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Für das zweite Travelling-Programm des "bed of film" nahmen wir uns vor, das Thema wörtlich zu nehmen - uns also mit dem filmischen Stilmittel der Kamerafahrt zu beschäftigen. Und je mehr Travellings wir sichteten, sammelten und ausschlossen, desto klarer wurde dies: Travellings sind nur schwer miteinander zu vergleichen, auf eine oft so einzigartige Weise in den Filmen verankert und so sehr von den jeweiligen Dispositiven und Autorenhandschriften geprägt, daß der Versuch, hier strukturelle Ordnung zu schaffen, doch nur darauf hinausliefe, unserem Gegenstand die Besonderheit auszutreiben.

Natürlich kann man versuchen, die Vielfalt zu benennen: Es gibt Fahrten, die sich beschleunigen, bis zum Zenit, zum notwendigen Fall der Bewegung. (Carax, Mauvais Sang). Andere folgen dem strengen System des genauen Tempos: die km/h einer Autofahrt kann dem jeweiligen inneren Rhythmus eines Films auf herzzerreißend genaue Weise entsprechen (Kiarostami, Quer durch den Olivenhain) oder ihm entgegenlaufen, um nach einer scheinbar unendlich langen statischen Sequenz den Film zu entankern, die Fäden des Plots zu lösen und loszulassen. (Helke Sander, Redupers). Da haben wir dann auch die Intervalle, in denen geschwiegen wird und die den Film mit Welt aufladen, indem diese durchfahren und nicht herbeigeredet wird. (Klopfenstein, Das Schlesische Tor; Hsou Hsiao-Hsien). Natürlich sind Travellings auch das beliebte Mittel, die Protagonisten auf die schönste Weise zusammenzubringen. Das wäre die kinetische Lösung ins psychologisch-metaphorische gewendet, der Übergang vom Stillstand zur Bewegung (Pasolini, Mamma Roma) oder von einer Bewegung zu einer anderen; von der Provinz in die Metropole. (Hou Hsiao-Hsien, Goodbye South Goodbye). Das Motiv des Sich-im-Kreis-Bewegens (Kamensky, Divina Obsésion), das das Gefängnis stets mitaufruft, macht Bewegung überhaupt zur traurigen Trope. Zu denken an so etwas wie das "letzte Travelling", das alle Nuancen von dem, was Bewegung sein kann, noch einmal wie ein Abendrot aufscheinen läßt. (Jafar Panahi, The Circle).

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bed of film - No.V

Künstler: Helke Sander, Hou Hsiao-Hsien, Jafar Panahi...