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Das malerische Werk André Butzers (*1973 in Stuttgart) ist seit seinen Anfängen geprägt von figurativen wie abstrakten, expressiven Zügen. Vielmehr sind seine Werke jedoch ein Konglomerat verschiedener, rätselhafter, symbolischer und stilistischer Aufladungen, das auf sprachlicher wie formaler Ebene hervortritt. Butzer selbst bezeichnet seine Malerei als »Science-Fiction-Expressionismus«.

In den oberen lichtdurchfluteten Hallen der kestnergesellschaft zeigt André Butzer neue, überwiegend abstrakte Gemälde, die seit 2009 für die Ausstellung entstanden sind. Neben großformatigen bunten, pastosen Arbeiten, ist eine Gruppe minimaler Bilder zu sehen. Butzer ist in Hannover bereits bekannt durch seine Teilnahme bei der Gruppenausstellung »Back to Black« 2008 in der kestnergesellschaft.

Der Künstler André Butzer (*1973 in Stuttgart, lebt in Rangsdorf bei Berlin) zeigt in der kestnergesellschaft neun großformatige, erstmals ausgestellte Arbeiten, die seit 2009 entstanden sind. Seine gesamte Laufbahn hat er der Malerei gewidmet, auch in Zeiten, als diese wieder einmal totgesagt war. Sein Werk erzeugt große Polarisierung, ruft Ablehnung wie Begeisterung hervor. Bekannt geworden ist Butzer mit scheinbar expressiven Malereien comichafter Figuren, die er »Friedens-Siemense«, »Schande- und H- Menschen« nannte und die sich aus einer Auseinandersetzung mit der deutschen und US-amerikanischen Geschichte, mit Kapitalismus, Kinderwelt, Konsum- und Popkultur heraus entwickelten. Butzer versteht sich aber nicht als kritisch. Als großer Fan von Henry Ford sieht er sich vielmehr als Fabrikant, dessen Produkte – seine Bilder – nicht nur auseinander hervorgehen, sondern, dem Prinzip der Wiederholung folgend, sich kaum voneinander unterscheiden sollen. In der Folge entstehen aber dennoch vielfältige Arbeiten.

Auch die Werke in der Ausstellung »Der wahrscheinlich beste abstrakte Maler der Welt« weisen sich als Variation derselben, wenn auch auf verschiedenen Polen beruhende Bildstrategie aus. Bildstrategien, die sich jedoch nicht gegenseitig ausspielen: Butzer dekliniert Formen durch, die von geometrisch minimal bis hin zu wild gestisch, farblich von rein und flächenhaft zu verschmiert pastos reichen. Geschichte und Entwicklung der Malerei stehen dabei beständig im Hintergrund. Der Einsatz dieser steten Verweise auf die Malereigeschichte wird von vielen als belustigend und zynisch gelesen, nicht zuletzt befeuert durch die zum Teil skurrilen Titel wie das verrätselte »Brandenburgische Spargelmalerei – Elektrischer Krieg – Neo- Cézannismus (Abstraktes Bild Nr. 27d)«, ein Werk, das in der kestnergesellschaft zu sehen ist. Dabei ist Butzers Unterfangen nichts anderes als ein Ringen um die Möglichkeiten des Mediums der Malerei. Die Ausstellung in Hannover stellt einen Einschnitt in diesem Schaffen dar, denn der Künstler will nicht länger mit anderen Malern verglichen und nur in ihrer Folge gesehen werden. Aus einer Distanz zu sich selbst heraus bezeichnet er sich nun in dritter Person als den wahrscheinlich besten abstrakten Maler. Die in der kestnergesellschaft gezeigte Arbeit »Ich will erstmal 'ne Cola« soll als Anfang einer neuen Entwicklung verstanden werden. Butzer nennt alle seither entstandenen Arbeiten »N-Bilder« im Bezug auf seine optische Utopie namens »Nasaheim«.

Die Konzeption von »N« respektive »Nasaheim« als einem fiktiven Ort im Weltall, führt Butzer bereits früh (2001) in sein Werk ein: »N« steht für einen nicht erreichbaren Ort, für Abstraktion, ein Ort, an dem etwa »die Farben aufbewahrt werden«. Die Vorstellung dieses Ortes ist Ausdruck einer eigenen, aber universell anwendbaren Kunsttheorie, die sich permanent in ihrer Vorstellung wandelt und sich in ihrer Komplexität und Eigenständigkeit als originär und tiefgehend erweist. In seiner Entwicklung von anfänglich figürlichen Motiven gelangt Butzer mehr und mehr zu ausbalancierten und puren Bildern und nähert sich, seiner Denkfigur gemäß, der Koordinate »N« an. Zieht man allerdings eine weitere seiner Aussagen hinzu, nämlich dass Malerei nicht auf Ideen und Idealen basiere, sondern ein Streben nach etwas bedeute, das man nicht kenne und vor allem nicht realisieren könne, öffnet sich die im Titel formulierte Selbstbehauptung und wird zur herausfordernden Frage an die Betrachter, die entscheiden müssen, ob sie es tatsächlich mit dem besten abstrakten Maler der Welt zu tun haben.

Bereits 2008 hat die kestnergesellschaft Werke von André Butzer in der Gruppenausstellung »Back to Black Schwarz in der aktuellen Malerei« vorgestellt. Einzelausstellungen haben ihm unter anderem die Kunsthalle Nürnberg und der Kunstverein Heilbronn ausgerichtet, teilgenommen hat er an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen, etwa im Museu de Arte de São Paulo Assis Chateaubriand in São Paulo, in der Kunsthalle Hamburg, im Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig in Wien oder im Museum der Moderne Salzburg. Butzers Werke befinden sich unter anderem in der Sammlung des Kupferstichkabinetts Berlin, in der Sammlung der University of Chicago, im Musée d’art moderne carée d’art in Nîmes und der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit über 50 großformatigen Abbildungen erstmals publizierter Werke. In englischer und deutscher Sprache mit Texten von André Butzer, Kristin Schrader und Christian Malycha.

Zur Ausstellung wird eine exklusive Edition herausgegeben. André Butzer hat drei Motive als Radierungen umgesetzt, je in einer Auflage von 30 Exemplaren.

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André Butzer
der wahrscheinlich beste abstrakte maler der welt