von Meinungen. Mit ihren alternativen Modellen des deutschen Meissner-Porzellans bewidmet sich LOUISE SPARRE dem Problem der Identität als eine kulturelle Erscheinung. In der Videoinstallation von IDUN VARVIN werden ein türkischer Mann und seine Umgebung auf poetische Weise porträtiert. JACOB ØRSTED beschäftigt sich mit dem Begriff der "Homosozialität" und der Bildung der Identität, dies zeigt er in "Buddy Movies", die intime Körperrelationen zwischen Männer inszenieren.

ANDERS PETERSSON beobachtet Berlin von einer Skandinavischen Perspektive in seinen Fotos, die in Berlin aufgenommen wurden. Auch ANDERS H. NISSEN arbeitet mit der Entfremdung und Einverleibung in lokalen Orten, die man in der Installation "1:87" sieht. Er zeigt dabei, wie ein fremdes Objekt in einer anderen Gesellschaft adoptiert wird. Die Faltblätter von dänischen Asylcentren, die sich auf Dänisch als ideale Ferienorte präsentieren, ist in einem Buch von NERMIN DURAKOVIC zu finden. Auch das Foto "Nunu" von CASPER MAARE erzählt vom Ausschluss der Individuen aus gemeinschaftlichen Zusammenhängen. LINE T. KRISTENSEN zeigt den Unterschied zwischen dem Selbst und den Anderen in ihrem Werk. HENRIK B. KNUDSEN u.a. spielen mit dem Gedicht ME/WE und beweisen, dass man sich nicht immer auf Bestätigung durch die Umwelt verlassen kann. In der Toninstallation von JACOB BORGES findet ein Kampf zwischen einem dänischen und deutschen DJ um nationale Zuhörigkeitsverhältnisse statt, in dem sich die Töne mit denen anderer Werke mischen, kreuzen und blockieren.

Pressetext

only in german

BLOCKISM
Kuratoren: Lars Bent Petersen, Helene Nyborg Andersen

mit Jacob Borges, Nermin Durakovic, Jesse J. M. Jensen, Henrik B. Knudsen, Line T. Kristensen, Casper Maare, Anders H. Nissen, Anders Petersson, Tina Scherzberg, Louis Sparre, Svend-Allan Sorensen, Idun Varvin, Jakob Orsted ...