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Eröffnung: 13.03.2008, 19.00

Die raumgreifenden Installationen von Benjamin Bergmann (* 1968) umkreisen grundsätzliche und immer wiederkehrende Fragen des Menschen – seine Beschäftigung mit Werten, die Bedeutung seines Handelns, das Bedürfnis nach Erfüllung und Sinnstiftung, der Umgang mit Zeit und Vergänglichkeit. Seine neueste Arbeit »tief unten tag hell« hat Benjamin Bergmann eigens für das große Treppenfoyer der Pinakothek der Moderne geschaffen.

»tief unten tag hell« veranschaulicht eine geheimnisvolle Grenzsituation: Hunderte von Körben, jeder von ihnen angefüllt mit Kleidung, hängen hoch oben unter der Decke des Museums. Über lange Seile können die Körbe herabgelassen werden. Sie erinnern an die Garderoben, wie sie im Bergbau verwendet werden und machen die Existenz einer verborgenen Welt fassbar. Die potentielle Auf- und Abwärtsbewegung der Kleidungsstücke korrespondiert mit dem Tagesablauf der Kumpel, die selber jedoch abwesend sind. Auch in der Realität bleiben wesentliche Dinge dem Auge oft verborgen. Indirekt spiegelt sich in diesem Bild somit auch die Dynamik des Lebens.

Allein aus der inneren Logik ihrer Funktion ergeben die langen Seile vor der Wand ein grafisches Muster, dessen strenge Linien einer Partitur gleichen. Diese scheint vergangene und zukünftige Zeit auf abstrakte Weise nachzuzeichnen. In ihrem eigentümlichen, beredten Schweigen lässt »tief unten tag hell« die Ahnung um etwas Anderes aufkommen und wird zur Metapher für einen fortwährenden, nie abgeschlossenen Prozess des Suchens.

Benjamin Bergmanns ab 2001 entstehende Installationen stehen in der Tradition gebauter Materialcollagen und Environments. Architekturformen (Arena, Stadion, Triumphbogen) werden ebenso verarbeitet wie Aufbauten von Filmsets. Dabei strahlen Bergmanns Objekte oft einen provisorischen Charakter aus. Dass die Achterbahn, die er im ehemaligen Palast der Republik in Berlin errichtete, aussah, als müsse sie jeden Augenblick auseinander fallen, entspricht der Intention eines Künstlers, dem Begriffe wie Ewigkeit oder Perfektion suspekt sind.

Deutliche Spuren der Materialbearbeitung, das fast theatralische Herausarbeiten technischer Details und eine ins Absurde gesteigerte Funktionalität lassen Benjamin Bergmanns Skulpturen als Werkzeuge einer subversiven Welterkundung verstehen, in der das Prinzip des Scheiterns zu einer Kategorie des Schönen erhoben ist. In den Instrumentarien dieses Künstlers spiegelt sich das Leben als ein energetisch aufgeladenes und geheimnisvolles >Teatrum sacrum< in dem Wissen und Nicht-Wissen, Geheimnis und Erkenntnis gleichberechtigt gültig sind.

Die Ausstellung konnte mit Unterstützung der UBS München realisiert werden.

Kurator: Dr. Bernhart Schwenk

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Benjamin Bergmann
tief unten tag hell
Kurator: Bernhart Schwenk