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Eine Vielzahl der Skulpturen des Berliner Bildhauers Bernhard Heiliger prägen noch heute Straßen und Plätze in ganz Deutschland. Zusammen mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete Heiliger den internationalen Ruf der deutschen Bildhauerkunst nach 1945 wieder neu und nimmt von hier ausgehend eine nicht wegzudenkende Position ein. Wie kaum ein anderer Künstler repräsentiert er die Geschichte der jungen Bundesrepublik mit seinen Arbeiten für den öffent-lichen Raum, zu deren bekanntesten die 1962-63 geschaffene "Flamme" auf dem Berliner Ernst-Reuter-Platz und die zweiteilige Hängeskulptur "Kosmos 70", die von 1970 bis 1994 im Westfoyer des Reichstagsgebäudes installiert war, gehören. Auch der "Große Phönix III" von 1966/92, zu sehen im Atrium des ZDF-Hauptstadtstudios und mit einem Exemplar auch in der Sammlung Würth repräsentiert, ist in unserem visuellen Gedächtnis gut verankert.

In enger Kooperation mit der Bernhard-Heiliger-Stiftung Berlin zeigt das Museum Würth eine umfassende Retrospektive zum Werk Bernhard Heiligers. Es ist die zweite Station einer Ausstellung, die zuvor im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen war. Neben mehreren eigenen Arbeiten greift die Präsentation auf zahlreiche Leihgaben aus öffent-lichem und privatem Besitz zurück und stellt die vielfältigen Werkphasen innerhalb des Gesamtschaffens in ausgewählten Exponaten heraus. Zentrale freiplastische Arbeiten, darunter "Montana I" von 1968 aus dem Park der Villa Hammerschmidt, der "Figurenbaum" von 1958 vor dem "Kanzlerbungalow" in Bonn sowie ein Teil der großen "schwebenden" Hängeskulptur "Kosmos 70" vermitteln die außerordentlich einprägsame Präsenz, die Heiligers Werke in der Öffentlichkeit eingenommen haben, und bezeugen gleichzeitig den steten Erneuerungswillen, mit welchem der Künstler fortschreitet. Dazu kommen große Reliefarbeiten, Assemblagen, eine Auswahl aus dem zeichnerischen Werk sowie von Heiligers berühmten Porträtköpfen.

Die gesamte künstlerische Entwicklung Bernhard Heiligers von der Figuration zur Abstraktion wird deutlich und die Vielfältigkeit seiner künstlerischen Ausdrucksfähigkeit in unterschiedlichen Materialien wie Bronze, Zement, Plexiglas, Aluminium, Edelstahl und Eisen ist präsentiert.

Bernhard Heiliger, 1915 in Stettin geboren, entwickelte seine eigene künstlerische Sprache erst als 30jähriger. Wie bei vielen seiner Generation hatten zuvor das "Dritte Reich" und der Zweite Weltkrieg eine freie Entfaltung verhindert. Nach 1945 galt es dann, den Anschluss an die moderne Bildhauerei zu finden. Heiliger vollzog in kurzer Zeit unterschiedliche Stilübungen und suchte die Auseinandersetzung mit Werken von Auguste Rodin bis Henry Moore. Schon im Frühwerk tritt neben der figürlichen Plastik die Abstraktion in Er-scheinung, die sich über die Zeit auch durchsetzt. Bekannt jedoch wurde Heiliger in den 1950er Jahren zunächst mit seinen unkonventionellen Porträtköpfen, die bekannte Persönlichkeiten wie den Künstler Karl Hofer oder den Bundeskanzler Ludwig Erhard darstellen.

Die eigene Zielsetzung fasste Heiliger selbst in aussage-kräftige Worte: "Plastik ist kein Spiel mit ästhetischen Formen; Plastik ist gebannte Vitalität und räumliche Realität. Vorsichtig tastend wächst sie in den Raum, blüht vegetativ in ihm oder stößt dynamisch mit großen Pulsschlägen gegen ihn, oder aber durchschwebt ihn transzendent - veränderliche, greifbare Poesie geworden, bestehend aus Höhen und Tiefen, aus beruhigten Formen und aufgerissenen Schründen. Nicht Stillstand, sondern Bewegung - wach sein zwischen den Dingen, die noch im Werden begriffen sind."

Pressetext

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Bernhard Heiliger 1915-1995
Kosmos eines Bildhauers