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ALOIS MOSBACHER. Bessere Sicht
Vernissage am Samstag, 28. April 2018 um 11:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Günther Holler-Schuster, Universalmuseum Joanneum Graz

Ausstellung bis 14. Juni 2018 von Mo -Sa 9-19 Uhr, So nach Vereinbarung

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Alois Mosbacher
Bessere Sicht

Mit der Ausstellung „Bessere Sicht“ von Alois Mosbacher zeigt die Galerie Gölles diesmal einen völlig neuen Werkkomplex eines Malers, der bereits in den 1980er Jahren zu den hoffnungsvollsten und erfolgreichsten Künstlern seiner Generation in diesem Land gehörte. In einer Zeit, in der die Malerei gleichsam neu erfunden wurde, die Möglichkeiten des Mediums radikal ausgelotet, Stile rasch geändert wurden sowie einer objektlosen Konzeptkunst scheinbar eine Absage erteilt wurde, etablierte Alois Mosbacher einen eigenen Stil der Malerei, der wesentlich vom Experiment getragen war. Expressive Gestik wechselt dabei mit glatter, nahezu naturalistischer Darstellung ab. Von frühester Zeit an ist für Mosbacher die Malerei ein ständiges Wechselspiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Niemals fällt er dabei in vollständige Gegenstandslosigkeit. Die Lesbarkeit bleibt stets erhalten, stellt sich aber oft in extrem sinnlicher Malweise dar, sodass man sich oft fragen muss, ob der dargestellte Gegenstand nicht ausschließlich Vorwand für den malerischen Akt ist. Auch dabei lotet Mosbacher die volle Bandbreite des Zweidimensionalen aus bis er durch radikale Reduktionsprozesse beim Schwarzweiß bzw. bei der Zeichnung ankommt. Dadurch, dass die Zeichnung meist auch auf der grundierten Leinwand erscheint, kontextualisiert er diese im Medium der Malerei und unterstreicht damit nicht zuletzt auch die darstellerische Funktion der Malerei.

Auch mit seinen jüngsten Arbeiten verhält es sich ähnlich, obwohl das grafische Element der Zeichnung zugunsten eines sinnlich malerischen Duktus beinahe zur Gänze fehlt. Landschaften, Pflanzen, manchmal Gegenstände – ein Basketball – bestimmen den Kosmos von Alois Mosbachers neuen Malereien. Neben den Detailansichten aus einer vom Menschen zugerichteten Natur – Blätter, Zweige, Blüten – dominieren immer wieder monochrome Farbflecken, die einer inneren Logik zu folgen scheinen und sich in die Gesamtgestaltung integrieren. Dinge, Fragmente und Farbgerinnsel ballen sich zusammen, verdichten sich auf der Bildfläche und lösen sich im nächsten Stadium wieder auf. So entstehen scheinbar unmögliche, surrealistisch anmutende Objektkombinationen, die einen narrativen Prozess vortäuschen um ihn im nächsten Moment wieder verlassen. Auch Phänomene wie das Plastische und das Flächige wechseln dabei ab, was den surrealen Charakter noch weiter zu steigern im Stande ist.

Es ist eine Möglichkeit, die Mosbacher in diesem Augenblick der Malerei zugesteht. Das surreale Spiel macht nicht selten den Anschein des Grotesken, mitunter des Ornamentalen. Für Mosbacher ist Malerei eine Art Sprache, ein Vokabular, das sich nicht ständig neu erfinden lassen muss, sondern das seine vorhandenen, teilweise zeitbedingten Variationspotentiale stets in hohem Maße ausspielen kann. Man muss somit als Maler nichts neu erfinden. Die Dinge sind da und sie können unterschiedlich kollidieren und so sowohl inhaltlich als auch formal im Publikum für Verwirrung sorgen. Die Titel dieser neuen Arbeiten scheinen aus einem imaginären Katalog von Redewendungen, Zitaten und Formulierungen des Alltags zu stammen, die der Künstler nur beiläufig den Motiven zugeordnet hat. Sie korrespondieren nicht offensichtlich mit den dargestellten Situationen und Gegenständen. Sie unterstützen vielmehr die Rätselhaftigkeit des Dargestellten. Ein tieferer Sinn des Ganzen wird auf diese Weise bewusst evoziert, regt zum intensiven Nachdenken an, lässt aber eine letztgültige Interpretation nicht zu. Stattdessen wird das Klischee der Malerei auf mehrfache Weise hinterfragt. Das Medium Malerei bleibt als Grunddisposition erhalten und entfaltet Varianten, die sowohl verunsichern als auch verblüffend neu wirken und die Malerei als etwas Lebendiges mit schier endlosen Möglichkeiten darstellen.

Günther Holler-Schuster