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Schon am Beginn ihrer Karriere stellte Andrea Fraser (geb. 1965) auf der Biennale in Venedig aus und war seitdem in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in amerikanischen und europäischen Museen vertreten.

Bekannt wurde sie Anfang der 90er Jahre mit ihren "gallery talks", Performances in Form von Führungen durch Kunstinstitutionen, in denen sie sich kritisch mit den Präsentationsformen, den Hierarchien und den Ausschlussmechanismen des Kunstbetriebs auseinandersetzte. Auch in den darauf folgenden Arbeiten analysierte sie – auf teilweise sehr humorvolle Weise – die Strukturen von Museen, Galerien und anderen Ausstellungshäusern. Sie gilt als eine der erfolgreichsten institutionskritischen Künstlerinnen und wichtige Vertreterin einer Kunstrichtung, die heute unter dem Label Kontext-Kunst eine bedeutende Rolle im zeitgenössischen Kunstdiskurs spielt.

Andrea Frasers breit gefächertes Werk umfasst Themen wie Kulturtransfer, Sponsoring und die Bedeutung der Medien bei der Berichterstattung über Kunstevents. Während in ihren frühen Arbeiten die visuelle Ausprägung zugunsten einer starken inhaltlichen Gewichtung in den Hintergrund trat, arbeitet sie in ihren aktuellen Video-Installationen mit sehr suggestiven und eindringlichen Bildern. So tanzt sie in Exhibition mit einem Pailletten-Bikini bekleidet Samba und nimmt Bezug auf die Aneignung populärkultureller Spektakel im Kunstkontext. Oder sie hat in Untitled Sex mit einem Sammler, lässt diesen Vorgang filmisch dokumentieren und treibt damit gleich mehrere Klischeevorstellungen von Kunst und Künstler und deren Verhältnis zum Markt auf die Spitze.

Die retrospektive Ausstellung im Hamburger Kunstverein vereint annähernd vierzig Arbeiten – angefangen von Malerei und Video über Wandtexte bis zu Installationen – und umfasst den Zeitraum von Mitte der 80er Jahre bis heute.

Der ausführliche Katalog zur Ausstellung (dtsch./engl., DuMont Literatur und Kunst Verlag) liegt zur Eröffnung vor.

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Parallel zeigt der Kunstverein im Erdgeschoss die erste institutionelle Einzelausstellung der Amerikanerin Carol Bove (geb. 1971). Boves künstlerisches Schaffen ist Teil eines groß angelegten Projekts, bei dem sie sich auf die amerikanische Geschichte und Kunst der späten 60er bis frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts konzentriert. Ihr Interesse gilt dabei in gleicher Weise der Literatur, Architektur, Musik und Kunst, wie den einflussreichen und nachhaltigen gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit, wie sie unter anderem in der Frauen- und Friedensbewegung zum Ausdruck kamen.

In Form von Installationen aus Bücherstapeln, die für die Hippiezeit prägende Originalausgaben versammeln, gefundenen oder nachgebauten Regal- und Tischsystemen, maschinengeschriebenen Erklärungen und wie verblasst erscheinenden Zeichnungen weiblicher Akte, deren Vorlagen meist aus Männermagazinen dieser Zeit stammen, schafft sie atmosphärisch aufgeladene Installationen. Ihre Räume reflektieren kunsthistorische Stile und gesellschaftliche Ereignisse der 60er/70er Jahre und hinterfragen sie auf ihre aktuelle Gültigkeit. Die Künstlerin bezeichnet sich selbst als eine Archäologin dieser Zeit, die autobiografische Erlebnisse bzw. solcher ihrer Mutter mit allgemeingültigen sozialen Gegebenheiten kombiniert und in neue Beziehungssysteme überführt.

Im Anschluss an die Ausstellung erscheint eine Publikation (dtsch./engl.) bei Revolver-Archiv für aktuelle Kunst.

Anlässlich der Ausstellungen erscheint eine Edition von Andrea Fraser