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Das DHM zeigt zum 100. Todestag des Bildhauers Reinhold Begas die erste ihm gewidmete Ausstellung seit 1911 und erinnert damit an einen seine Epoche bestimmenden Künstler. Als Schöpfer einiger der bekanntesten Denkmäler Berlins wie dem Neptunbrunnen, dem Schiller-Denkmal oder dem einstigen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal und als Porträtist herausragender Persönlichkeiten gestaltete er die Bildwelt des Kaiserreiches. Die künstlerische Qualität seiner Werke, seine originären Bildfindungen und die Lebendigkeit der Gestaltung stellen ihn gleichberechtigt in die Nachfolge von Schlüter, Canova, Thorvaldsen, Schadow und Rauch sowie in Konkurrenz zu seinen Zeitgenossen Auguste Rodin und Adolf von Hildebrand.

In seiner frühen Schaffensphase war Begas mit seiner damals als revolutionär empfundenen Überwindung des Klassizismus stilbildend für den Berliner „Neubarock“, den er bereits seit den 1850er Jahren in engem Austausch mit seinen Malerfreunden Böcklin, Lenbach und Feuerbach in Rom entwickelte.

Die späteren Werke sind mit der Zeitgeschichte des Deutschen Kaiserreiches unmittelbar verbunden. Wie kein anderer profitierte Begas von den Großaufträgen, die Herrscher und Privatpersonen in der Aufbruchstimmung und dem Wirtschaftsaufschwung nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg 1871 erteilten. Die monumentalen Staatsaufträge Kaiser Wilhelms II. für Berlin, die im Detail herausragend, bezüglich der Gesamtanlage und politischen Botschaft jedoch schon bei den Zeitgenossen umstritten waren, dienten der Repräsentation der Hohenzollern-Monarchie.

Ein eigener Ausstellungsteil behandelt die politisch gewollte Zerstörung der Monumente der preußischen Monarchie nach dem 2. Weltkrieg in Ost- und Westdeutschland anhand eindrücklicher Fotos und Überreste. Die Schleifungen fanden nicht 1918/19 nach dem Ende der Monarchie, sondern zeitversetzt nach der Gründung der beiden deutschen Staaten statt.

Dieser Ikonoklasmus sowie die Zerstreuung des Nachlasses unmittelbar nach dem Tod des Künstlers trugen wesentlich dazu bei, dass Begas in Vergessenheit geriet. Die Ausstellung wird ihn ins Bewusstsein der Öffentlichkeit als Teil der politischen Geschichte und in die Kunstgeschichte zurückholen.

Zu sehen sind rund 200 teils noch nie gezeigte Werke, Fotos und Dokumente, die einen Gesamtüberblick über Begas’ Leben und Werk geben, die politische Ikonographie der Kaiserzeit beleuchten und zugleich ein Panorama der Berliner Kunst- und Kulturgeschichte entfalten.

Der reich bebilderte Katalog ist die erste Monographie zu Begas nach einem schmalen Band von 1901. Er wird neben 15 Essays und Zeitdokumenten auch ein grundlegendes Verzeichnis der bildhauerischen Werke enthalten, für das mit Jutta von Simson eine ausgewiesene Kennerin der Berliner Skulptur des 19. Jahrhunderts gewonnen werden konnte.

Die Ausstellung entstand mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder.

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Begas – Monumente für das Kaiserreich.
Eine Ausstellung zum 100. Todestag des Bildhauers
Reinhold Begas (1831-1911)
Kuratorin: Esther Sophia Sünderhauf