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Wir freuen uns die erste Einzelpräsentation von Bethan Huws in der Galerie anzukündigen. Es ist die erste monografische Ausstellung der Künstlerin seit 15 Jahren in einem kommerziellen Kontext in Deutschland. Die Präsentation umfasst Werke aus ihrem gesamten künstlerischen Schaffen: frühe Fotografien, objekthafte Skulpturen und Wortvitrinen sowie eine neue Edition ihrer Notizen zum Werk von Marcel Duchamp.

Prägende Pole der konzeptuellen und zugleich sinnlichen Werke von Bethan Huws sind die Sprache und die Natur. Dies wird in ihren sorgfältig durchdachten und handwerklich perfektionierten Booten (seit 1983) aus Binsen offenkundig, von denen es mittlerweile zahlreiche Exemplare in unterschiedlichen Formationen gibt. Aus einer vertikal aufragenden Pflanze entsteht ein horizontal angelegtes, sinnbildlich für die menschliche Kultur stehendendes Objekt. Eng mit der Biografie der Künstlerin verbunden, lassen die Boote ihren ursprünglichen Kontext – die Kindheit Huws im ländlichen Wales 
und ihre Ausbildungszeit am Royal College of Art in London – aufleben.

Das Transponieren von Kontexten hat Bethan Huws bei Marcel Duchamp studiert, dessen Person und Werk sie seit mehr als 10 Jahren en detail recherchiert. Zeugnis dafür sind die erstmals in München gezeigten editierten Versionen ihrer Research Notes, 2007-2014, in denen sich Huws vor allem den frühen Readymades Duchamps widmet. Huws hat erkannt, dass der Schlüssel zum Verständnis des Denkens Marcel Duchamps in linguistischen Verknüpfungen liegt. In analytischen Recherchen und assoziativen Wortverbindungen zu Werktiteln und Notizen in englischer und französicher Sprache erschließt sie uns die vielfältigen Bedeutungsebenen in Duchamps Werk. Auch Bethan Huws hat die Sprache zu ihrem Referenzmedium auserkoren. Für ihre ‚Sprachspiele’ nutzt sie seit 1999 sogenannte Wortvitrinen, handelsübliche Metallkästen mit variablen, weißen Plastikbuchstaben, die man aus alten Amtsstuben oder Restaurants kennt. Die Lust an hintersinnigen Bedeutungsverschiebungen wird in der poetischen Mehrdeutigkeit von Il fait beau aujourd’hui, 2008 oder in Life is more important than art, 2016 evident.

Huws sprachliche Gewandtheit, ihr trockener Humor und die Gabe für pointierte – verbale wie visuelle – Formulierungen offenbaren sich auch in ihren Objekten: In Onion on a swing, 2008 oder in Apolinère, 2008 fallen formale und inhaltliche Referenzen zusammen, subjektive Behauptungen gehen einher mit kunstgeschichtlichen Verweisen. Dank der Technik des Zitats, des Sich-Aneignens von Bestehendem und dessen feiner Revision zeigen uns die Werke von Bethan Huws die Fragilität von scheinbar faktischen Gegebenheiten.

Die Werke von Bethan Huws (*1961 in Bangor, Wales, UK; lebt in Berlin) sind in zahlreichen Museumssammlungen vertreten und wurden in den letzten Jahren in umfangreichen Einzelausstellungen gezeigt, u.a. in der Kolumba (2016), dem Kunstmuseum des Erzbistums in Köln, und in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (2015). Aktuell hat Bethan Huws selbst eine Ausstellung im Daimler Contemporary Berlin kuratiert. Weitere Einzelausstellungen (Auswahl) fanden statt im Kunstmuseum Bern, 2014; Kunsthaus Zug, 2013; Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 2012; Whitechapel Art Gallery, London, 2011; Museum Ludwig, Köln, 2010, Kestnergesellschaft, Hannover, 2010; Tate Britain, London, 2010; Serralves Museum, Porto, 2009; Kunstmuseum St. Gallen, 2007; Bonnefantenmuseum Maastricht, 2006; Kunsthalle Düsseldorf, 2003; Henry Moore Institute, Leeds, 2001; und in der Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2000.