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„Along the Rhine – Köln/Düsseldorf“ heißt die neue Ausstellung im KIT, die den Fokus auf die künstlerische Arbeit mit Neuen Medien in den Städten Köln und Düsseldorf richtet. Gezeigt werden 22 junge Künstler, Absolventen wie auch Studierende, aus den beiden unterschiedlichen Kunsthochschulen entlang des Rheins: Die Kunsthochschule für Medien in Köln (KHM) und die Kunstakademie Düsseldorf, an denen u.a. international anerkannte Künstler wie Rosemarie Trockel, Christopher Williams, Julia Scher und Mischa Kuball unterrichten.

Enstanden ist die Idee zu dieser Köln-Düsseldorfer Ausstellung im MINUS1/Experimentallabor der Kunsthochschule für Medien in Köln. MINUS1 wurde auf Initiative von Professor Mischa Kuball Anfang 2008 ins Leben gerufen und versteht sich, wie das KIT, als ein Raum für künstlerische Experimente und kreative Prozesse für Studierende und Postgraduierte der Kunsthochschule für Medien. Dort, genau so wie an der Kunstakademie Düsseldorf, vermischen sich, wenn auch in unterschiedlichen Verhältnissen, die klassischen mit den Neuen Medien. Längst ist die Arbeit mit den ästhetischen Möglichkeiten digitaler Medien nichts Besonderes mehr, ihre Technik ist massentauglich und die derzeitige Künstler-Generation ist mit ihr aufgewachsen. Dabei fällt auf, dass sich die so genannten Medien-Künstlerinnen und Künstler verstärkt mit analogen Materialen auseinandersetzen und diese mit und auch gegen elektronische Medien verwenden. Viele der ausgestellten Werke sind erzählerisch, die Künstler setzen ihre Körper ein und schöpfen außer aus technischen Möglichkeiten bewusst aus persönlichen und sozialen Erfahrungen, aus Geschichte, Literatur, Film-, Kunst- und Kulturwissenschaft.

KIT – Kunst im Tunnel stellt Video- und Soundinstallationen, Experimentalfilme, Screenings sowie skulpturale und fotografische Werke aus, die von den Künstlern für die Ausstellung konzipiert wurden. Am Eröffnungsabend und am 22.10. ab 20 Uhr im Salon des Amateurs werden Performances dargeboten. Filme der jungen Künstler sind außerdem am 24.09. ab 17.30 Uhr in der Blackbox, Schulstr. 4 in 40213 Düsseldorf, zu sehen. Ein Symposium zum Thema „Along the Rhine – Akademien“ wurde gemeinsam mit dem Kölnischen Kunstverein geplant und findet dort am 2./3. Oktober 2009 statt.

Im Außenraum des KIT startet „Along the Rhine – Köln/Düsseldorf“ mit der Laser-Projektion „Geo-Wave“ von Dino Korati (geb. 1980 in Düsseldorf, Studium an der Kunsthochschule in Köln). Die eckige Form des KIT-Pavillons wird, bei Dunkelheit besonders gut sichtbar, von einer geometrischen, fließenden Wellen-Form überlagert optisch eins mit dem vorüber strömenden Rhein. Die Übersetzung von Natur in geometrische Formen wird für den Betrachter greifbar.

Schon lange vor der Eröffnung der Ausstellung hat Alwin Lay (geb. 1980 in Rumänien, Studium an der Kunsthochschule Köln) ein Foto am Eingang des KIT-Cafés aufgenommen. Es bildet eine Welt ab, in der das Absurde, das Inszenierte und das Wirkliche aufeinander treffen. „Eine Nacht im Ofen“ ist eine Fotografie, die zwei Darsteller zusammen mit einem Herd vor dem Café zeigt.

Im Ausstellungsinneren präsentiert Noa Gur (geb. 180 in Tel Aviv, Studium an der Kunsthochschule Köln) ihre Videoinstallation „staircase flesh“. Ihre Aufnahmen zeigen einen Treppenabsatz in einem Kölner Tunnel, durch den Gas und Dampf abgeleitet werden. Diese Sequenz projiziert sie in den Ausstellungsraum des KIT, und zwar als Reflextion in einer Wasserlache auf dem Boden.

