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Nicht Kunstwerke, sondern Vehikel zu deren Gelingen stehen im Zentrum der Schau. Statt eines Pinsels verwendet Morten Viskum für seine Gemälde tote, von menschlichen Körpern abgetrennte Hände. Oscar G. Torres tüftelt derweil an malenden, batteriebetriebenen Kunstrobotern, und Paul Etienne Lincoln lässt per Stromstoß einer Transformatorpeitsche seine elektromechanischen Karikaturen tanzen. Unter der Hallendecke bewegt sich die Luftoffensive von Heike Mutter und Ulrich Genth. Zurück am Boden, blitzt Stelarcs sechsbeiniger, spinnenartiger Laufroboter „Exoskeleton“ um die Ecke. Etwas weniger ausladend ist das Konstrukt aus Geäst, Käse, Draht und Leinen, das auf Kim Jones, verwandelt zum „Mudman“, lastet. Ein haariges Ganzkörperkostüm verwandelt einen kleinwüchsigen Akteur in den Affenmenschen „Link“ aus Tea Mäkipääs gleichnamigem „Heimatfilm“. Annette und Steffen Schäfflers Puppen hauchen dem Trickfilm „Der Perückenmacher“ Leben ein und wieder aus. Aus schauspielerischer Starre bringt auch Liisa Lounila mit 360-Grad-Lochkamera ihre Filme zum Laufen. Experiment und Spiel wirkten sich auf das „Switching Game“ des Computerpioniers Claude Shannon ebenso inspirierend aus wie sie David Links Rekonstruktion eines der ersten Rechnerprogramme (nebst geheimnisvoller Liebesbriefe) innewohnen. Nicht rekonstruierte, sondern eigens entwickelte Software lässt Kriegsveteranen ihre (traumatischen) Erfahrungen von Krzysztof Wodiczkos „War Veteran Vehicle“ aus auf Hauswände feuern. Als Lichtbotschaft projiziert auch Deborah Kelly ihre Warnung „Hüte dich vor Gott“ in die Öffentlichkeit, wovon ein angeschmortes Dia zeugt. Auf einen Ventilator wird Roddy Bells Mund, der wie einst der kriegsgefangene Kantor Grabowski das „Wolgalied“ singt, projiziert. Zwei Anordnungen blicken auf Künftiges: Björn Jungs Installationsidee „Sonar“ und die Effektgeräte, in Reihe geschaltet vom Duo Barking Dogs United, um menschliche Fähigkeiten zu verstärken. Deren gigantische Pistole bildet das Pendant zu Jim Whitings Alltagswaffe „Rambo Gun“, ohne die sein „Bimbo Town“ nicht das wäre, was es ist – eine Kunstherberge mit Zugkraft. Wie er hat Halldór Úlfarsson eine Werkbank mitgebracht, dort entwickelt er Halldorophone, feedback-gesteuerte Saiteninstrumente. Das von Abnutzungsspuren übersäte Saiteninstrument Klaus Hähner-Springmühls zeugt von körperbetonten Aktionen. Die Soundavantgardisten vom Ensemble für Intuitive Musik Weimar brechen mit Aschenbecher und Wasserkocher auf in neue Klanglandschaften. Mechanisch tönt auch Maywa Denkis „Otamatone“ – wie eine singende Säge – während Ingrid Horas riesige Metalltrichter – gleich Abhörapparaten im Krieg – keine Töne aussenden, sondern einfangen. Gleichermaßen militärisch mutet Mark Bains Klangumschichter „Acoustic Space Gun“ an, der wie Zafos Xagoraris’ Lautsprecher „Sound of Crowd“ öffentliches Terrain akustisch kontrolliert, während sein „Periscope“ den Blick um Ecken und über Mauern lenkt.

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An das Gerät!

Künstler: Mark Bain, Barking Dogs United, Roddy Bell, Klaus Hähner-Springmühl, Ensemble für intuitive Musik, Ingrid Hora, Kim Jones, Björn Jung, Deborah Kelly, Paul Etienne Lincoln, David Link, Liisa Lounila, Tea Mäkipää, Maywa Denki, Heike Mutter & Ulrich Genth, Annette & Steffen Schäffler, Claude Shannon, Stelarc, Oscar G. Torres, Halldór Úlfarsson, Morten Viskum, Jim Whiting, Krzysztof Wodiczko, Zafos Xagoraris