artist / participant

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Große, grüne Plastikeimer, z.B. ursprünglich als Regentonnen gedacht und frisch aus dem Baumarkt besorgt, hängen, zu langen, nasenartigen, keilartigen Formen verbunden, in Schläuchen auslaufend, im Raum, im Baum. Die Objekte, "Plastik" im doppelten Sinn des Wortes - das Material und was vom Künstler daraus gemacht wird - können überall sein, genau so, wie das Ursprungsmaterial, welches alltäglich ist, als Tüte, in und an Geräten, Fahrzeugen, als Verpackung etc.: zu finden draußen und drinnen.

Draußen und drinnen schafft André Tempel organische Formen durch die raffinierte Neuordnung von Polymeren. Seine Wandobjekte, z.B. die perforierten Stiefel, sind Studien am einfachen, einförmigen Alltagsgegenstand. Sie versöhnen mit lockerer Geste die Gewalt, die der Natur durch die Abringung der Rohstoffe, welche den Polymeren zu Grunde liegen, angetan wurde. Da wächst wieder etwas, da fließt etwas und da rollt etwas:

Erstmals wagen die installierten Objekte Tempels, gespeist aus der Kraft sicherer küntlerischer Haltung, eine Bewegung, und dabei involvieren sie die Imagination des Betrachters: Seine perforierten Stiefel haben Rollen bekommen, als gelte es, nunmehr neue Felder und Orte zu erschließen, oder besser, auf die Suchfahrt zu gehen zu den Schwesterobjekten Tempels an der Straße, im Park. Wer die nicht findet, findet, sensibilisierten Blicks, jedoch Anderes, Neues. Auch dieses Neu-Sehen ist Intention der Kunst Tempels. Der Widerspruch zwischen Funktionalität und Dysfunktionalität - es handelt sich um äußerst gefährliche Rollschuhe - ist dabei kluge Intervention des Künstlers am gewöhnlichen Gegenstand.

Das Moment der Professionalität handwerklicher Mittel ist entscheidend für den visuellen Erfolg der Objekte André Tempels. Seine Stiefel, seine organisch inszenierten, riesenhaften, wie gewaltige Insekten oder Kokons wirkenden Ver-Eimerungen, das sorgfältig geschraubte, heizrohrenhafte Metallrohrwerk oben an der Wand, alles ist deshalb so stark, weil die Suggestion ingenieurhafter Kalkulation dominiert. So, und nicht anders müssen die Objekte sein, um ihre Wirkung zu erzielen. Nur dann kann Wasser fließen, das Flugzeug fliegen, wenn der Ingenieur korrekt geplant hat: Nur dann kann das Objekt verführen, wenn Tempels Magie greift.

Tempels One-Man-Show extra sahnig in DISKUS vereint in sehr kondensierter, extra sahniger Form einen Querschnitt seiner gegenwärtigen Produktion.

Text: Robert Sobotta, Kunsthistoriker, London/Dresden

Pressetext

only in german

extra sahnig
von Andre Tempel
Eröffnung am Freitag, den 01.09.2006, 18-21.00 Uhr