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Dem Kunstverein Heppenheim ist es gelungen, Armin Boehm und Thomas Helbig erstmals für eine gemeinsame Ausstellung zu gewinnen. „Gehirne“ nennen die in Berlin lebenden bedeutenden Künstler ihre Show, die am Freitag, 13. Mai, 19 Uhr eröffnet wird.

Armin Boehm, der 1972 in Aachen geboren wurde, verwendet in seinen Portrait-, Interieur- und Landschaftsdarstellungen eine Mischtechnik, in der Lasuren, Drippings, Metallstaub und pastos aufgetragene Ölfarbe miteinander kombiniert sind, schreibt der Kunstverein Braunschweig anlässlich von Boehms Ausstellung „Der böse Blick“ im Jahr 2009. Zunächst formuliert Boehm die Bildelemente in natürlicher Farbigkeit aus. Von Schicht zu Schicht wird die Palette dunkler, vom polychromen Malgrund zeugen am Ende nur noch vereinzelt schimmernde Farbfunken.

Doch vielschichtig sind die Arbeiten Armin Boehms, der an der Kunstakademie Düsseldorf studierte und Meisterschüler von Jörg Immendorff war, nicht nur formal; ebenso tiefgründig, ja doppelbödig sind ihre Inhalte. Denn der Malprozess – ein stetes Hinzufügen und Eliminieren – ist gleichsam Spiegel auch seines inhaltlichen Interesses an der Präsenz und Absenz, dem Materiellen und dem Metaphysischen, dem Figurativen und der Transzendenz und deren Übergängen.

Boehm hat das Motiv des Grenzgängers hin zu der Betrachtung einer Theorie des Ichs ausgeweitert. Das schreibt Christina Irrgang anlässlich der Ausstellung „DIE LEERE UND DAS GEZEICHNETE ICH“ in der Galerie Meyer-Riegger in Berlin 2010. Boehm bezieht sich hierbei auf die avantgardistischen, literarischen Strömungen des Expressionismus, wobei er die dort sprachlich formulierte Frage nach der Definition und Verortung des Menschen – wie auch seinem Denken – aufgreift, und mit den Mitteln der Malerei bildnerisch aktualisiert.

Das Werk des 1967 in Rosenheim geborenen Thomas Helbig umspannt die Kunstgattungen Zeichnung, Malerei und Skulptur. Obwohl vornehmlich als Maler ausgebildet (AdBK München und Goldsmiths College) beschäftigt sich Helbig immer wieder mit dreidimensionalen Bildwerken. Er zerstört massenproduzierte, naturalistische Dekorationsfiguren und zwingt ihre Fragmente zu eigentümlich futuristisch wirkenden Gebilden wieder neu zusammen, schreibt die Galerie Rüdiger Schöttle anlässlich von Helbigs Einzelausstellung „White“ 2009.

Die mit Lack und Harzen überzogenen Skulpturen lassen durch wieder erkennbare Bruchstücke wie Köpfe, Torsi, Rüssel oder Hände Rückschlüsse auf die ursprünglichen Objekte zu und geben Raum für Assoziationen. Ihre organischen Formen verweisen auf den permanenten Veränderungsprozess aus Zerfall und Neuerschaffung, dem alles Leben unterworfen ist. Auch in der Malerei greift Thomas Helbig mitunter auf vorhandene Gemälde unbestimmter Herkunft zurück, aus denen er durch Übermalungen, manchmal auch durch Ergänzung mit anderen Materialien ausdrucksstarke, bisweilen auch reliefartig gesteigerte Bildwerke kreiert.

In einem Interview von 2006 konstatiert Thomas Helbig: „Es geht (…) um eine Unkenntlichkeit, aus der wieder etwas Neues entstehen kann, sowohl bei den Übermalungen als auch bei den Skulpturen. Durch ein Verbergen etwas entdecken, durch ein Verschlüsseln etwas sichtbar machen. Das ist die Aufgabe der Bemalung: Indem die verschiedenen Materialien und ihre Farbigkeit zugunsten eines Organischen als Ganzes zurücktreten. Das Zerstören ist für mich die Voraussetzung – quasi die Befreiung aus dem Zwangsnaturalismus – dafür, dass sich so etwas wie Poesie einstellen kann“.