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Eröffnung: 7. Februar 2008, 19.00 Uhr

Mit der Präsentation der Arbeiten von Armando Andrade Tudela zeigt der Frankfurter Kunstverein die erste große Einzelausstellung des peruanischen Künstlers in Deutschland. Andrade Tudela, der in Frankreich lebt und arbeitet, hat zuletzt mit seiner Teilnahme an der Gruppenausstellung „Brave New World“ im Walker Art Center, Minneapolis, USA sowie auf der Biennale von Lyon 2007 internationale Aufmerksamkeit auf seine Arbeit ziehen können.

Mittels Collage, Fotografie und Skulptur untersucht Armando Andrade Tudela die Unterschiede der Moderne in Europa und in Lateinamerika. Auch wenn sich viele formale Bezüge herstellen lassen, sprechen diese beiden „Modernen“ eine unterschiedliche Sprache in Bezug auf ihren historischen und kulturellen Kontext und greifen auf eine unterschiedliche Grammatik zurück, besonders wenn es um den Einsatz und die Funktion von Materialien geht.

Mit der Fotoserie „Billboard“ (2003) verfolgt Andrade Tudela genauso wie mit seiner Dia-Serie „Camion“ (2004) sowie dem gleichnamigen Buch sein Interesse an einem komplexen System von Übertragung und Durchdringung unterschiedlicher ästhetischer Ebenen im Kontext eines alltäglichen Gesellschaftszusammenhangs. Er untersucht, wie ästhetische Konzepte sozial und politisch vereinnahmt und umformuliert werden. In der „Billboard“-Serie sind es zufällig zurückgelassene geometrische Formen auf leer stehenden monumentalen Plakatwänden am Straßenrand Perus. Ihre Stahlstrukturen muten wie fleischlose Skelette an, wecken gleichzeitig aber auch die Erinnerung an gealterte konstruktive Skulpturen. Die „Camion“-Serie setzt sich aus einer Fotosammlung mit Aufnahmen von Logo-ähnlichen Bemalungen auf Lastwagenplanen und Containern zusammen. Beide Arbeiten wirken wie die Wiederentdeckung der Hard-Edge-Malerei auf den Straßen Perus, wie eine vergessene Moderne, die sich entlang der Transitwege Südamerikas erstreckt. Mit seinen Fotografien „erkundet“ Andrade Tudela in der heutigen Alltagswelt Perus diese aus der Formvielfalt der europäischen Moderne geschöpften Skulpturen und Motive und lässt sie vom Betrachter neu entdecken.

In seinen Arbeiten finden sich nicht nur Bezüge auf die formalen Aspekte der Moderne, wie beispielsweise der abstrakten Malerei der 1950er und 1960er Jahre, sondern vor allem auch auf deren Utopien und ihre Paradoxien. Architektonisch verweben sich bei Andrade Tudela modernistische Versatzstücke, kunsthistorische Verweise und popkulturelle Elemente zu einer vielschichtigen, visuellen Reflexion politisch-kultureller Zusammenhänge.

Für seine kleinformatige Skulptur „Transa“ (2005) benutzt er so zum Beispiel ein Plattencover des Tropicalia Musikers Caetano Veloso. Velosos musikalische Mischung aus Psychedelic-Rock mit traditionellen brasilianischen Einflüssen steht einerseits für eine typische südamerikanische Freiheitsutopie. Da er aber zu den Verfolgten der brasilianischen Militär-Junta der 1960er gehörte, ist sie andererseits auch Ausdruck der Unterdrückung seiner Generation.

Für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein wird Andrade Tudela drei neue Werkgruppen entwickeln. So setzt er seine Reihe von Zeichnungen fort, die sich vor allem mit einem Moment der Veränderung, der kurz bevorsteht, aber nicht vorhersehbar ist, beschäftigt. Darüber hinaus wird es eine skulpturale Arbeit aus Asphalt geben. Mit dieser Arbeit verfolgt er sein Interesse an architektonischen und konstruktivistischen Elementen als formale Grundlage, die auch für seine visuellen Verknüpfungen persönlicher, kulturgeschichtlicher und kunsthistorischer Erzählungen ausschlaggebend ist.

Armando Andrade Tudela (*1975, Lima, Peru) studierte an der Pontificia Universidad Católica in Lima, am Royal College of Art in London sowie an der Jan Van Eyck Akademie in Maastricht. Zurzeit lebt er in St. Etienne, Frankreich. Andrade Tudela ist Gründungsmitglied des Künstlerraums und Kunstkollektivs Espacia la Culpable in Lima.

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeitgenössische Kunst Huarte in Navarra, Spanien, entstanden, wo sie im Anschluss vom 4. Juli – 28. September 2008 gezeigt wird. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein gemeinsam mit dem Zentrum für Zeitgenössische Kunst Huarte produzierter Katalog.

Eine Koproduktion des Frankfurter Kunstvereins und des Zentrum für Zeitgenössische Kunst Huarte:

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Armando Andrade Tudela