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Vor genau 100 Jahren fand im russischen Petrograd (heute St. Petersburg) eine Ausstellung statt, die sich als eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts erweisen sollte: Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei 0,10. In einer Privatgalerie präsentierten 14 Künstlerinnen und Künstler rund 150 Werke, die sich mit den damals in der gesamteuropäischen Kunstszene aktuellen Strömungen des Kubismus und des Futurismus auseinandersetzten. Zwei der Ausstellungsteilnehmer eröffneten mit ihren Arbeiten jedoch absolut neue, radikale Wege für die Weiterentwicklung der Kunst. Zum einen war es Kasimir Malewitsch, der mit seinen völlig abstrakten, aus geometrischen Figuren bestehenden Gemälden eine bis dahin nicht gekannte Dimension der bildenden Kunst erschloss. Für seine Schöpfungen kreierte er die Bezeichnung »Suprematismus« (von lat. supremus = das Höchste), was seinen Anspruch auf die führende Rolle in der Kunst offenlegte. Zum anderen war es Wladimir Tatlin, der mit seinen ebenfalls abstrakten, aus kunstfremden Materialien geschaffenen Skulpturen neue Lösungen für eine vom klassischen Sockel befreite Skulptur anbot. Nach dieser Schau avancierten die beiden Künstler sofort zu den tonangebenden Persönlichkeiten der europäischen Avantgarde.

Von den rund 150 im Winter 1915/16 in Petrograd gezeigten Werken ist heute nur noch ein Drittel erhalten. Zum ersten Mal in der russischen und westlichen Ausstellungsgschichte werden sie in der Präsentation der Fondation Beyeler wieder vereint, ergänzt um Werke derselben Künstlerinnen und Künstler aus demselben Zeitraum, sodass die einzigartige energiegeladene Atmosphäre des künstlerischen Aufbruchs im Russland des frühen 20. Jahrhunderts noch einmal auflebt.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Matthew Drutt, New York.