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Für die nächste Ausstellung hat der Belgier Erich Weiss Freunde eingeladen, mit ihm in einen künstlerischen Dialog zu treten. Bela Lugosi war der berühmteste Darsteller von “Graf Dracula“. Seit den 30er Jahren prägte er die Vorstellung eines Leinwand-Vampirs. Erich Weiss unternahm zahlreiche Reisen in den Karpatenraum, um dem Phänomen und Mythos Dracula auf die Schliche zu kommen. Katia Bourdarel (F), Dirk Braeckman (B), Thomas Galler (CH) und Arno Nollen (NL) bringen Werke nach Bern, die das Thema weiterentwickeln und subtil aufnehmen. Im Zentrum stehen aber Erich Weiss Arbeiten, die im letzten Jahr entstanden sind.

Erich Weiss musste sich zwangsläufig früher oder später für den “Dracula“-Mythos interessieren, zu evident sind die Verbindungen seines Werkes mit dem Stoff. Morbidität und Schönheit, Kult und Okkultes, Rockmusik oder das geheimnisvolle der Nacht finden sich in fast allen Arbeiten des Künstlers. Nach gross angelegten Recherchen brach er zu den Reisen auf, um von dort mit zahlreichen Arbeiten zurückzukehren. Die gewählten Medien sind vielfältig. Ob Fotografie, Video, Zeichnung, Collage, Installation, immer passen die einzelnen Puzzlesteine perfekt in sein künstlerisches Gesamtkonzept. Anziehung und Abstossung gehören in seinem Werk zusammen. Der Wunsch nach Unsterblichkeit beflügelt kühnste Träume. Der Künstler “erschafft“ seine eigene Welt, eine Welt, bevölkert mit Menschen und mythischen Wesen, die in neuem Licht erscheinen und uns durch die kollektive Erinnerung doch “unheimlich“ vertraut sind. Seine Inszenierungen und auf ausgedehnten Spaziergängen gefundenen Bilder verdichten sich in der Gesamtschau zu einer neuen Legende, zu seiner eigenen Version des Stoffes.

Katia Bourdarels Aquarelle beziehen sich auf fiktive Märchengeschichten. Feinsinnig arrangiert sie vordergründig hübsche Motive zu auf den zweiten Blick traumatischen Kompositionen. Meisterhaft malt und zeichnet sie ihre imaginierten Welten und entrückt die BetrachterInnen in eine verloren geglaubte, aber eigentlich sehr präsente Welt. Dirk Brackmans Fotografien wirken wie leichthändig aufgenommene Momentaufnahmen, sind jedoch Poesien erster Güte. Scheinbar Unwesentliches rückt ins Zentrum und erlebt in einer schier malerischen Art und Weise eine unglaubliche Auratisierung. Achtlos Weggeworfenes bildet oftmals Ausgangspunkt zu Thomas Gallers Arbeiten. Mit offenen Augen durchstreift er die Welt und bringt Fundstücke in einen künstlerischen Kontext. Mit subtilen Interventionen entzieht er den Objekten ihren “wahren“ Kern und ermöglicht damit einen offenen, neutralen Dialog. Arno Nollen schliesslich ist Meister im Sammeln von Motiven. Minutiös wächst so ein Konvolut von “Geschichte“ heran, alles unerbittliche Zeugen des Augenblicks. Er versteht es aber, die Bilder in ein verklärt-romantisches Konvolut zu bringen – eindrücklich belegt das die Porträtserie eines älteren Menschen.

Bernhard Bischoff, Februar 2006