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Die Galerie Eva Winkeler freut sich, am Freitag, den 1. Dezember 2006 ihre neuen Räume in der Bethmannstrasse 13 mit der Gruppenausstellung BELLEVUE zu eröffnen.

Der Ausstellungstitel BELLEVUE steht für den positiven Neuanfang einer jungen Frankfurter Galerie in neuen Räumen und stellt zugleich eine assoziative Verbindung der Hauptstadt Berlin mit seiner berühmten Schlossanlage und des mit eines im Deutschen ebenso benannten prominenten Strassenzugs der Finanzmetropole Frankfurt her. BELLEVUE gewährt einen selektierten Blick auf sechs verschiedene künstlerische Segmente aktuellster zeitgenössischer Kunst. Die in dieser Ausstellung vertretenen KünstlerInnen internationaler Herkunft leben ausnahmslos seit vielen Jahren in Berlin und haben sich bewusst für diese Stadt und damit gleichzeitig für dieses Land entschieden. Außer dieser Gemeinsamkeit teilen sie das Vermögen eine eigene starke und unverkennbare Bildsprache mit einem eigens geschaffenen malerischen Vokabular oder dem auffallend individuellen Umgang mit Material wie Papier, Pappe, Holz und Beton zu entwickeln. Dieses offensichtliche Potenzial in den Arbeiten der sechs eingeladenen KünstlerInnen bildet den wörtlich gemeinten „größten“ gemeinsamen Nenner.

Lucio Auris Arbeiten changieren oft zwischen Kunst und Funktionalität um dann zur Installation zu fusionieren. In der Ausstellung werden Sitzobjekte, Werkskizzen,Fotos, Gemälde und Leucht-objekte im gekachelten Eingangsbereich der Galerie in formalen Dialog zueinander gesetzt und bilden ein Diorama. Auri interessiert der öffentliche Raum und seine Installationen sind entweder selbst Teil davon oder nehmen Bezug dazu. Von Lucile Desamory werden sich ein Papierskulptur und drei grossformatige Collagen aus einer 2006 entstandenen Serie gegenüberstehen. Grundlage ihre Arbeiten bilden photographischer Fundstücke aus Büchern und Zeitschriften. Sie mutieren sodann durch weissen und farbiger Karton und Papier zu traumartigen Sequenzen.In den Arbeiten von Desamory wird die Zeit angehalten und es ergeben sich und traumhafte Film-Stills sowie phantastische Sets mit Modellcharakter. In Andrew Gilberts hochaktuellen Zeichnungen bekämpft jeder jeden. Weltreligionen versus weltliche Armeen, Glaubenskrieger verschmelzen in Kampf und nicht zu überbietenden Grausamkeiten mit Kolonialherrschern oder Ordensträgern, westeuropäische Soldaten meucheln afrikanische Zwitterköniginnen und diese morden dann wieder Glaubenskrieger. Gilbert nutzt die Geschichte wie ein Schachbrett auf dem munter zwischen Mittelalter und amerikanischem Bürgerkrieg etwa, hin und her gesprungen wird. Diese Darstellungen sind in farbenfrohen Arrangements zu Papier gebracht, so dass eine geradezu groteske Diskrepanz zwischen der Darstellung menschlicher und seit Jahrtausend andauernder Schauerlichkeit und seiner Verpackung entsteht. In seiner Skulptur mit dem Titel „Vision of Confederate Soldier After Smoking Medieval MonksTeeth“ formieren sich einzelne Objekte wie Maske, Tea-Pot, Uniform etc. zu einem Fetisch-Reigen um einen blutrot bemalten Sonnenschirm. Die Skulpturen aus Beton von Jeroen Jacobs lassen die sonst übliche Assoziation mit diesem eigenwilligen Material nicht zu. In dieser Ausstellung lenken sie, elegante Zeitgenossen der Postmoderne, den Blick zu Boden und halten Momente der modernen Gegenwart fest, in welcher der Künstler die fliessende Masse zum Stillstand gebracht hat. Anna Parkina nimmt in ihren derzeitig entstehenden Collagen Bezug zu Hollywood und setzt den vergangen Glamour neu in Szene. Der distanzierte Blick lässt die Künstlerin in die Rolle der Protagonistin aber auch der gewitzten Beobachterin schlüpfen. Diese Taktik wird nochmals überhöht und so wird der Betrachter zum Betrachter des Betrachters. Stilistische Mittel, die der russischen Avantgarde und den europäischen 20er Jahren zugeordnet werden können setzt Parkina bewusst in ihren plakatgossen Collagen ein. Dominic Woods Skulpturen und Bilder stehen in einem Wechselspiel und ergänzen sich in ihrer vermeintlich unterschiedlichen räumlichen Dimension. In beiden Genres offenbaren sich die Gesetze der Schwerkraft und werden zum künstlerischen Assistenten. Beide zusammen entscheiden, wann eine Skulptur oder ein Bild vollendet ist. Trotz Größe und Einsatz unbearbeiteter Elemente wirken Woods Holzskulpturen wie filigrane Mobiles, die sich an Raum nehmen, was ihnen zusteht. Die mehrschichtigen Übermalungen auf Holz in Woods Bildern stehen, obwohl flach an der Wand platziert, den Skulpturen in ihrer Raumhaftigkeit in nichts nach sind sich zugleich der Zeit ihrer Entstehung und dem Blick auf die Kapitel der „Modernen Kunst“ durchaus bewusst.

Pressetext

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BELLEVUE
Lucio Auri, Lucile Desamory, Andrew Gilbert, Jeroen Jacobs, Anna Parkina, Dominic Wood
kuratiert von Caroline Nathusius