Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt

Deutsche Bundesbank | Wilhelm-Epstein-Straße 14
60431 Frankfurt

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Benjamin Badock
Eine Ausstellung aus der Reihe PERSPEKTIVEN DER GEGENWART in der Deutschen Bundesbank
28.11.2016 - 10.02.2017

„No!“ steht auf dem Plakat, das die „Protesters“ nach oben halten. So aus dem Kontext genommen, lässt sich der Gegenstand der Ablehnung nicht ablesen. Doch die Eindeutigkeit der Aussage und die Prägnanz des Schriftbildes fügen sich bruchlos in die Formensprache des gesamten Bildes ein, da Körper und Kleidung der Figuren auf ähnliche geometrische Elemente reduziert sind. Der Holzschnitt gehört zu Benjamin Badocks noch unabgeschlossener Serie „Aufstellung“, in der unterschiedliche Menschen – eine Museumsbesucherin, eine Bardame oder eben die Protestierenden – ausgesprochen abstrahiert und typisiert abgebildet werden.

Die Auswahl der Figuren folgt keiner Systematik, vielmehr geht sie auf oft zufällige Beobachtungen im Alltag zurück. So kann ein Passant mit merkwürdiger Mütze Anlass eines Porträts werden und sich, indem das Motiv geometrisch reduziert wird, in einen „Typus“ verwandeln. Die Drucke erinnern durch die Einbeziehung der Typographie an klassische Plakate, ebenso an die Figuren der malerischen Avantgarde, wie sie z.B. Kasimir Malewitsch schuf, oder aber an traditionelles Holzspielzeug. Bei aller strengen Normierung der Formen behält Benjamin Badock jedoch einen ironischen Blickwinkel bei. Beispielsweise nutzt er für die „Aufstellung-FFV“ die immer gleichen Viertelkreise für das elegante Schriftbild wie auch für die freundliche Ponyfrisur und den imposanten Schnauzbart des Wurstverkäufers.

Die Variationsbreite und die leuchtende Farbigkeit dieser Porträts verweist auf die Werkserie „Plattenbau“, die Benjamin Badock seit 2007 immer weiter entwickelt. Der geläufige Begriff bezeichnet Gebäude, die vollständig aus Betonfertigteilen hergestellt werden. Benjamin Badock interessiert sich für diese Architektur und entwirft ganz unterschiedliche Bautypen. Auch im Hinblick auf die Technik nimmt er das Modulsystem auf: Vierzig unterschiedliche Holzplatten werden immer wieder neu kombiniert und durch zahlreiche Farben und technische Eingriffe variiert. So erinnern auf dem Holzschnitt „Karstadt/Abriss“ die Stelzen an die Entwürfe des bekannten Architekten Le Corbusier, während die gezackte Oberfläche auf die Fassaden der 1970er Jahre verweist.

Die Motive zeigen, dass sich Benjamin Badock in seinen Arbeiten immer wieder auf die Künstler und Architekten der Moderne bezieht. Diese haben sich mit ihren Ideen nicht nur immanent auf das eigene Feld bezogen, sondern darüber hinaus oft auch Utopien des Menschen und der Gesellschaft entworfen. Benjamin Badock arbeitet mit deren Vokabular, sieht dabei jedoch auch stets die Unvollkommenheit und die Zufälligkeiten des Alltags. Seine ironische Betrachtungsweise berücksichtigt das mögliche Scheitern der Ideale; eine gelassene Sicht, die nicht zuletzt durch die leuchtende Farbigkeit seiner Arbeiten unterstrichen wird.