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Das Werk von Andreas Hofer (geb. 1963) ist Ausdruck eines in sich geschlossenen und gleichzeitig durchlässigen geistigen Kosmos. Es lässt sich weder formal und inhaltlich kategorisieren noch zeitgenössischen Trends zuordnen. In einer breiten Palette von Ausdrucksformen – Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Installationen, Skulpturen – formuliert Hofer sein vieldeutiges und abgründiges Weltbild, das auf einer existentiellen Auseinandersetzung mit der westlichen und insbesondere der deutschen Geistes- und Kunstgeschichte basiert. Seine Bezugspunkte sind einerseits die christliche Ikonografie, die romantische Landschaftsmalerei und die Formensprache der Avantgarden, insbesondere die von Kasimir Malewitsch, Paul Klee oder Wassiliy Kandinsky. Hinzu kommt als Parallelwelt seiner Bilder die ideologische Pervertierung der Kunst durch die Nazis, die der Künstler in den immer wiederkehrenden, surreal verfremdeten Symbolen des Nationalsozialismus ins Bewusstsein rückt. Andreas Hofers kritische Auseinandersetzung mit der Bildsprache des „Dritten Reichs“ kommt auch in seiner Beschäftigung mit dem Maler Werner Peiner zum Ausdruck, der sich in den Dienst der Nazis gestellt hatte, oder in seinen Verweisen auf die Regionalismen in der deutschen Malerei der 1930er Jahre. Und andererseits die Kultur der Neuen Welt: Pop und Hollywood mit Lichtfiguren und dunkel-charismatischen Idolen wie Charles Manson, die trashige Sprache der B-Movies und das moderne Hollywood sowie die Superhelden der DC- und Marvel-Comics.

Doch all diese Referenzen sind bei Andreas Hofer keine Form von konzeptioneller Reflektion kunsthistorischer Traditionen oder geistesgeschichtlicher Zusammenhänge. Vielmehr bilden sie eine Art von Grundsubstanz für eine unmittelbar und expressiv geäußerte Erzählung, die mit den Bildern und Zeichen der Vergangenheit aufgeladen ist und zugleich eine ganz eigene Weltsicht und Spiritualität schafft. Insbesondere in den Werken der letzten Jahre, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, wird deutlich, dass jede, in den Gemälden oft mit den Fingern direkt auf den Bildgrund entäußerte Form die ungefilterte Entladung einer Energie ist, die durch Andreas Hofer wie durch ein Medium auf die Bildfläche hindurch zu fließen scheint. Dabei bewegen sich die Aussagen seiner Werke in einer Ambivalenz zwischen Gut und Böse, zwischen Abgrund und Transformation, in der das Grauen rückhaltlos Ausdruck findet, aber immer auch mit einer kathartischen Qualität erscheint.

Die kleinformatigen, oft mit Texten versehenen Zeichnungen vermitteln gegenüber den Gemälden eine offenere Stimmung. Hier fließen die immer wiederkehrenden Motive der Wälder und Berge, der Kirchen, Dörfer und modernistischen Architekturen in fast kindlicher Weise mit Comic-Helden und Fantasyfiguren zu einem freien, assoziativen Gefüge zusammen. Trotz ihrer Subjektivität sind die Bilder von Andreas Hofer von einer erschütternden, heute selten gewordenen Relevanz für das, was den Menschen unserer Zeit bestimmt.

Die Ausstellung Welt ohne Ende in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus ist die erste Museumspräsentation der Werke von Andreas Hofer. Zur Ausstellung erscheint die erste umfassende Publikation zum Werk des Künstlers im Verlag Walther König, herausgegeben vom Lenbachhaus München und MARTa Herford, wo die Ausstellung 2006 gezeigt wird. Sie enthält Texte von Helmut Draxler, Susanne Gaensheimer und Roberto Ohrt sowie über 250 farbige Abbildungen.

Pressetext

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Andreas Hofer "Welt ohne Ende"
im LENBACHHAUS

Kuratorin: Susanne Gaensheimer