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Anna-Sophie Berger: Duell

4. September - 22. November 2020
Eröffnung: 3. September, 19 Uhr

Es ist eine Gleichzeitigkeit von Opazität und Klarheit, die sich durch das skulpturale und installative Werk von Anna-Sophie Berger (geb. 1989, Wien) hindurchzieht. Als aufmerksame Beobachterin ihrer Umgebung selektiert und rekontextualisiert die Künstlerin vertraute Objekte aus dem Alltag, um ihre gesellschaftlichen Zuschreibungen und Handhabungen auf den Prüfstand zu stellen. Bergers subtile und poetische Setzungen zeigen nicht nur die einfache Tatsache auf, dass es kein Objekt ohne Gesellschaft gibt, sondern hinterfragen gleichermaßen unseren Umgang mit den Strukturen, Normen und Regelungen, die unsere materielle Kultur auf uns zurückwirft.

Duell, Bergers erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, präsentiert eine Reihe neuer und eigens für die Räumlichkeiten des Bonner Kunstvereins entwickelte Werke. Ausgehend vom öffentlichen Raum als komplexes Gefüge, das verschiedene Interessen und Wertvorstellungen miteinander verbindet und fähig ist, gesellschaftliche Aushandlungsprozesse abzubilden, überführt die Künstlerin Gegenstände und architektonische Elemente in ein räumliches Zusammenspiel.

So greifen beispielsweise zwei bewegliche und aus verschiedenartigen Modulen zusammengesetzte Skulpturen die Do-It-Yourself Logik von Marktständen und StraßenhändlerInnen auf, die mithilfe improvisierter und in den öffentlichen Raum hineinragenden Konstruktionen ihre Verkaufsflächen erweitern. Ein von Berger eingezogener Zwischenraum ist wiederum einer städtischen Verordnung für Baustellen in New York entlehnt und spielt auf die zunehmende Diskrepanz zwischen öffentlichem Raum und unzugänglichen Bereichen durch Privatisierung und Immobilienspekulation an.

Jenes paradoxe Verhältnis zwischen Funktion und Nutzung setzt Berger in einer Sammlung aus vorgefundenen und manipulierten Readymades fort. Lässt sich ihr Zustand einerseits als Ergebnis von Destruktion und Verfall lesen, erkundet Berger die Unfähigkeit dieser Objekte – ihren vorgeschriebenen Zweck zu erfüllen – andererseits als Ausgangspunkt für alternative Handlungsformen.

Kuratiert von Susanne Mierzwiak

Die Ausstellung wird großzügig gefördert durch: Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn, Kunststiftung NRW, Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Österreichisches Kulturforum in Berlin, mit zusätzlicher Unterstützung von Andra Lauffs-Wegner.

Anna-Sophie Berger (geb. 1989, Wien) hatte Einzelausstellungen in den folgenden Institutionen: Cell Project Space, London (2019); mumok, Wien; Kunsthaus Bregenz (beide 2016), Ludlow 38, New York (2015); Belvedere 21er Haus, Wien (2014). Ihre Arbeiten waren außerdem zu sehen in der Kunsthalle Wien (2019 und 2017); S.M.A.K., Gent (2018); Kunstverein München; Kestnergesellschaft, Hannover (beide 2017), Salzburger Kunstverein (2016) und auf der 9. Berlin Biennale (2016). Sie lebt in New York und Wien.