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Das zweite Ausstellungsprojekt der im Februar 1999 nach dem Umbau wiedereröffnete Galerie im Taxispalais umfaßt drei Einzelausstellungen mit dem gemeinsamen Bezugspunkt Malerei bzw. Zeichnung: Ida Applebroog (USA), Malerei, in der Halle sowie in dem davor liegenden Foyer im Untergeschoß der Galerie, Maria Brunner (A), Zeichnungen und eine Fotoarbeit in drei Räumen des Erdgeschoßes, und Paul McCarthy (USA), Videoarbeiten, die in einem weiteren Raum im Erdgeschoß gezeigt werden.

Ida Applebroog spricht im Zusammenhang mit ihrer Malerei von einem "obskuren Realismus", der "sich nicht dadurch erklärt, was wir zu sehen gewohnt sind, der aber auch nicht so verborgen sein soll, daß er nicht gelesen werden kann". Ida Applebroogs Bilder handeln von dem Realen, das die verwaltete, technokratische, von Kommerz und Medien definierte Kultur des ausgehenden Jahrhunderts hervorbringt. Applebroogs Themen und Motive - ausschließlich Darstellungen von Menschen - scheinen dem Alltag entnommen, aus Zeitungsberichten, Fernsehbildern oder Illustrationen aus Hand- oder Kinderbüchern. Applebroog isoliert diese Motive, die sie in ihren zusammengesetzten Bildern oft auch miteinander kombiniert, und setzt damit (methodisch der Film- und Fototechnik verwandte) Schnitte, durch die das scheinbar Vertraute dekontextualisiert wird. Die radikale Trans-formation dieser Figuren vollzieht sich jedoch in der Farbe: Die vorzugsweise in rot, hell- und dunkelbraun oder schwarzen Tönen gehaltenen Gestalten und die ebensolchen zumeist unklar bestimmbaren Räume oder Hintergründe verleihen den Bildern über ihre Ikonographie hinaus eine gewaltsame Stimmung, in der Agression und Depression zugleich zum Tragen kommen. Die Ausstellung zeigt sowohl Arbeiten aus den achtziger Jahren als auch neueste aus der Serie "Marginalia" und die Videoarbeit "Belladonna", die Applebroog zusammen mit Beth B produziert hat. Applebroog wurde 1929 in New York geboren und lebt auch dort.

Maria Brunner geht es sowohl in ihrem zeichnerischen Werk als auch in ihren Fotoarbeiten um das Verhältnis von Zeichen, Raum und Fläche. Sie zeigt neue großformatige Arbeiten in Gouachetechnik und Farbstift auf Papier sowie kleine Arbeiten aus den Jahren 1994 und 1997/98, die sie mittels Pauspapier auf dünnes, bräunliches Papier durchzeichnet. Bei beiden Werkgruppen arbeitet sie in ihrer jeweiligen Technik präzise, zeichenhafte Formen heraus, die scheinbar raumlos in der Fläche sitzen. Bei den älteren Arbeiten sind es Frisuren oder Schuhe, die, vom Körper abgelöst, als fetischistisch codiertes Element gleichsam stellvertretend für diesen stehen bleiben. In den großformatigen Arbeiten geht es Brunner ebenfalls um das Setzen von Zeichen, die, immer an der Grenze zum Ornamentalen, die Bildfläche im Verhältnis zu einem nicht definierten Raum organisieren. In der fünfteiligen Fotoarbeit mit dem Titel "Cut" untersucht Brunner den filmischen Illusions-Raum: In fünf verschiedene, großformatige Prints von Standbildern aus dem Film "Der letzte Tango" setzt Brunner konzeptuelle Schnitte: Sie schneidet jene kreisrunden Objekte aus, die in den Bildern - Szenen aus einem Ballsaal - die Lichtquelle bilden, nämlich die von der Decke hängenden Kugellampen. An Stelle der im Foto abgebildeten Lichtquelle erscheint die reale weiße Wand der Galerie. Das Loch im Bild funktioniert als negativer Raum, der den Illusionismus des Kinobildes zum kippen bringt. Maria Brunner wurde 1962 in Lienz geboren und lebt in Köln.

Paul McCarthy verwendet Video seit den frühen siebziger Jahren. Die Videokamera fungiert dabei als eine Art Gegenüber, als "Beobachter", in dessen Anwesenheit McCarthy seine experimentellen Handlungen und Aktionen konzipiert und durchführt. McCarthys Performances sind körperbezogen, spontan, ohne exakt geplanten Ablauf, von Wieder-holungen geprägt. Aus diesen prozessualen Handlungen heraus, in denen er regressive und agressive Impulse zuläßt bzw. in Gang setzt, entwickelt er den Einsatz seiner Mittel und "Dramaturgie". McCarthy verschränkt dabei sanktionierte Elemente aus der bildenden Kunst - wie z.B. den in expressiver Ekstase agierenden Maler - mit Gegenständen, Materialien und Referenzfiguren aus der Pop- und Konsumkultur, deren infantile, sexuelle und gewalttätige Seite er nach oben kehrt. Dabei "verwandelt" er sich in unterschiedliche Personen oder Charaktere, zu denen er hinter Masken, unter Perücken, in Frauenkleidern und anderen Kostümierungen zugleich auch auf Distanz geht.

Der Schwerpunkt des Videoprogramms liegt auf Arbeiten aus den siebziger Jahren: "Black and White Tapes" (1970-75, s/w, 32.50 min) ist eine Kompilation von frühen Performances, in denen viele von McCarthys Themen und auch sein exzessiver Körpereinsatz bereits zum Ausdruck kommen. McCarthy experimentiert hier auch auf subtile Weise mit widersprüch-lichen Umkehrungen in der Art und Weise wie er Objekte, Bewegung, Licht und Schatten einsetzt. In "Sailor's Meat" (1975, Farbe, 42 min) agiert McCarthy in ambivalentem Personenwechsel zugleich als "Sailor" und in weiblicher Verkleidung auch als dessen "Braut". "Painter" (1995, Farbe, 49.50 min) ist eine groteske, parodistische Abhandlung über die Malerei, den Maler und sein Atelier. Paul McCarthy wurde 1945 in Salt Lake City, USA geboren und lebt in Los Angeles.

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Ida Applebroog / Maria Brunner / Paul McCarthy