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Auf den ersten Blick kann man Andreas Wegners Arbeiten seit Beginn der 1990er Jahre in den Kontext einer Kunst einordnen, die sich mit zeitgemäßen gesellschaftlichen Fragen beschäftigt, wie der nach alternativen ökonomischen Modellen. Klammert man diese Bedeutungsebene aus, geht es ihm darüber hinaus und mit gleicher Intensität um eine zentrale kunstimmanente Frage, nämlich der nach dem „Wie?“ des Ausstellens. Was ist das Spannende am Ausstellen als künstlerisches Thema und wieso entwickelt sich eine künstlerische Praxis über Jahre um diesen Themenkomplex? Im letzten Jahrzehnt kulminierten in der Kunst die Fragen nach den grundlegenden Mitteln des Präsentierens. In vielen Fällen wurde das „Display“ zum Ausweis kritischen Bewusstseins. Selten wurde das Thema so durchdrungen und in derartig vielfältiger Weise kritisch hinterfragt wie von Andreas Wegner. Bei ihm bedeutet diese Auseinandersetzung ein Arbeiten mit und über das Ausstellen sowohl im geschützten, institutionellen Raum der Kunstinstitutionen als auch direkt an der Straße in einem Ladengeschäft, das ganz reale Produkte des Ge- und Verbrauchs zum Verkauf ausstellt. An diesen Orten des alltäglichen Ausstellens war der Begriff des Displays schon lange Teil der Arbeitssprache, bevor er im Kunstkontext die Wichtigkeit zugewiesen bekam, die er jetzt seit einigen Jahren hat.

Die aktuellen fotografischen Arbeiten Wegners aus dem Jahr 2011, erzeugen durch die Verwendung des nicht mehr handelsüblichen Trägermaterials Barytpapier, und ihrer unretouchierten Fassung, die Anmutung von Versuchsanordnungen, und eine Stimmung, die an historische Aufnahmen aus den 1920er Jahren erinnert. Ihre nüchternen Titel, einerseits eine schlichte Nummerierung, dann Glassockel 2-0 oder hand up display scheinen darüber hinaus auf Testaufnahmen zu verweisen. Ihr Reduktionismus deutet auf die Suche nach den grundlegenden Bausteinen ästhetischer Systeme, die man vor einem Jahrhundert mit dem Bauhaus und den ihm nahe stehenden Akteuren verband. Die nummerierten fotografischen Arbeiten zeigen Kombinationen prismenartiger Gebilde, man könnte auch ein einzelnes Objekt vermuten, das von mehreren Seiten aufgenommen wurde. Die mit Glassockel titulierten Fotografien zeigen nur durch Linien und Klebestellen aus dem schwarzen Hintergrund hervortretende, transparente Objekte, die äußerst provisorisch konstruiert scheinen. Die Reihe hand up display verweist ebenso direkt auf das Zeigen, wie auf das Übermitteln von Botschaften mit den Händen als Urform des Präsentierens. Andreas Wegners Anliegen, geht über die derzeit allgegenwärtige Verknüpfung skulpturaler Arbeit mit den Fragen nach ihrer Ausstellbarkeit, hinaus. Darauf weist besonders die Breite seiner Auseinandersetzung von den oben erwähnten Fotografien über seine Arbeiten, die sich mit dem Ausstellungsinstrument Vitrine (Bonner Kunstverein, 2010) und Aufstellern bzw. Präsentationsanwendungen, die aus Messekontexten entlehnt scheinen (Beachflag, 2011), befassen.