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Eröffnung: Freitag, 13. Mai, 2005, 20:00 Uhr

Am Freitag, den 13. Mai 2005 präsentiert die die Akademie Schloss Solitude neue Projekte der Künstlerinnen und Künstler bankleer, Valeria Hasse, Markus Grob, Rodney LaTourelle, Anke Zürn, Judith Fischer und Sabine von Fischer.

bankleer ... mission begins (Buchpräsentation, Fotos und Zeichnungen)

Das Buch »where work ends and mission begins« ist die Dokumentation einer seit Anfang 2001 in Berlin, Stuttgart, Istanbul und Bombay entstandenen Projektreihe über den heutigen Stellenwert der Arbeit in der Gesellschaft. Die Bilder und Fotos am Anfang und Ende des Buches geben Einblick in die künstlerische Praxis von bankleer und zeigen Resultate ihrer Experimente und künstlerischen Interventionen. Für den Textteil wurden Personen um Beiträge gebeten, die entweder direkt an Aktionen beteiligt waren oder zur Bildung des theoretischen Hintergrunds von bankleer beigetragen haben.

bankleer sind Karin Kasböck und Christoph Leitner, ein Duo, das seit 1998 in Berlin aktiv ist und dokufiktionale Filme, Videoinstallationen und Performances produziert. Ökonomische und politische Inhalte werden in ihrer Arbeit mit spielerischen Performances verschränkt, um die Hierarchie zwischen Theorie und Körperpraxis aufzuheben. Karin Kasböck und Christoph Leitner waren 2003/2004 Stipendiaten der Akademie.

Valeria Hasse / Marcela Muniz tota (recycled jewelry) - Found in a box Valeria Hasse sammelte während ihres Aufenthaltes an der Akademie Schloss Solitude im Frühjahr 2004 verschiedene Objekte, mit dem Ziel sie zu recyceln und in neue Schmuckstücke umzuarbeiten. Eine ihrer interessantesten Entdeckungen war eine Sammlung alter, verrosteter Kofferrahmen aus Metall, die sie auf einem Stuttgarter Flohmarkt fand. Nach ihrer Rückkehr nach Buenos Aires begann das Design-Team »tota« (2002 von Valeria Hasse und Marcela Muñiz als experimentelles Recycling-Designprojekt ins Leben gerufen) diese Kofferrahmen mit unterschiedlichen Materialien aus der Umgebung von Buenos Aires zu kombinieren und in neue Schmuckobjekte zu verwandeln. Das Resultat dieses Projektes ist eine Kollektion, die das Konzept Schmuck in Frage stellt, um eine neue Beziehung zwischen Objekt und Körper zu ermöglichen.

Valeria Hasse, geb. 1963 in Buenos Aires/Argentinien, studierte Design an der Universität von Buenos Aires. Postgraduiertenstudium an der Jan van Eyck Akademie, Maastricht. Sie arbeitet als freie Designerin im Bereich der Printmedien, sowie an experimentellen und gemeinschaftlichen Projekten. Valeria Hasse ist seit März 2004 Stipendiatin der Akademie.

Markus Grob Kleine Häuser Ausstellung einiger Modelle von Wohnhäusern aus fünf Jahrhunderten, angefertigt von Studierenden im interdisziplinären Seminar »Kleine Häuser« von Prof. Markus Grob an der staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe (1999-2004).

»Überraschend stellte sich bei der Suche nach einer gültigen Bezeichnung des Themas heraus, dass durch alle Zeiten hindurch klar ist, was mit kleinen Häusern gemeint ist, dass jedoch die einzelnen Bezeichnungen dafür jeweils epochenbezogen oder nachbarschaftsabhängig sind. Diese Diskrepanz zwischen dem allgemeinen Phänomen und seiner örtlich und zeitlich bedingten Bezeichnung löste die Untersuchungen aus.« (Markus Grob)

Markus Grob, geb. 1952 in Bern/Schweiz, studierte Architektur an der ETH Zürich und arbeitete im Atelier von Adolf Krischanitz. 1997 war Markus Grob Gast an der Akademie Schloss Solitude bevor er 1998 von Heinrich Klotz an die staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe als Professor für Architektur berufen wurde.

Rodney LaTourelle Soft Republic »Soft Republic« setzt sich aus leuchtend farbigen Sitzmodulen zusammen, die in einem Park platziert und dort als öffentliche Ruhezone bzw. Treffpunkt genutzt werden können. Sie bestehen aus weichen, geschäumten, dreieckigen und kubischen Formen, die mit farbigem Gummi überzogen sind. Farbe, Form und Gestaltung der Sitzgelegenheiten stehen in engem Zusammenhang und Wechselwirkung. Sie schaffen dadurch paradoxerweise eine entspannte und sinnliche Atmosphäre in einem öffentlichen Raum. Rodney LaTourelle interessiert sich für diese Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Raum, für die Grenzen zwischen beiden bzw. die Aufhebung dieser Grenzen.

