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Das LIECHTENSTEIN MUSEUM und der Kunsthandel gehen im Rahmen dieser Sonderausstellung gemeinsame Wege. Bereits im Dezember des Vorjahres hatte die Ankündigung des Museums, seine Öffnungszeiten durch Sponsoringbeiträge aus dem Kunsthandel zu erweitern, für Überraschung gesorgt. Nun setzt diese Partnerschaft mit der ELITE GROUP of Fine Art Dealers, einem Zusammenschluss von Vertretern des internationalen Kunsthandels, neue interessante Akzente: Ergänzt um bedeutende Werke aus den Fürstlichen Sammlungen sowie ausgewählte Leihgaben, stammen etwa zwei Drittel der Objekte der Sonderausstellung AUF GOLDENEM GRUND aus dem Bestand eines der Mitglieder der ELITE GROUP, der Galerie G. Sarti. Ein Querschnitt von kostbaren Täfelchen, die entweder noch im Besitz der Galerie sind oder in jüngster Vergangenheit von dieser verkauft wurden, erschliesst dem Ausstellungsbesucher das Spannungsfeld der Zeit zwischen der traditionellen Goldgrundmalerei und der atmosphärischen, tiefenräumlichen Malweise, die den Aufbruch zur Renaissance begleitete.

Die Galerie G. Sarti mit der vornehmen Adresse Rue du Faubourg Saint-Honoré 25 in Paris ist für ihre Spezialisierung auf italienische Malerei der Gotik und Frührenaissance bekannt. In den letzten Jahren konnte die Galerie weltweit viele Werke aus dieser Zeit bei Privatsammlern sowie in grossen Museen unterbringen. So kam beispielsweise ein Gemälde von Mariotto Albertinelli (1474–1515) mit der Anbetung des Kindes in den Besitz des Musée des Beaux-Arts in Montreal, eine Kreuzigung von Francesco di Vannuccio (dokumentiert 1356–1389) wechselte in den Louvre, und ein Gemälde von Lorenzo Veneziano (dokumentiert 1356–1372) ist heute im Musée des Beaux-Arts in Tours zu bewundern.

Die frühe italienische Malerei ist in Wien nur mit wenigen Werken präsent. Umso erfreulicher ist es, dem Publikum eine derartige Ausstellung im Kontext mit Beispielen aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein präsentieren zu können. Ein Teil dieses ansehnlichen Bestandes an Gemälden der italienischen Gotik und Frührenaissance wird üblicherweise in Saal 4 der Dauerausstellung des LIECHTENSTEIN MUSEUM gezeigt, nun sind diese Werke im Rahmen der Sonderschau zu sehen.

Seitens der Familie Liechtenstein bestand vor allem am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, verkörpert durch Fürst Johann II. von Liechtenstein (1858–1929), grosses Interesse an derartigen Objekten. Das Sammeln dieser Periode lag im Trend und erlangte zu dieser Zeit einen Höhepunkt. Johann II. konnte die bereits vorhandene Sammlung durch den Erwerb von bedeutenden Bildern der frühen italienischen Malerei erweitern, auch wenn es bereits damals nicht leicht war, diese Gemälde auf dem Kunstmarkt aufzuspüren. Der Fürst kaufte sehr oft direkt in Florenz und stützte sich bei seinen Ankaufsentscheidungen auf seinen Berater und "Fährtensucher" Wilhelm von Bode. In ganz Europa unterwegs, war dieser nicht nur als Generaldirektor der königlichen Museen in Berlin für den Erwerb von Kunstwerken verantwortlich, sondern auch unterstützend für die Fürstlichen Sammlungen im Einsatz. Gemälde wie Lorenzo Monacos Maria mit dem Kind und zwei Engeln (um 1420) oder Naddo Ceccharellis Christus als Schmerzensmann (um 1347) konnten der Sammlung durch die Bemühungen des Fürsten hinzugefügt werden.

Der Grosszügigkeit des Fürsten Johann II. von Liechtenstein verdanken aber auch andere Museen in den ehemaligen Monarchieländern und in Wien ganz entscheidende Schenkungen. Viele der ehemals in den Fürstlichen Sammlungen befindlichen frühen italienischen Gemälde wechselten unter seiner Regentschaft den Besitzer. Seit 1879 trat der Fürst gegenüber der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien als Mäzen auf und überliess ihr rund 60 Schenkungen, darunter so bedeutende Gemälde wie den Tondo des Sandro Botticelli und Antonio da Fabrianos Marienkrönung. Anhand einer Leihgabe aus der Gemäldegalerie der Akademie, Jacopo del Sellaios Thronende Madonna mit Kind, dem Johannesknaben und Engeln, wird in der Ausstellung AUF GOLDENEM GRUND beispielhaft auf jene Beiträge des Fürsten sowie diesen speziellen Aspekt der Sammlungsgeschichte hingewiesen.

Viele der Diptychen, Triptychen und Polyptychen sind heute in aller Welt verstreut. Um neueren und der Mode entsprechenden Altären Platz zu schaffen, wurden sie oftmals in Einzelteile zerlegt und andernorts wieder aufgestellt oder neuen Verwendungen zugeführt. Auch auf dem Kunstmarkt liess sich auf diese Art vor allem im 19. Jahrhundert mehr Profit machen. Nur wenige Altäre aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind daher heute noch in ihrem ursprünglichen Zusammenhang zu bewundern. Isoliert und aus dem Gefüge gerissen, ist die ursprüngliche Bedeutung und Verwendung der Täfelchen für den heutigen Betrachter oftmals nicht mehr nachvollziehbar. Die Rekonstruktion der Altäre ist eine grosse Herausforderung, die trotz profunder Forschungsarbeit auf diesem Gebiet vor allem aufgrund der Seltenheit der Werke leider nicht immer gelingt. Ziel der Ausstellung ist es daher auch, im Rahmen des derzeitigen Forschungsstandes auf ursprüngliche Zusammenhänge hinzuweisen, und dem Publikum die besondere Pretiosität dieser Tafeln sowie deren ursprüngliche Verwendung und teils abenteuerlichen Schicksale bewusst zu machen.

Für die von Claire und Giovanni Sarti zusammengestellten Werke verfassten hochkarätige Vertreter der Kunstwissenschaft einen umfangreichen Katalog, der in englischer und französischer Sprache vorliegt. Namhafte Experten für frühe italienische Malerei, darunter unter anderen Keith Christiansen, Luciano Bellosi, Andrea De Marchi, Machtelt Israëls und Frank Dabell, steuerten hierfür die wissenschaftlichen Katalogbeiträge bei. Das LIECHTENSTEIN MUSEUM ergänzt diese Publikation durch einen auf diesen Erkenntnissen basierenden Publikumskatalog, der auch die ausgestellten Werke der Fürstlichen Sammlungen sowie die zusätzlichen Leihgaben beinhaltet. Beide Kataloge werden im Shop des LIECHTENSTEIN MUSEUM erhältlich sein.

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Auf goldenem Grund
Italienische Malerei zwischen gotischer Tradition und dem Aufbruch zur Renaissance

Künstler: Bernardo Daddi, Lorenzo Monaco, Giovanni di Paolo, Sassetta, Bartolomeo Vivarini, Liberale da Verona, ...