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Das künstlerische Werk von Andreas Slominski (*1959) gehört zu den international interessantesten und außergewöhnlichsten Beiträgen der Gegenwartskunst. Jetzt widmet das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt dem in Hamburg und in Werder/Havel lebenden Künstler die bislang größte Museumsausstellung. Nach wichtigen Einzelausstellungen in der Serpentine Gallery in London 2005, der Fondazione Prada in Mailand 2003 oder der Deutschen Guggenheim in Berlin 1999 versammelt die Präsentation im MMK Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren, vor allem neue, raumbezogene Installationen. In dieser Auswahl erweist sich die bestechende Radikalität von Slominskis Werken, die der zeitgenössischen Kultur mit hintergründigem Humor einen entzerrenden Spiegel vorhalten.

Wie viel Farbe braucht man zum Anstreichen eines Leuchtturms oder eines Panzers? Findet mich das Glück oder will es gefunden werden? Wie erschreckt man Personen, die sich nachts im Park aufhalten? Wozu braucht es einen Ofen zum Verbrennen von Astgabeln und was hat ein Fußball mit einem Kinderschädel zu tun? Das, was den Künstler umtreibt, könnte man ganz allgemein als Feldforschung beschreiben – ein ästhetisches und grundsätzliches Erkunden von Wahrnehmungen beiläufiger Art. Noch in den einfachsten Dingen und Geräten entdeckt Slominski die Gestaltfähigkeit. Er sucht das Abwegige und offenbart im Absurden eine unvermutete Erkenntnis, oft durch List und Tücke. Dabei haben die Werke häufig einen doppelten Sinn: „Man kommt in einer Welt an, in der alles auf dem Kopf steht, in der alle Erwartungen ins Gegenteil verkehrt werden, in der Komödie schnell zur Tragödie wird und umgekehrt, wo an jeder Ecke Fallen lauern, jederzeit bereit, den Betrachter zu übertölpeln, zu peinigen oder auch zu erfreuen.“ (Nancy Spector)

Der Programmatik des MMK folgend, erstreckt sich die Ausstellung über alle drei Ebenen des Museums und steht in engem Kontext zur übrigen Sammlung. Seit 1991, dem Eröffnungsjahr des Museums, verfolgt das MMK Slominskis künstlerisches Schaffen und konnte bislang mehr als vierzig beispielhafte Werke für seine Sammlung erwerben – von den akribisch gebügelten, gefalteten und sorgfältig gestapelten Staub-, Wischund Spültüchern über die Fahrräder, bepackt mit dem Hab und Gut von Obdachlosen bis hin zu einer Weihnachtsdekoration für Frühling, Sommer und Herbst. Eine Reihe von Arbeiten, die anlässlich dieser Ausstellung entstanden sind, bezieht sich direkt auf die Kulturgeschichte der Stadt Frankfurt und der Region. Ein eigener Raum widmet sich der aktuellen Werkgruppe bunter und schriller „Styroporbilder“. Sie kommentieren das, worüber heute alle reden wollen: die Malerei.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Massimiliano Gioni, Udo Kittelmann, Mario Kramer und Andreas Slominski.

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Andreas Slominski
Roter Sand und ein gefundenes Glück
Werke von 1986 bis 2006