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Bernhard Heiliger wurde am 11. November 1915 in Stettin geboren. Er gehört zu den bedeutendsten Bildhauern der Nachkriegszeit. Zusammen mit Hans Uhlmann und Karl Hartung hat er den internationalen Ruf der deutschen Bildhauerkunst nach 1945 neu begründet. Er verstarb am 25. Oktober 1995 in Berlin und hinterließ ein vielfältiges, ein halbes Jahrhundert überspannendes Werk, das sich von der Figuration zur Abstraktion entwickelte.

Zu Beginn der fünfziger Jahre wurde der Bildhauer Bernhard Heiliger mit einigen Porträts schlagartig bekannt und berühmt. Der Kunstkritiker Will Grohmann schrieb damals über den Kopf von Karl Hofer: „Er ist von einer entwaffnenden Ähnlichkeit und gleichzeitig ganz und gar plastisch. Wie Heiliger das zuwege gebracht hat, ist rätselhaft.“ Die Ausstellung BERNHARD HEILIGER – KÖPFE spürt diesem Rätsel nach.

Von Heiliger kennt man heute vor allem seine abstrakten Skulpturen. Der Künstler trug selbst dazu bei, dass der volle Umfang seines Porträtschaffens wenig bekannt blieb, nur 25 Bildnisse nahm er in sein letztes Werkverzeichnis auf. Dank intensiver Recherchen sind inzwischen jedoch über sechzig Bildnisse Heiligers nachweisbar. Die Ausstellung präsentiert mit ca. 15 Köpfen und 20 Zeichnungen die Höhepunkte aus dem Porträtschaffen des Bildhauers.

Mit neuem Schwung hatte sich Bernhard Heiliger nach dem Zweiten Weltkrieg der Portraitschaffen gewidmet, einem der traditionellen Aufgabengebiete für Bildhauer. Es gelang ihm, die Darzustellenden treffend zu charakterisieren und dennoch autonome Kunstwerke zu schaffen. Heiligers neuartige individuelle Auffassung umging die konventionelle Abbildlichkeit und schuf eine lebendige Einheit von physiognomischer Prägnanz und formaler Freiheit. Die Zeitgenossen feierten Heiliger als Erneuerer der Porträtplastik. Die Bildnisse sind vielleicht deshalb so individuell, weil die meisten der Porträtierten zu Heiligers Freundeskreis gehörten. Es finden sich darunter viele Künstler wie Karl Hofer, Alexander Camaro, Boris Blacher, Walter Gropius, die Schauspieler O. E. Hasse und Ernst Schröder, die Tänzerinnen Dore Hoyer und Katherine Dunham, die Kunstwissenschaftler Karl Ludwig Skutsch, Christian Adolf Isermeyer, Kurt Martin und Philip Graf d'Arschot, der Philosoph Martin Heidegger, die Sammler Markus Kuss und das Ehepaar Schniewind sowie Freundinnen und Ehefrauen. Nur in vier Fällen hat Heiliger Porträtaufträge aus der Politik und der Wirtschaft angenommen: Ernst Reuter, Theodor Heuss, Ludwig Erhard sowie Heinrich Nordhoff. Leicht hätte er, der von zahlreichen Personen bedrängt wurde, sie zu verewigen, diese Serie zu einer Prominentengalerie der fünfziger und sechziger Jahre ausbauen könne. Doch letztlich war seine Sicht zu individuell, zu weit von Repräsentation und offizieller Ikonisierung entfernt.

Fast alle Köpfe sind ausschließlich aus dem Interesse an der Spiegelung eines Charakters in einprägsamen plastischen Formen entstanden. Heiliger verzichtete auf expressionistische Übersteigerung und umging stets die gefährliche Klippe zur Karikatur. Er arbeitete zudem völlig unschematisch. Die Individualität der Physiognomie bestimmte den jeweiligen Aufbau und die Technik. So entstand ein abwechslungs- und erfindungsreiches Werk, das die Gesichter einer Epoche versammelt.

Heiligers Kopfplastiken wurden bisher nur ein einziges Mal als gesonderte Werkgruppe vorgestellt: 1956 von Karl Ludwig Skutsch in einer Ausstellung im Berliner Haus am Waldsee mit weiteren Stationen im Westen Deutschlands. Im Vorwort des Katalogs gab Skutsch zu bedenken, dass Heiligers Hauptinteresse zwar auf ganz anderem Gebiet läge, doch seien die Köpfe „verglichen mit der Porträtauffassung der älteren Generation ein so überzeugender neuer Beitrag, dass eine Sonderausstellung dieser Seite seines Schaffens ihren Platz verdient.“ Unter dieser Perspektive soll nun nach über vierzig Jahren und erstmals nach dem Tod des Künstlers eine Ausstellung – anhand von ausgewählten Beispielen – Rückschau auf Heiligers Köpfe ermöglichen. PS. Ein Jahr nach dem Tod des Künstlers wurde die Bernhard-Heiliger-Stiftung gegründet. Zweck dieser gemeinnützigen Stiftung des Privatrechts ist es, den Nachlass zu sichern und zu betreuen sowie das Werk des Künstlers wissenschaftlich aufzuarbeiten. Der Katalog der Ausstellung BERNHARD HEILIGER – DIE KÖPFE ist ein Ergebnis dieser Forschungen.

Katalog: Zur Ausstellung liegt ein umfangreicher, wissenschaftlicher Katalog vor mit Texten von Manfred Schneckenburger, Ursel Berger, Jürgen Fitschen, Iring Fetscher und einem Werkverzeichnis der Köpfe bearbeitet von Marc Wellmann

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Bernhard Heiliger DIE KÖPFE