press release only in german

Die Gruppenausstellung BIWAK kombiniert Arbeiten von sechs Künstlerinnen und Künstlern, die hier auf ihre jeweils eigene Weise einen Schritt in Richtung Abstraktion präsentieren. Sie verstehen dies jedoch nicht als dogmatische Geste, sondern als selbstverständliche Option innerhalb ihrer vielseitigen künstlerischen Praxis.

Der in Europa lebende Kubaner Diango Hernández benutzt in seiner Kunst die unterschiedlichsten Methoden und Medien, von der Zeichnung über das gemalte Bild bis hin zu Objekten, Installationen oder Videos. Bei seinen "Tape Drawings" enstehen sowohl wilde wie geordnet erscheinende schwarze Strukturen durch das Aufkleben von Kassetten-Band auf Papier. Aus dem ehemaligen Träger von Musik und Sprache wird eine reduzierte visuelle Äusserung.

Die Malerei und die skulpturalen Objekte von Alexander Lieck sind begrifflich nur vage zu fassen und doch äußerst klare und auf wenige wesentliche Elemente heruntergeschraubte Bilduntersuchungen: "Dies sind Malereien, die bei aller ästhetischer Glätte auf etwas Ruinösem beruhen, auf etwas künstlich Kaputtem, Malereien ohne Hintergrund." (Gregor Jansen) Auch seine Skulpturen verweisen in ihrer reduzierten Sprache und mit alltäglichen Baumaterialien zunächst auf sich selbst – wie die Gemälde exakt konstruiert und mit unprätentiöser Leichtigkeit formuliert.

Die "Blackouts", welche Willem Oorebeek seit vielen Jahren durch das schwarze Überdrucken von gefundenen und gesuchten Drucksachen betreibt, beschreiben einen sehr bewußten Weg in eine Abstraktion bildlicher Semantik. Das Re-Arrangieren einst mit Bedeutung aufgeladener Bilder in minimal wirkende Wandanordnungen ist allerdings eine künstlerische Reaktion mit gewollt ambivalentem Effekt: aus der eigentlichen Negation vertrauter (Bild-)Sprachsysteme wird gleichzeitig eine Hervorhebung derselben mit fast zärtlich meditativer Hingabe.

Die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Kimberly Sexton scheinen in ihrer Aufgeladenheit unweigerlich pschologische Sphären abzuschreiten, die vielen bekannt aber seltsam schwer präzisierbar vorkommen: Die gezeigte Arbeit "Thanks for your Support", eine nur durch eine Gummihalterung aufrecht stehende, geknickte und umgipste Holzlatte besitzt einen ebenso tragisch-komischen wie sexualisierten Ausdruck, und ist ohne weiteres imstande, mit minimalem Aufwand gleich eine ganze Reihe von Lebenssituationen zu kommentieren.

Monika Stricker nimmt in ihren Skulpturen und Bildern Bezug zu Ikonen der Moderne und des Minimalismus. Dabei verlagert sie das Gewicht ihrer Wahrnehmung ganz spielerisch zwischen den Polen Verehrung, Skepsis und Kopfschütteln: Die hier gezeigte Poster-Reihe übernimmt Abbildungen von Werken des Grossmeisters der reinen Form und benutzt diese Reproduktionen in einem Düsseldorfer Katalog, nicht ohne Freude an den unerwartet neuen Form-Optionen dieser populären Skulpturen.

Christof Zwiener fand bereits mit seinen Bindfaden-Re-Konstruktionen von Räumen, Raumfragmenten, Objekten und Lebewesen viel Aufmerksamkeit. Aber auch andere Materialien benutzt der Berliner Künstler in souveräner Handhabung: so enstanden große Holzlatten-Installationen mit Bezügen zu seiner Kindheit neben performativen Eingriffen im öffentlichen Raum und der Anbringung von Reflektorpunkten. Im Stadtraum interessieren ihn vor allem Formveränderungen durch zeit- oder gebrauchsbedingte Abnutzung: seine neue "Socialized Sculpture" aus Beton und Holz deutet in fragmentarischer Form jene Veränderung an, die ein städtischer Betonpoller nach seinem Umstossen erfahren hat.

Pressetext

only in german

BIWAK

mit Diango Hernandez, Alexander Lieck, Willem Oorebeek, Kimberly Sexton, Monika Stricker, Christof Zwiener