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Der in Wien lebende Künstler Alois Mosbacher (*1954 in Strallegg/Österreich) ist in der Schweiz kein Unbekannter.

Seine Malereien waren in zahlreichen Institutions- und Galerie-Ausstellungen zu sehen, beispielsweise im Aargauer Kunsthaus (Einzelausstellung, 1987) in der Kabinett Galerie in Bern (Einzelausstellung, 2007) oder im Kunstmuseum Luzern (Gruppenausstellung, 2006 und 2010). Auch international kann Mosbacher auf eine anhaltende Karriere verweisen mit Einzelpräsentationen im Museum moderner Kunst in Wien (1997), der Städtischen Galerie Nordhorn (2005) oder in der Neuen Galerie Graz (2010), sowie zahlreichen Beteiligungen an internationalen Gruppenausstellungen.

Das Kunsthaus Baselland widmet dem Künstler eine Einzelausstellung und zeigt eine Reihe neuer Malerei-Serien, allesamt in den letzten Monaten speziell für diese Ausstellung entstanden, sowie eine skulpturale Installation und ein Video.

Die Themenfelder von Mosbachers Malereien gehen auf verschiedene Ressourcen zurück. Der Künstler besitzt ein grosses Fotoarchiv, welches aus selbst fotografierten Bildern, gefundenen Bildern und Internetbildern besteht. „Der Maler muss nichts mehr erfinden, er recherchiert im Fundus der Bilder, folgt wie die ‚Investigators‘ all den dort zwischengelagerten Spuren …“, beschreibt dies Annelie Pohlen. Auch wenn das Archiv eine wichtige Basis für die Arbeitsweise des Künstlers ist, bestimmen dennoch die ausgewählten Themen und Projekte als solche das jeweilige Ergebnis. Das Thema Wald wurde in den letzten Jahren in verschiedenen Werkprojekten umgesetzt. Mosbacher beschreibt seine Themenwahl in einem Interview mit Hans Ulrich Obrist wie folgt: „Die Sache mit dem Wald ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Es schwingt immer etwas Unheimliches mit. Wir kennen dieses Sujet von Grimms Märchen usw. Und der böse Wolf wird zum Beispiel mit einem rechtsradikalen Hintergrund zum ‚Unabomber‘, zu Theodor Kaczinsky in den Wäldern Montanas. Das ist dann eine negative Utopie. Der Wald eignet sich als Bühne für Aussenseiterrollen. Da gibt es einfach noch Plätze und Räume, wo man eine Parallelwelt oder eine Gegenwelt aufbauen kann. Innerhalb dieses ganzen Sujets von Wald war das auch immer da“ (Kat. Neue Galerie Graz).

Für die Ausstellung im Kunsthaus Baselland entstanden „Big Home“, „Paintball“, „Forest“ und „Bird“ (alle 2010) – vier neue zusammengesetzte Grossformate, die aus 16 und 24 Einzelbildern bestehen. Jede der einzelnen kleinformatigen Malereien kann für sich selbst stehen, nur in der vorbestimmten Reihenfolge ergänzen sie sich mit den jeweils benachbarten Bildern zusammen zu einem Ganzen. Dennoch erzeugt der Künstler in der Lesbarkeit von Einzelbild zu Einzelbild immer wieder Brüche. Manchmal geht ein in den unteren Bildreihen aufragender Baumstamm in den oberen Bildreihen nicht weiter oder der Kopf einer Person wird abgeschnitten. Auch das Weiterführen räumlicher Zonen wird nicht immer konsequent durchgeführt. Der Künstler erzeugt mit dieser Zusammensetzung zwar die Lesbarkeit eines grossen Ganzen, im Detail jedoch lässt er dem Rezipienten Möglichkeiten für individuelle Lesarten offen. Wir werden verführt, einzelne Bilder untereinander auszutauschen, um später festzustellen, dass sie ihren Platz in der vorgegebenen Anordnung bereits gefunden haben. Wichtig ist die aktive Integration des Betrachters.

„Forest“ zeigt drei männliche Rückenfiguren, zu denen sich der Betrachter, quasi etwas weiter hinten, hinzugesellt. Sie blicken in den Wald hinein, abgebrochene Äste und Bäume öffnen Wege und Zonen, die ins Ungewisse führen. In irrationaler Weise überziehen Wolken und Farbflecke den vermeintlichen Erzählstrang, der bei näherer Betrachtung keiner ist. Es gibt keine Erzählung als solche, sagt Mosbacher, die Bilder sind auch nicht neutral. Ihre Lesbarkeit wird vom individuell geprägten „Bildspeicher“ des Betrachters wesentlich mitbestimmt. In „Paintball“ greift der Künstler so genannte Live-Rollenspiele auf, die beispielsweise von verschiedenen Spielvereinen durchgeführt werden, die sich zu mittelalterlichen Kampfspielen im Wald treffen oder Communities, die Herr der Ringe oder Star Wars im Wald aufführen. Mit Bleistift auf Leinwand gezeichnet schildert das Bild einzelne Charaktere und Spielgruppen und ihre kurzfristig angelegten Zeltbehausungen. Darüber entladen sich einzelne Farbwürfe, die wiederum an Paintball-Schiessanlagen erinnern und einen kunsthistorischen Bogen zum Impressionismus schlagen. Das Bild „Bird“ besteht hauptsächlich aus gezeichneten Einzelbildern von verschlungenen Ästen. Der Vogel scheint in ihnen gefangen. „Big Home“ hingegen greift das Thema von Waldhütten auf und umfassen dabei eine inhaltliche Bandbreite von der Kinderhütte bis hin zu den Waldbehausungen diverser Aussenseiter der Gesellschaft.

Das Video „outside/fiction“ (2010) spitzt die Stimmung des Unheimlichen insofern zu, als die auf eine Glasscheibe gefeuerten Schüsse und die damit verbundenen Klirrgeräusche jedes Mal den Blick auf ein Waldmotiv freigeben. Das Video schliesst den gedanklichen Rundgang durch das Sujet Wald mit all den individuellen Erinnerungen und erzählten Geschichten, die wir geistig in uns mittragen.