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Artpool. Aktives Archiv zeitgenössischer Kunst in Ungarn
16. Juni – 03. September 2017
Eine Ausstellung des Zentrums für Künstlerpublikationen Eröffnung mit Symposium: Donnerstag, 15. Juni 2017, 18 Uhr, Eintritt frei

Das 1979 von dem ungarischen Künstler György Galántai und Julia Klaniczay in Budapest gegründete Artpool Archive gehört zu den sieben bedeutenden Archiven in Europa, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die künstlerischen Materialien der neuen alternativen Bewegungen in der Kunst seit den 1960er Jahren zu sammeln, zu archivieren und zu bewahren. Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Geschichte und die Aktivitäten von Artpool, aber auch über die einmalige Sammlung von osteuropäischen Künstlerpublikationen, vom Samizdat bis hin zur Sound Poesie.

Die Geschichte des Archivs umfasst drei Phasen, die Vorläufe des Archivs von 1970 bis 1973 als György Galántai ein Kapellenstudio in Balatonboglár unterhielt. In den Jahren danach lebte er zurückgezogen bis 1979, dem Jahr der Gründung von Artpool. Die zweite Phase von 1979 bis 1991 war gleichzeitig die Zeit der illegalen Existenz von Artpool. Die dritte Phase reicht von 1992, als das Archiv als Artpool Art Research Center in eine offizielle Institution umgewandelt wurde, bis in die Gegenwart.

Bis 1989 sah György Galántai seine künstlerische Arbeit zugleich als Form des politischen Widerstands und als Reaktion auf die politischen Verhältnisse an. Das Archiv war in dieser Zeit Zeichen eines Widerstands, das seinen Ausdruck in der Kunst fand, da Galántai mit Artpool einen unabhängigen Kunstraum in Ungarn schuf, in dem sich die vom offiziellen Kunstsystem verbotenen Kunstströmungen entfalten konnten. Fluxus, konkrete und visuelle Poesie, Konzeptkunst und Mail Art, auch aber Aktionen, Happenings, Performances, Konzerte, Lesungen und Filmvorführungen bestimmten die Ausstellungen und Veranstaltungen des Archivs.

Artpool ist einerseits künstlerisches Medium und andererseits selbst Kunstwerk. Das Archiv war ein Medium, da Galántai es zur Organisation von Projekten benutzte, es fungierte insofern als Kommunikationsmedium zwischen dem Künstler und anderen Künstlern sowie der Öffentlichkeit. In diesem Sinne bezeichneten György Galántai und Julia Klaniczay Artpool als aktives Archiv. The „ACTIVE ARCHIVE“ is a living institution that can be interpreted as an organic and open artwork or an activist kind of art practice. (György Galántai)

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung findet ein Symposium mit Beiträgen und Vorträgen von Dóra Halasi, Julia Klaniczay, Viktor Kortun, Kristóf Nagy, Isabelle Schwarz, Anna Szirmai und Anne Thurmann-Jajes statt. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Artpool Art Research Center in Budapest.