Die Künstler Allan Gretzki (geb. 1979, Studium an der Kunsthochschule Köln) und Tobias Hahn (geb. 1980, Studium an der International Scholl of Design) zeigen die Installation „Periskop“. Damit hinterfragen sie die konventionelle Nutzung und Wirkung von öffentlichen Räumen. Die auf KIT bezogene Arbeit „Periskop“ nimmt die U-Boot Form des Raumes auf, gibt den Ausblick zum Rhein frei und lässt eine Orientierung auch zehn Meter unter der Erde zu.

Ein Briefumschlag mit der Aufschrift „affaire individuelle“ ist eine kleine intime Begleitung der KIT-Eintrittskarte und zugleich ein Werk der Ausstellung. Das verschlossene Kuvert ist ein mit dem Ende der Ausstellung limitiertes Multiple. Für Aino Emilia Korvensyrjä (geb. 1979 in Finnland, Studium an der KHM in Köln) ist es ein Mittel Selbstbildung und Selbstformung des Einzelnen durch öffentliche Institutionen darzustellen.

Im Ausstellungsinneren hängt eine riesige Glocke: Andrey Ustinov´s (geb. 1975 in Sankt Petersburg, Studium an der KHM in Köln) Medien-Skulptur „Megabell“ setzt sich aus einer Vielzahl von bunten Megafonen zusammen. Der zu hörende Glockenschlag ist die Übertragung von Herzschlägen des Performers mittels eines Stethoskops.

Anna Sokolowa (geb. 1975 in Minsk, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie) fügt ihre Videoinstallation „Ornament“ in den flachen Raumanfang des KIT ein. Auf sechzehn Videomonitoren laufen alternierend zwei symmetrisch reflektierende bewegliche Linienmuster. Die Videoübertragung spiegelt sich in vertikal zu den Monitoren angebrachten länglichen Wandspiegeln und verlängert sich ornamental in den Raum hinein.

Bianca Patricia Radziwanowska (geb. 1975, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie und KHM) zeigt eine Laser-Installation bestehend aus zehn waagerechten frei schwingenden Lasern. „Discontroll“ schwingt abhängig von den Bewegungen der Besucher schneller oder langsamer, stärker oder schwächer. Die Strahlen können sich überlagern und bilden immer wieder neue, einmalige wellenartige Strukturen.

Carolina Redondo’s (geb. 1977 in Santiago de Chile, Studium an der Kunsthochschule Köln) Werk ist ein Zitat aus der wissenschaftlichen Arbeit von Robert Maxwell Young, einem Philosophen des 20. Jahrhunderts. „Me(n)tal Space“ stellt einen geistigen Raum dar, voller Fragen, Antworten und Eindrücke. Die Künstlerin referiert darin das KIT mit seinen Betonwänden als einen geschlossenen Raum voller Ideen und Kunst.

Chris Succo (geb. 1979 in Düsseldorf, Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf) setzt seine digitalisierten analogen Fotografien zu verschiedenen Collagen zusammen, die er in Nadelsperrholz-Vitrinen ausstellt und damit dem Medium Werbung annähert. In Leuchtkästen in der Altstadt präsentiert er Poster, die als Stapel auf einer Palette liegen. Sind sie zum Mitnehmen bestimmt oder fester Bestandteil der Arbeit? Der Besucher muss entscheiden.

Erika Hock (geb. 1981 in Dschanghi-Dscher/Kirgisistan, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf) zitiert mit ihren Werken die Lichtkunst Dan Flavins. Ihre Videoarbeit zeigt die Wassershow vor dem Bellagio Hotel in Las Vegas bei Nacht in Slow Motion. Erika Hock zerschnitt die tanzenden Fontänen in kurze Sequenzen und unterlegte sie mit dramatischer Musik. Eine sechseckige Säule mit Neonröhren greift die Monumentalität des Wasser-Spektakels auf.

„Ver Coop“ sind Manja Ehemann (geb. 1982 in Plauen, Studium an der Hochschule für Künste Bremen) und Jan Christian Schulze (geb. 1981 in Bremen, Studium an der KHM). Sie entwerfen für die Ausstellung „Along the Rhine“ einen Ventilstopfen, der dem LIDO-Magazin beiliegt. Somit verschieben sie die Beziehung zwischen Ausstellung und Katalog. Wo üblicherweise die Dokumentation der Arbeiten abgedruckt ist, befindet sich ihr Kunstwerk selbst.

