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Mit „Siegerehrungen“ stellten Alba D’Urbano und Tina Bara 2003 ihr erstes gemeinsames Projekt in unserer Galerie vor. Unter dem Titel „Corporal Identity“ zeigten die beiden Künstlerinnen sowohl ihre eigenen Arbeiten als auch diese erste gemeinsame Arbeit. Die zahlreichen thematischen Überschneidungen, die sich bei der engen Zusammenarbeit an der Ausstellung herauskristallisierten, waren schließlich die Initialzündung für den künftigen Auftritt als Künstlerinnenduo. Das individuelle Erscheinungsbild des menschlichen Körpers, „Corporal Identity“, ist das werkübergrei-fende Thema beider Künstlerinnen. Der kleine Worttransfer, abgeleitet von „Corporate Identity“, das für das unverwechselbare Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Organisation steht, erlaubt den Verweis auf die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen, dessen Körper von sozialen und kulturellen Lebensbedingungen geprägt ist und Veränderungen unterliegt. Wie schon bei „Siegerehrungen“ – die Künstlerinnen porträtierten 2003 ehemalige Leistungs-Schwimmerinnen der 50er bis 70er Jahre in der DDR in gleicher Pose wie der bei den damaligen Siegerehrungen – finden sich die gleichen Bezugs-punkte auch bei dem neuen gemeinsamen Projekt „Bellissima“.Als Grundlage für „Bellissima“ dient den beiden Künstlerinnen ein Film aus dem Jahr 1951 „Bellissima“ von Luchino Visconti, mit Anna Magnani als Mutter, die, um ihren gesellschaftlichen und sozialen Standard zu verbessern, ihre Tochter in einer Casting-Situation in der „Fabrik der Träume“, Cinecitta, für einen Film vorführt. Dieser Film sollte nie realisiert werden. In dem kritisch-ironischen Film untersuchte Visconti damals die Veränderungen, die die Verbreitung des Kinos mit seinen Mythen und Schönheits-idealen auf sozialer Ebene verursachten. Er visualisiert darin die Normen, die der Konstruktion der mediatisierten Schönheit zugrunde liegen, und wie diese schon im frühen Alter in der Bevölkerung verwurzelt werden. Heute wird die Visualisierung von Schönheitsidealen innerhalb der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten hauptsächlich von den Medien wie Film, Fernsehen, Printmedien oder Werbung transportiert. Der mediatisierte, meist weibliche Körper generiert zur Standardisierung und zur Normierung der Verhal-tensformen, die auch an nächste Generationen weitergegeben werden. Der Bezug auf den Film von Visconti ermöglicht den Künstlerinnen, die Distanz zu dieser Zeit und die Veränderungen im Körper-verständnis oder Verhaltensmustern heute zu reflektieren. Die installative Arbeit „Bellissima“ beschreibt eine von den Künstlerinnen initiierte künstliche Set-Situation, in der – wie Anna Magnani im Visconti Film – Mütter ihre Töchter vorführen, sie Gedichte auftragen oder tanzen lassen. In Interviews beschreiben sie ihre Wünsche in Bezug auf die (künstlerische) Karriere ihrer Töchter. Auch dieser Film sollte nie realisiert werden. Gibt es auch hier die Hoffnung für eine bessere Zukunft der Kinder durch die Medien?Alba D’Urbano, 1955 in Tivoli geboren, studierte Philosophie an der Universität La Sapienza, Rom und Malerei an der Accademia di Bella Arti. Sie war Meisterschülerin an der HdK Berlin mit Schwerpunkt Audiovisuelle Mittel. 1995 wurde sie als Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig berufen. Seit 1984 zahlreiche Ausstellungen in Museen und Galerien.Tina Bara, 1962 in Kleinmachnow geboren, studierte Geschichte an der Humboldt Universität Berlin, Fernstudium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 1989 Ausreise aus der DDR nach West-Berlin. 1993 wurde sie Professorin für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seit 1985 zahlreiche Ausstellungen in Museen und Galerien. ---In 2003, in an exhibition entitled ‘Corporal Identity’, Alba D’Urbano and Tina Bara presented Siegerehrungen (Award Ceremonies), their first joint project, in our gallery. In addition to this first collaboration, the two artists showed works created individually. The close cooperation revealed areas of shared interest and prompted D’Urbino and Bara to pursue a collaborative practice.The individual appearance of the human body – its Corporal Identity – has preoccupied the two artists in most of their work. The small semantic shift from ‘corporate identity’ – denoting the distinctive branding of a company or organisation – underscores the uniqueness of each individual, their bodies shaped by social and cultural conditions and subject to change. Bellissima, the new collaborative project, draws on the same points of reference as Siegerehrungen of 2003 – the portraits of former competitive swimmers of the 1950s, 60s and 70s recreating the poses they had assumed when they were presented with their medals. Bellissima is based on the Italian neorealist film of the same title (1951) by Luchino Visconti with Anna Magnani in the role of a stage mother who seeks to improve her social and financial position by making her daughter audition for a film in Rome’s Cinecittà ‘dream factory’. While the film within the film fails to get made, Visconti’s satire of the film industry examines the profound social chances engendered by the myths and beauty ideals propagated by cinema. He scrutinises the norms that underpin the construction of mediatised beauty and the way these are internalised widely from a very young age.Today’s beauty ideals are disseminated within the different social strata primarily through the media such as film, television, print and advertising. The mediatised body – usually female – serves the standardisation of behavioural patterns handed down to the next generation. The reference to the film by Visconti allows the artists to reflect the distance we have come since 1951 and to investigate the changes that have affected our body image and behaviour patterns. The installation Bellissima describes a mock film audition in which – like Anna Magnani in Visconti’s film – mothers show off their daughters, making them recite poems or perform a dance routine. In a series of interviews they speak of their hopes for their daughters’ artistic careers. That film, too, is never to be realised. Are we still looking to the media for a better future for our children?Alba D’Urbano, born in 1955 in Tivoli, read Philosophy at La Sapienza University in Rome and studied Painting at the Academy of Fine Arts in the Italian capital. She attended master classes in Visual Communication at the Hochschule der Künste, Berlin, majoring in Audiovisual Productions. In 1995 she was appointed professor at the Hochschule für Grafik und Buchkunst (Academy of Visual Arts) in Leipzig. Since 1984 she has had numerous exhibitions in museums and galleries.Tina Bara, born 1962 in Kleinmachnow in Brandenburg, studied History at Berlin’s Humboldt University and earned a degree in Photography in a correspondence course at the Hochschule für Grafik und Buchkunst (Academy of Visual Arts) in Leipzig. In 1989 she left the GDR for West Berlin. In 1993 she was appointed professor for Photography at the Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Since 1985 she has had numerous exhibitions in museums and galleries.

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Bellissima
Alba D´Urbano und Tina Bara