Rodney LaTourelle, geb. 1965 in Winnipeg/Kanada, studierte ökologische Wissenschaftenund Landschaftsarchitektur an der Manitoba Universität in Winnipeg. Er arbeitet als Installationskünstler, Designer, Ausstellungsorganisator und schreibt für verschiedene kanadische Kunstzeitschriften. Rodney LaTourelle war 2004 und 2005 Stipendiat der Akademie Schloss Solitude .

Anke Zürn Konstruktion von Wissen - Modelle und Modellbau in der Chemie

Modelle, bestimmte visuelle Symbole (chemische Formeln), schematische Darstellungen und Simulationen haben eine lange Tradition und sind heute essentieller Bestandteil der Kommunikation chemischer Inhalte. Durch die Konstruktion dreidimensionaler Kristallstrukturmodelle gelingt es topologische Besonderheiten erfass-, untersuch- und kommunizierbar zu machen. Selbst heute, da wissenschaftliche Visualisierungsprogramme und computergenerierte virtuelle Modelle längst zum Standard geworden sind, hat der Modellbau seinen selbstverständlichen Platz im Forschungsalltag. An Hand konkreter Beispiele aus der Chemie spürt Anke Zürn der Bedeutung von Modellen nach, arbeitet unterschiedliche Darstellungsstrategien heraus und hinterfragt Möglichkeiten und Grenzen der eingesetzten Medien.

Anke Zürn, geb. 1964 in Wiesbaden, studierte Kunsterziehung und Chemie an der Kunstakademie Stuttgart, der ENSBA Paris und der Universität Stuttgart. 1998 folgte eine Dissertation am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Seit 2001 arbeitet sie an der ETH Zürich zur Anwendung neuer Medien in der Forschung und der Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte. Anke Zürn war 2004 Stipendiatin im Programm art, science & business der Akademie Schloss Solitude .

Judith Fischer dark.reading

Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 13. Mai wird Judith Fischer um 21 Uhr ihren dreiminütigen Film mit dem Titel »dark.reading« zeigen. In »dark.reading«, gedreht auf 16 mm und danach zu Video umgewandelt bzw. digitalisiert, geht es um den Akt des Lesens, um einen Vorgang, »der sich trotz Augenzeugenschaft visuell entzieht und in dem das abgelichtete Subjekt in sich und zur gleichen Zeit in etwas anderes versunken ist.« (Judith Fischer)

Judith Fischer, geb. 1967 in Hallstatt/Österreich, studierte Philosophie und Kommunikationstheorie in Wien. Postgraduiertenstudien an der Jan van Eyck Akademie, in Maastricht und am Bauhaus Kolleg in Dessau. Sie ist als Künstlerin, Übersetzerin, Kunstkritikerin und Theoretikerin tätig. Judith Fischer war 2004 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude .

Sabine von Fischer Ein Sitzplatz am Ereignishorizont

In many galaxies where black holes devour material greedily--generating a phenomenon that astronomers call an active galactic nucleus (AGN)--stars form at a precipitous rate in episodes known as starbursts. How can these two seemingly disconnected processes be so intimately related? (Kimberly Weaver in Scientific American, July 2003)

Sabine von Fischers "Sitzplatz am Ereignishorizont" ist ein Ort, der zum Hinsetzen und Stöbern in den Büchern des gegenüberliegenden Bücherkiosks einlädt. Gefaltet aus langen Wellkartonrollen, sind die Sitzgelegenheiten Prototypen ihrer "des plis en plus"- Möbelserie: Raumobjekte, die "mehr Falten" haben. In die Objekte hineingefaltet sind Schilderungen von Orten und Dingen. So zieht die Architektin Parallelen zum Begriff des Ereignishorizonts aus der Physik. Der Ereignishorizont, so vermuten Astrophysiker, ist die Grenze, an der Masse zu Information transformiert wird, und umgekehrt. Vollständig zusammengefallen in den dichten Sitzobjekten verschwinden also die Geschichten, um in den Büchern wieder aufzutauchen. Die "des plis en plus"-Serie ist eine geometrische, materialtechnische und konstruktive Übung (auch in Zeichnungen dokumentiert), die die Rhetorik von dynamischem Raum, Kinematik und Performance in einer Low-Tech-Struktur umsetzt.

Sabine von Fischer (*1969) ist seit dem Architektur- und Kunststudium in der Schweiz, in Schottland und in den USA. als Architektin und Texterin tätig; 1998–2003 unter dem Namen "Normal Group", seit 2004 unter "Diaphanarch". Sabine von Fischer ist seit Februar 2004 Stipendiatin der Akademie.

Die vier Ausstellungen "Sitzplatz am Ereignishorizont" von Sabine v. Fischer, "Kleine Häuser" von Markus Grob, "Soft Republic" von Rodney LaTourelle und »Konstruktion von Wissen" von Anke Zürn werden während des Symposiums "Die Kunst, wie ein Architekt zu denken – Geschichten aus dem Architekturbüro" eröffnet und beziehen sich auch inhaltlich darauf.

Eröffnung aller Projekte am 13. Mai 2005 um 20h, mit einer live Performance von Kristjan Varnik um 20.30h: "New Conventions of Behavior"

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bankleer , Valeria Hasse, Markus Grob, Rodney Latourelle, Anke Zürn, Judith P. Fischer, Sabine von Fischer, Kristjan Varnik