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JUNGLE MEMORY
ANDREAS GREINER
11.9.–31.10.2020

zwischen Kunst und Wissenschaft gibt es keinen Widerspruch im Schaffen von Andreas Greiner. Er eröffnet Zusammenhänge, die einen anderen Blick auf wichtige gesellschaftliche Themen unserer Gegenwart ermöglichen. Umwelt und Ökologie gehören zu diesen Themenkomplexen – aber kann man diese in Zeiten von Klimawandel und Artensterben in der Sprache der Kunst überhaupt angemessen zum Ausdruck bringen?

In Jungle Memory schafft Greiner Natur nach, um seine Forschungen zu gefährdeten Wäldern in Deutschland und Polen darzustellen und hinterfragt hierbei das Verhältnis zwischen Ökologie und Technologie. In einer Nachbildung eines Waldes und einem Lichtszenario zeigt Greiner eine großformatige Videoarbeit, für die künstliche Intelligenz zum Einsatz kam. Aus einem Datensatz von mehreren tausend Fotografien, die der Künstler im uralten Hambacher Forst und im Białowieża-Urwald geschossen hat, wurde mittels digitaler Rechenverfahren die Idee eines Waldes abstrahiert. Durch Überlagerung und Verformung der Bilder entstand ein filmreifer Tanz der Bäume, eine leuchtende, aber auch befremdliche Illusion, die eine Ahnung einer Welt ohne Menschen vermittelt.

Eine weitere Arbeit ist eine großformatige Panoramafotografie, eine digitale Collage, die sich als zeitgenössische Auffassung der historischen Landschaftsmalerei gibt. Das ebenfalls mittels KI produzierte Bild wird in einem kunstvollen mit einer CNC-Maschine gefrästen Rahmen gezeigt, dessen Ikonografie auf Borkenkäfergänge wie auf Schaltkreise verweist. Das grobpixelige Digitalbild paart Greiner einem materiellen Gegenstück: einer neuen Arbeit aus der Serie Seed Pattern, für die er eine große Zahl von Samen in minutiöser Kleinarbeit in individuellen parametrischen Mustern in einem Holzkohlerahmen befestigt hat.

Ausgehend vom katastrophalen Zustand der Wälder im niedersächsischen Harz wenden die Arbeiten sich einer handgreiflichen Wirklichkeit zu, die das Ergebnis von Jahrhunderten der Forstbewirtschaftung ebenso wie heutiger globaler ökologischer Weichenstellungen ist. In Jungle Memory geht Greiner der Frage nach, ob die Sprache der Kunst in unserer von Klimawandel und massenhaftem Artensterben geprägten Zeit überhaupt in der Lage ist, diese Themen angemessen zu artikulieren.

TALK
10. September, 20 Uhr im studio foyer der Akademie der Künste
Brauchen wir einen Green New Deal für die Kultur?
Andreas Greiner im Gespräch mit Elke Buhr (Monopol)