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In ihrer Ausstellung bei Monika Sprüth Philomene Magers, München zeigt Astrid Klein Arbeiten aus den späten 70er Jahren und den 80er Jahren. Neben Collagen aus Fotografien und anderen Medien, sind auch skulpturale und installative Arbeiten ausgestellt.

Die Fotografie nimmt seit Mitte der 70er Jahre eine zentrale Stellung im Werk Astrid Kleins ein. Dabei meint der Begriff Fotoarbeit jedoch nicht das reine Medium als dokumentarisch behaftetes Darstellungsmittel des Künstlers; Astrid Klein bearbeitet statt dessen mit Hilfe heterogener Montage-, Übertragungsund Vergrößerungstechniken das vorgefundene Bildmaterial, Fotografien aus Film, Fernsehen, Werbung und Journalismus, und bringt eine autonome Bildwirklichkeit zum Vorschein.

Die realen Bilder entfernen sich mittels Negativmontage, Rasterung, Vergrößerung, Übereinanderlagerung und Mehrfachbelichtung von dem, was vormals ihre ursprüngliche Funktion war, werden gebrochen und teilweise mit Textfragmenten versetzt.

Bei den Arbeiten aus den 70er Jahren übertrug Astrid das Bildmaterial auf Barytpapier, dann auf Leinwand und überarbeitete diese dann mit Zinkweiß. Dagegen wurde bei den späteren Arbeiten der technisch glatte Aspekt immer wichtiger und das Bildmaterial hier auf Kunststoff-Fotopapier übertragen.

Astrid Klein nimmt dem Betrachter was ihm auf den ersten Blick vertraut oder im Ansatz bekannt vorkommt. Der Betrachter, der in seinem Wahrnehmungsprozess automatisch nach Bezugspunkten und Erinnerungen sucht, wird durch das scheinbare Erkennen des Trägermaterials, beispielsweise einem Filmstill, in seiner Rezeption in die Irre geführt. Denn das Bildmaterial wird keinem spezifischen Ereignis zugeordnet, ist nicht mehr auf seinen Ursprung fixiert, sondern steht als zeitloses Bildfragment.

Auch Text ist ein weiteres wichtiges Medium, das die in Malerei und Bildhauerei ausgebildete Künstlerin seit den Anfängen ihrer künstlerischen Karriere wie einen weiteren Baustein in Blöcken, Fragmenten, überlagernd oder punktuell gesetzt, in ihre Arbeiten einbaut und wie ein formales bildnerisches Mittel behandelt. Ohne eine klare Aussage zu formulieren, erkennt der Betrachter Textfragmente aus der Philosophie, die zum Beispiel von Nietzsche oder Bataille stammen. Auf den ersten Blick mögen die eingearbeiteten Texte in Beziehung zu den Bildelementen zu stehen, jedoch wird der Betrachter schnell gewahr, dass Ursprung von Text und Bild nicht der gleiche ist und beide oft sogar konträr zueinander stehen. Das als real Empfundene, das scheinbar Erkannte muss so automatisch in Frage gestellt werden und zwingt den Betrachter sich mit den Arbeiten auseinanderzusetzen und eine neue eigene Wirklichkeit zu suchen.

Ebenso verhält es sich bei jenen wandfüllenden Arbeiten - ursprünglich konzipiert für die Dokumenta 8, 1987 - in denen der Bildraum nicht, wie bei den eben beschriebenen Arbeiten einheitlich bleibt. Hier bricht, ja durchschneidet Astrid Klein analytisch den Bildraum, gliedert ihn in einzelne Elemente, die durch sichtbare Leerstellen getrennt werden. Ergebnis sind Bildsequenzen, die mitunter einen symmetrischen Aufbau aufweisen. Der Betrachter ist folglich versucht die einzelnen Elemente untereinander zu verbinden, wird jedoch vergeblich eine verbindliche Leseart suchen. Die radikalen Schnitte und glatten Oberflächen - hier wählte Klein bewusst Kunststoffpapier wegen seines nicht-haptischen technischen Charakters - verleihen den zumeist monumental großen Arbeiten einen skulpturalen Charakter, der durch die Art der Anbringung in den Räumen noch verstärkt wird. Die grossen Bildbahnen gleiten über die Wand auf den Fussboden und stehen förmlich im Raum.

Die Themen, mit denen sich Astrid Klein beschäftigt, umfassen (geschlechtlich-) rollenspezifische Fragen, Angst, Gewalt und Terror. Jedoch formuliert sie diese Themen nicht direkt. Es ist der Aufbau der Arbeiten, der den Betrachter zu diesen Themen führt. Das zugrunde liegende Bildmaterial besitzt bereits einen apellativen, unmittelbaren Charakter, der zumeist schon durch die ursprüngliche Funktion, zum Beispiel bei journalistischen Aufnahmen, gegeben ist. Astrid Klein bringt durch die Bearbeitung mit den zahlreichen bereits beschriebenen Techniken diesen Aspekt in den Vordergrund.

Wesentlich ist für die Künstlerin, dass zwischen dem Bild und dem Betrachter ein emotionaler Raum entsteht, jenseits von Zuordnungen der Bilder in ihre ehemaligen Kontexte und ohne Rücksicht auf Forderung des Betrachters nach einer verbindlichen Leseart von Bild und Text.

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Astrid Klein