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Ort: Sonderausstellung im Residenzschloss

Beuys zum Geburtstag
Linie zu Linie – Blatt um Blatt
23.07.—17.10.2021

In diesem Jahr feiern Museen auf der ganzen Welt den 100. Geburtstag von Joseph Beuys. Das Kupferstich-Kabinett widmet sich zum Jubiläum dem Künstler als Zeichner. Erstmalig gibt die Familie Einblick in ihre private Sammlung. Sie bewahrt und behütet Zeichnungen aus allen Schaffensdekaden seit dem Tod von Joseph Beuys im Jahr 1986. Bislang unveröffentlicht, lädt die Ausstellung zur Begegnung mit dem Kosmos des großen Zeichners, sensiblen Beobachters und radikalen Erneuerers der Kunst des 20. Jahrhunderts ein.

Wie kein anderes Medium erlaubt die auf der Linie aufgebaute Zeichnung, Veränderung und Werden von Ideen und Gedanken unmittelbar zu erkennen. Den Zeichnungen wohnt die Kreativität inne, mit deren Freisetzung sie entstanden sind. Beuys verwendete alle möglichen Substanzen – Bleistift, unterschiedlichste Wasser-, Ölfarben und sogar Säfte – und fügte Fundstücke aus der Natur wie Pflanzen- und Blütenblätter zu Collagen zusammen. Schon mit der Materialität greift er in alle Richtungen der menschlichen Existenz. Kleinste Zettelchen bis hin zu schweren Papieren können Träger seiner Handzeichnungen werden; manche so lose wie flüchtige Assoziationen, manche auf Kartons aufgelegt und signiert wie vollendete Meisterwerke. Blatt um Blatt öffnet sich uns sein Universum in den Pflanzenbildern, Bergzeichnungen, Tierstudien, Figurenzeichnungen und Sprachdiagrammen. In ihnen zeigt Beuys sich als empathisch, allem Lebenden, den Menschen und Tieren zugewandt, ideen- und geistreich, für eine andere, offenere Gesellschaft kämpfend.

Wie sehr Beuys mit einer weitzurückreichenden Bildtradition verbunden ist, zeigen ausgewählte Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem reichen Bestand des Kupferstich-Kabinetts. Die Ausstellung macht Beuys quasi Geschenke und stellt ihm herausragende Werke gegenüber: Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Hercules Segers, Rembrandt van Rijn, Maria Sibylle Merian und bedeutende Romantiker. So entsteht eine Verbindung zwischen Beuys und der 300-jährigen Sammlung in Dresden, die sich immer dem Zeitgenössischen, bisweilen Kontroversen geöffnet und ihr Selbstverständnis aus der engen Zusammenarbeit mit Künstler*innen und ihren Familien abgeleitet hat.