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Eröffnung: Mi 26. September 2007, 19 Uhr

Mit dieser Ausstellung präsentiert die Generali Foundation die erste umfassende Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Anna Oppermann (1940–1993) in Österreich. Gezeigt werden sieben große Ensembles, die sowohl die künstlerische Entwicklung als auch die inhaltliche Vernetzung innerhalb des Werks belegen.

„Ensembles“ nannte die deutsche Künstlerin Anna Oppermann ihre über Jahre hinweg entwickelten raumgreifenden Installationen. Zum ersten Mal stellte sie die streng methodischen, prozessorientierten Arrangements aus Fundstücken, Zeichnungen, Fotografien, Objekten und Bildleinwänden in den frühen 1970er Jahren in Hamburg und Trier aus. Mit dieser besonderen Mischung aus Konzept-, Prozess-, Bild- und Raumkunst zog die Künstlerin rasch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Oppermann nahm u. a. in Kassel an der documenta 6, der documenta 8, sowie an den Biennalen von Venedig (1980) und Sydney (1984) teil und wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet.

Das Werk von Anna Oppermann ist exemplarisch und steht zugleich einzigartig für die Kunst der 1970er Jahre. Heute besitzen ihre Installationen höchste Aktualität, hat die Künstlerin doch schon früh gegenwärtige Praktiken und Themen vorweggenommen.

„Die Form des Ensembles ist mein Interaktionsangebot. Einigen scheint es subjektivistisch, autistisch, monoman. Dabei wäre ich gerne Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wissenschaft, Normalbürger und Außenseiter.“ (Anna Oppermann) Oppermann begriff die Welt, die menschlichen Beziehungen als „Ensembles“, als veränderliche Konstellationen von Wahrnehmung und Reflexion, von Normen, Geschichten, Emotionen und Theorien. „Komplexität muss ja irgendwo auf der Welt noch einen Stellenwert haben“, meinte sie und beobachtete ihren privaten und gesellschaftlichen Alltag genau, suchte Objekte, Bilder oder Begriffe, in denen sie dessen Abgründe, Absurditäten und Konfliktfelder verdeutlicht sah. Diese zeichnete, fotografierte, malte, beschrieb sie, sammelte Texte und Zitate und akkumulierte alle Teile zu Ensembles. Die auf diese Weise entstandenen intermedialen Montagen fotografierte sie in variierenden Konstellationen und aus wechselnden Perspektiven. Diese Ansichten integrierte sie wiederum in neue Inszenierungen, wodurch die Werke ihren spezifischen offenen Charakter erhielten.

Die einzelnen Ensembles entwickeln sich nicht linear, sondern in verzweigten und untereinander vernetzten Episoden, wachsen in Zeit und Raum und folgen somit keiner klaren Chronologie, die sich auch im Gesamtwerk von Anna Oppermann nicht festmachen lässt. Dementsprechend werden in der Ausstellung sieben Ensembles interpretierend reinszeniert, die zentrale Themen und vielfältige Strategien der Künstlerin aufzeigen sowie wechselseitige Bezüge und formalen Entwicklungen der Arbeiten zwischen 1968 und 1992 dokumentieren.

Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Schein, Realität und Ich/Selbst kennzeichnet das gesamte künstlerische Schaffen Anna Oppermanns und ist bestimmendes Thema für das frühe Spiegelensemble (1968–1989) und die letzte große Arbeit Paradoxe Intentionen (1988– 1992), die einander in der Ausstellung gegenübergestellt werden. Ein weiteres Paar bilden die Ensembles Anders sein (1970–1986) und Künstler sein – Über die Methode (1978–1985), die um Themen wie Außenseitertum, Norm und Normverletzung, Ein- und Ausschluss kreisen.

Die Arbeit mit dem programmatischen Titel Problemlösungsauftrag an Künstler (1978–1984) stellt Anna Oppermanns Versuch einer poetisch-ironischen Erforschung des Raumes dar. Divergenten gesellschaftlichen Raummodellen wird der Elfenbeinturms als Ort, in den sich KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zurückziehen, gegenübergestellt. Portrait Herr S. (1969–1989) mit seinen barocken Farben, Formen und nackten Körpern, steht für einen weiteren zentralen Themenstrang: Beziehungen zu anderen, Fremden, Freunden und zwischen den Geschlechtern. Das Ensemble Pathosgeste – MGSMO (1984–1992) ist ein Resultat von Oppermanns Reflexionen über die ökonomischen Aspekte des Kunstmachens und des Kunstmarktes. Darüber hinaus wird die neunteilige Bildserie Dilemma der Vermittlung (1979) gezeigt, in der Anna Oppermann ironisch-polemisch die Probleme darstellt, mit denen sie sich bei der Präsentation und Vermittlung ihrer Arbeiten häufig konfrontiert sah.

Gastkuratorin der Ausstellung: Ute Vorkoeper

Ein Initiativprojekt des Württembergischen Kunstvereins

Publikation zur Ausstellung Anna Oppermann. Ensembles 1968–1992 Herausgegeben von Ute Vorkoeper für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart und Generali Foundation Wien. Texte von Elke Bippus, Hans D. Christ, Iris Dressler, Felix Ensslin, Kai-Uwe Hemken, Herbert Hossmann, Hanne Loreck, Anna Oppermann, Ute Vorkoeper dt./engl., 268 Seiten, 100 Farb- und 34 s/w-Abb. Generali Foundation, Hatje Cantz Verlag.

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Anna Oppermann. Ensembles
Kuratorin: Ute Vorkoeper