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Atelier Galata: Exhibition of Travels / Atölye Galata: Seyahatler Sergisi „Hyperbolische Flächen“ vs. „Die Blindenschrift deiner Wangen“ – Istanbul-Impressionen in den Werken von acht Künstlerinnen und Künstlern aus NRW

Überaus genau und ungreifbar abstrakt, geometrisch und sinnlich: die Bandbreite der Werke der acht Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung „Atelier Galata: Exhibition of Travels“ ist beinahe so kontrovers und überraschend wie ihre gemeinsame Inspirationsquelle – die Stadt Istanbul, in der sie während des Künstlerresidenzprogrammes „Atelier Galata“ lebten. Die erste Ausstellung der Stipendiaten beginnt am Mittwoch, 14. September, in Istanbul anlässlich der 12. Istanbul Biennale.

Während der Kölner Künstler Alfons Knogl in seiner Videoarbeit „Hyperbolische Flächen“ die Übergange zwischen Objekten, Oberflächen und Räumen mit hyperbolischen Formen aufzeigt und verschiedene Stufen der Abstraktion und konkreten Designs nebeneinander stellt, übersetzt die Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Möschel Poesie in die Sprache der Installation. Sie schreibt „Die Blindenschrift deiner Wangen“ mit Blindenschrift an die Wand, die für sie „Haut“ symbolisiert.

Mit dem Titel „Exhibition of Travels“ betont der Gastkurator Adnan Yildiz die Beziehungen zwischen Erzählung, Abstraktion, künstlerischer Neugier und dem Reisen. „Atelier Galata ist mehr als nur ein Residenzprogramm, es ist auch eine Herausforderung, eine Auszeit und ein Reality Check für die meisten Künstler, eine Überprüfung ihrer Konzepte und Ansätze hinsichtlich der Frage, wie sie in einem gänzlich anderen Umfeld überleben können“, so Yildiz. Das Ausstellungskonzept bietet die Möglichkeit, die Werke der Künstler aus nächster Nähe zu begutachten: Elemente künstlerischen Erkundens werden in die Ausstellung integriert, um den Einfluss des lokalen Kontextes auf den kreativen Schaffensprozess hervorzuheben.

Sabine Boehls Arbeiten, basierend auf in Leinwand gestickten Bildern, beschäftigen sich mit Ornamenten als architektonischen und malerischen Formen der Modernität. Zusammen mit den Arbeiten werden ausgewählte Recherchebilder ausgestellt, die Boehls Inspirationsquellen und historische Bezüge illustrieren.

Lars Breuer schafft eine raumbezogene, großformatige Wandmalerei, die Bezug nimmt auf das architektonische Erbe Istanbuls mit Motiven der Hagia Sofia und klassischen Zitaten von Augustus’ Ephesus/Efes.

Manuel Grafs Video "Über die aus der Zukunft fliessende Zeit" reflektiert die Theorie des Älterwerdens in zwei Richtungen, „alt werden“ und „jung werden“. In der Ausstellung „Exhibition of Travels“ stellt das Video das Leben eines Künstlers in den konzeptionellen Bezugsrahmen einer gemeinsamen Fortbewegung durch Raum und Zeit.

Robert Kraiss’ zarte Zeichnungen schaffen konzeptionelle Spannungen zwischen seinem unterschiedlichen Ringen um Materialität. Sie offenbaren uns einzigartige Konzepte über die Körperlichkeit der Zeichnung.

Tessa Knapps Videoarbeit „Asansör“, aufgenommen in der Hagia Sofia, zeigt uns den Blick der Künstlerin auf das Baugerüst während der Renovierungsarbeiten des Kirchenraumes. Das Video untersucht „das Historische“, „das Urbane“ und deren Koexistenz als eine räumliche Einheit.

Alfons Knogls Videoarbeit „Hyperbolische Flächen“ definiert spezifische Formen von Objekten und Räumen in Bezug auf die Realität unserer Wahrnehmung.

Ulrike Möschel experimentiert mit den möglichen Übersetzungen eines mit der Dichterin Marie T. Martins in Istanbul entwickelten Projektes. Die Installation aus Buchstaben der Blindenschrift zeichnet die Worte „Die Blindenschrift deiner Wangen“ auf die Wand, die zur Haut mutiert, und spielt mit Sichtbar- und Unsichtbarkeit.

Lukas Schmengers Arbeit ist eine Antwort auf die zeitgenössische Position einer alten Maltradition. Für seine Selbstbildnisse benutzt er zum Beispiel zwei Spiegel gleichzeitig und experimentiert mit verschiedenen Materialien und Techniken.

Die erste Ausstellung des „Atelier Galata“ findet während der 12. Istanbul Biennale statt und stellt das Künstlerresidenzprogramm in den Kontext gegenwärtiger Diskussionen über die konzeptionelle Basis des Ausstellungsmachens. Sie gibt die Möglichkeit, die Resultate des Künstlerresidenzprogramms als institutionelle Investitionen zu beurteilen.

Für Adnan Yildiz fungiert das Buch „Seyahatname / Das Buch der Reisen“, im 17. Jahrhundert vom osmanischen Reisenden Evliya Celebi geschrieben, als historische Referenz und Ausgangspunkt für das Projektteam während der Vorbereitung zur „Exhibition of Travels“. Verschiedene Teile des Buches wurden in europäische Sprachen übersetzt. Das erste Kapitel handelt von Konstantinopel, insbesondere von Galata, wo Evliya Celebi, genau wie die Künstler aus NRW während ihres Stipendiums, wohnte. „Erfahrungen – als der gemeinsame Nenner des Ausstellungsprojektes – spielen eine Schlüsselrolle hinsichtlich der Konzeption und des Entstehungsprozesses der neuesten Werke der Künstler und bietet uns die Möglichkeit einer Diskussion darüber, wie Künstlerresidenzen im Kontext eines interkulturellen Austausches die künstlerische Recherche und das Schaffen beeinflussen “, sagt Yildiz.

„Atelier Galata: „Exhibition of Travels““ ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen der Kunststiftung NRW und der Stadt Köln. Seit 2009 wird das Stipendium für das Atelier Galata Künstlerresidenzprogramm in den Bereichen Kunst, Literatur und Musik vergeben. (weitere Informationen unter: www.stadt-koeln.de/5/kulturstadt/kulturfoerderung/04811/ or www.kunststiftungnrw.de)

Eröffnung: Mittwoch, 14. September 2011, 13 Uhr | Eröffnungsfrühstück: 11-15 Uhr Ort: Atelier Galata, Ali Hoca Sokak No: 15B, Galata, Beyoğlu Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag, 12-18 Uhr 15. September – 29. Oktober 2011

Organisation: Kunststiftung NRW & Kulturamt Köln www.kunststiftungnrw.de/inhalt.php?id=79&lang=en www.stadt-koeln.de/5/kulturstadt/kulturfoerderung/0863