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Vernissage: 01. Juni 2007, 18.00-21.00 Uhr

Die Galerie Nicola von Senger freut sich, Arcangelo Sassolinos erste Ausstellung in der Schweiz präsentieren zu dürfen. Der aufstrebende italienische Künstler hat, wie auch z.B. Max Bill oder Carsten Höller, auf dem Weg zur Kunst einen Umweg eingeschlagen. Dieser führte ihn über ein Studium in Maschinenbau zu einer Stelle als Spielzeugdesigner bei Nextoy- Asahi (Casio) in New York, wo er schliesslich die School of Visual Art (SVA) besuchte. Diese verschiedenen Einflüsse kulminieren in einem Ansatz zur Bildhauerei, der sich einerseits an den grossen Künstlern der Minimal Art wie Richard Serra, Walter de Maria oder Donald Judd orientiert und andererseits von seinen Erfahrungen im Ingenieurswesen und Design Gebrauch macht.

Sassolinos Arbeit konzentriert sich auf industrielle Materialien und Prozesse. Sie äussert sich in Objekten und Installationen, die sowohl mechanisches und materielles Verhalten als auch die Eigenschaften physikalischer Kräfte erkunden. Jedes Werk benötigt sorgfältige Vorausplanung und intensive Nachforschungen. Die daraus resultierenden Konstruktionen beeindrucken zum einen mit ihrer rein physischen Präsenz (materielle Dichte, mechanische Präzision) und zum anderen durch die Kräfte (Schwerkraft, Druck, Reibung), die auf sie einwirken oder von ihnen ausgehen. Die massive Realität der Objekte, welche nichts als sich selbst darstellen, ist Kräften ausgesetzt, welche ihre physische Beständigkeit in Raum und Zeit in Frage stellen.

Diese Kräfte sind somit integrale Bestandteile der Werke und übersteigen deren reine Körperlichkeit. Ein Druckbehälter, der mit Stickstoff gefüllt ist, welcher unter einem Druck von über 200 bar steht, ist gleichermassen über eine Tonne harten Schmiedestahls und eine versteckte, potentiell gefährliche Gewalt. Ein solider Stahlwürfel, der mit einem Stahlseil in der Wand verankert ist und mittels eines dünnen Metallstifts davor zu schweben scheint, ist ein Akt der Balance der zu einer Aussage über die Natur des Objekts an sich wird. Diese Werke beinhalten eine Prüfung ihrer Beschaffenheit, ihrer Masse und Festigkeit. Sie sind nicht funktionell, aber sie funktionieren; sie sind konstruiert in einem Akt technischer Ausführung, der weder zweckmässig noch sinnbildlich, sondern eine symbolische Praxis des Realen ist.

Sassolinos Objekte zeigen gleichzeitig die Schönheit technologischer Errungenschaften und deren Potential zur Zerstörung und des Versagens. Für Untitled (2006-2007) modifizierte Sassolino eine hydraulisch angetriebene Baggerklaue, deren Greifarme sich wie Spinnenbeine bewegen. Die geschärften Spitzen der Greifarme bewegen die Klaue über den Boden, graben sich ein und kratzen lange Furchen in den Beton. Diese zerstörerische materielle Konfrontation beinhaltet sowohl die heitere Faszination mit der Kraft der Maschine, als auch die Furcht vor der negativen Utopie des Maschinenzeitalters. Sassolino testet nicht nur die Grenzen der Physik, sondern löst beim Betrachter ein Gefühl des Unbehagens aus, das im Umfeld des Werkes resoniert und es mit dem Gewicht unserer Vorstellungskraft erfüllt.

Gregor Staiger, Mai 2007

Arcangelo Sassolino 1967, lebt und arbeitet in Vicenza und New York

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Arcangelo Sassolino