Jens Pecho (geb. 1978 in Frankfurt am Main, Studium an der KHM Köln) arbeitet mit Soundcollagen und Video. Für das KIT installierte er die Projektion „Good and Evil/Right and Wrong“ in das vordere Oberlicht – und damit auf die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenbereich. Per Beamer werden satanistische und heilige Textfragmente aus Hollywoodfilmen auf das Fenster und einen verdoppelten Aufbau projiziert.

Johanna Reich (geb. 1977 in Minden; Studium an der Kunsthochschule Köln) projiziert „Glimpse“ – den flüchtigen Blick – an die KIT-Fassade. Die Aufnahme dokumentiert eine Performance, bei der die Künstlerin eine Kamera wie einen Fußball über die Rheinuferpromenade stieß. Malerische Standbilder wechseln sich ab mit verschwommenen schnell bewegten Bildsequenzen.

„Opizon“ von Marianna Christophides (geb. 1980 auf Zypern, Studium an der KHM) ist ein Raumbild aus alten Laterna-Magica-Glas-Dias. Neonröhren werden dabei zu einer Art Leuchtkasten, der dem Zuschauer erlaubt, die Dias zu betrachten. Von rechts nach links gesehen, bilden sie einen Horizont, der an einen Sonnenuntergang erinnert.

Nesha Nikolic (geb. 1975 in Düsseldorf, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf) verbindet in seiner Arbeit „Baron Nesha“ klassische Bildhauerei mit Performance. Dabei liegt der Künstler auf einem Holzregal, schwarz gekleidet und mit einer Gas-Maske vor dem Mund. Diese ist mit einem Lautsprecher verbunden, der kritische Statements zur aktuellen Zeitgeschichte überträgt.

„Rubber sheet geometry“ von Pauline M´barek (geb. 1979 in Köln, Studium an der KHM Köln) besteht aus einer Reihe von Zeichnungen, die sich mit den transformativen Eigenschaften nicht messbarer Geometrie beschäftigen. Die Künstlerin untersucht so Phänomene wie Faltungen, Verknotungen, Umstülpungen und Spiegelungen.

Peter Lober (geb. 1982 in Schwäbisch Hall, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf) zeigt auf acht Bildschirmen eine einstündige gefilmte Sequenz: ein Zettel mit der Notiz „AN“. Den Monitoren gegenüber steht eine Vitrine mit farbigen Daumenkinos. Sie sind unter Glas verschlossen und zeigen kalt ihr monochromes unveränderbares Bild.

Silvia Ospina (geb. 1979 in Columbien, Studium an der KHM) tanzt im KIT „Chicamocha – oder auf der Suche nach dem Fluss“. Sie stellt eine junge Besucherin dar, die sich intensiv mit den verschiedenen Kunstwerken auseinandersetzt, bis ihr Körper auf diese reagiert und neue bewegte Skulpturen kreiert um schließlich selbst Objekt der Beobachtung zu werden. Ihre gesammelten Inspirationen schreibt sie in Briefen nieder, die sie zu einer Kette von Schiffchen faltet.

Thorsten Hallscheidt, (geb. 1969 in Hilden, Studium an der KHM in Köln) beschäftigen die Dimensionen Zeit, Raum und Geschwindigkeit in ihrer alltäglichen Wahrnehmung. Sein Werk „Der große Erzähler“ zeigt nächtlich beleuchtete Äste eines Baumes, die durch eine heliografische Projektionsfläche gespiegelt werden. Parallel zu den vom Wind raschelnden Ästen, erklingt eine aus verschiedenen Metallen eigens komponierte Soundspur.

Kuratoren: Gertrud Peters und MINUS1 - Experimentallabor Kunsthochschule für Medien Köln / Prof. Mischa Kuball

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ALONG THE RHINE - Köln/Düsseldorf
Kuratoren: Gertrud Peters, Mischa Kuball

Künstler: Marianna Christofides, Manja Ehemann, Allan Gretzki, Noa Gur, Tobias Hahn, Thorsten Hallscheidt, Erika Hock, Dino Korati, Aino Emilia Korvensyrjä, Alwin Lay, Peter Lober, Pauline M´Barek, Nesha Nikolic, Silvia Ospina, Jens Pecho, Bianca Patricia, Carolina Redondo, Johanna Reich, Jan Christian Schulze, Anna Sokolova, Chris Succo, Andrey Ustinov.