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Benefit of the Doubt
9.3.–29.5.2021

Wir freuen uns die Gruppenausstellung Benefit of the Doubt anzukündigen, die im März 2021 in der Galerie Deborah Schamoni eröffnet. Diese Ausstellung bringt Arbeiten der Künstler*innen Gerry Bibby, Rochelle Feinstein, Sophie Gogl, Lorenza Longhi, Henrik Olesen, SoiL Thornton und Sung Tieu zusammen um Fragen der Anerkennung aufzugreifen, so wie sie den ästhetischen und sozioökonomischen Dimensionen der zeitgenössischen Kunst eigen sind.

Die eingeladenen Künstler*innen teilen ein Interesse an dem Kontext, der Produktion und der Rezeption zeitgenössischer Kunst und in die historisch und institutionell eingeschränkte Lesbarkeit von Form, Material und Medium. Allesamt stellen die gezeigten Werke gängige Formen der Benennung in Frage, indem sie die Prozesse ihrer eigenen Bedeutungsfindung durch idiosynkratische Redewendungen, ungewöhnliche Syntax oder eigenartige Wortspiele, umleiten.

Angesichts klimatischer gesellschaftlicher Polarisierungen offenbaren sich die Politik und Sprache rund um Anerkennung im öffentlichen Raum wie auch im Kunstfeld als zweischneidige Schwerter. Die Ausstellung stellt Arbeiten in den Fokus, die sich innerhalb eines ungelösten Streits positionieren: der Formulierung von Sujets (oder Subjekten) auf der einen und dem Umlenken der Aufmerksamkeit auf die Bedingungen ihrer eigenen materiellen Unterwerfung anderen Seite. Sie möchten sich ungern als Referenz oder Abstraktion, als Behälter oder Inhalt, als Enthüllung oder formaler Rückzug rechtfertigen. Ihre materiellen und sprachlichen Strategien problematisieren bereitwillig die Zwickmühle ihrer eigenen Wertschöpfung.

Wie können Lesarten ermöglicht werden, die Kurzschlüsse gängiger liberal-kapitalistischer Interpretationen unterbrechen? Kann in einer kulturellen Logik, die die Autorität individueller Erfahrung begünstigt, das Kunstwerk unabhängig von der sozialen Identität der Künstler*in agieren?

Die Werke in Benefit of the Doubt widmen sich diesen Fragen und wenden dabei eine materialistische Kritik an, welche sozioökonomische und historische Konditionen ihrer Produktion und Rezeption durchscheinen lassen. Diese Ausstellung möchte suggerieren, dass das Unübersetzbare oder Vernakuläre ästhetischer Erfahrung nicht als inhaltlicher Nachteil, sondern als struktureller Vorteil zu sehen ist, welcher das Potenzial transformativer Produktivität in sich birgt.