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12 – 18 Uhr Andrea Winkler - White Belt (Einzelausstellung / Solo Exhibition)

Andrea Winkler kreiert Arbeiten von intensiver Sinnlichkeit und minimalistischer Eleganz. Hergestellt aus „armen Materialien“ wie Papier, Folie, Klebeband oder Hochglanz-Magazinen erzeugen ihre zarten Reliefs und häufig gekräuselten Objekte eine Atmosphäre „barocker Povera“. Die Arbeiten sind sparsam über den Raum verteilt an den Wänden angebracht, auf den Boden gelegt, an architektonischen Vorsprüngen fixiert und hängen von der Decke. Für den Betrachter verändern sich durch den Raum gehend bzw. navigierend die Blickwinkel und andere Bilder tauchen auf. Unbekümmert, spielerisch und anscheinend nur temporär existierend, wirken die Dinge leicht und beweglich wie Passagiere oder Reisende. Dennoch ist das Bild streng durchkomponiert und nimmt den Vorübergehenden durch seine Verführungskraft gefangen.

Schnell wird offenkundig, dass vielen Arbeiten von Winkler eine zeichnerische Idee zugrunde liegt, die sie auf den dreidimensionalen Raum ausgedehnt hat. Und obwohl ihre Arbeit darauf abzielt, die Erfahrung des Blickens mit geringfügigen Eingriffen in den Raum zu intensivieren, kann sie nicht als „minimal“ im traditionellen Sinn bezeichnet werden. Die Choreographie der Materialien, die Anordnung der einzelnen Elemente und die Betonung des Ephemeren spielen eher an auf Batailles Grenzüberschreitung und seine Definitionen von Schönheit, Erotik, Überschwang und Exzess.

Andrea Winkler (*1975 in Zürich) hat an der Slade School of Fine Art, London und der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Wolfgang Tillmans, Cerith Wyn Evans und Gisela Bullacher studiert. Ihre Arbeiten wurden u.a. in der Kunsthalle St. Gallen, im Kunsthaus Hamburg, im Aargauer Kunsthaus, im Kunstverein Springhornhof, bei Center of Attention, bei Anthony D’Offay, London, und in der Tanya Bonakdar Gallery, NY, gezeigt. Andrea Winkler ist vor Kurzem von London nach Berlin gezogen.

Um 14 Uhr hält der Philosoph Marcus Steinweg einen ca einstündigen, freigesprochen Vortrag zum Thema „Was ist ein Subjekt?“. Das Publikum ist zu einer anschließenden Diskussion herzlich eingeladen!

Abstract: Subjekt ist, was mehr ist als ein Objekt. Das Subjekt ist irreduzibel auf seinen Objekt-Status, der seine Realität im Tatsachenuniversum definiert. Das Tatsachensubjekt ist Objekt faktischer Codifizierung, Produkt realer Determinanten: Subjekt objektiver Unfreiheit inmitten der sozio-bio-politischen Textur. Es gibt ein Subjekt, wenn es etwas gibt, das dieser Textur nicht ganz assimilierbar ist, solange die Löchrigkeit des Tatsachengewebes erscheint. Das Subjekt markiert den Ort dieser Löchrigkeit. Es umzirkelt das Loch der Freiheit als die wunde Stelle des Tatsachensystems. In dem Moment, in dem die ontologische Fragilität der Tatsachenwelt aufblitzt, gibt es ein Subjekt. Deshalb kann vom Subjekt gesagt werden, das es eine Resistenzfigur darstellt. Es resistiert den Tatsachenappellen, die sein Verschwinden in der objektiven Textur beschleunigen. Es widersetzt sich der Tatsachenassimilation.

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Andrea Winkler - White Belt
Ausstellung