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Made in Germany< (engl. für hergestellt in Deutschland) ist ein Qualitätssiegel, das auf vielen Produkten aus Deutschland deren Herkunft angibt. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde Made in Germany< oder auch nur >Germany< auf vielen Waren neben der Herstellerbezeichnung angebracht, zum Beispiel auf Porzellan, Bestecken und Kriegsausrüstung. Als Ende des 19. Jahrhunderts neben Großbritannien auch andere europäische Industrienationen aufstrebten, begann man im Vereinigten Königreich, sich mit der Kennzeichnungimportierter Ware gegen minderwertige Nachahmungsprodukte zu schützen. Diese Kennzeichnung betraf zunächst nur deutsche Ware und erfolgte durch die Bezeichnung >Made in Germany<Merchandise Marks Act 1887). Die Kennzeichnung wurde auch nach dem Krieg beibehalten. Da die Qualität der deutschen Waren aber in der Regel gut – oft sogar besser als die der einheimischen Produkte – war, setzte sich die zunächst gegen deutsche Importe gerichtete Kennzeichnung nicht nur in Großbritannien zunehmend als Qua- litätssiegel durch< (Wikipedia, Stand: 1 April 2007) Unter dem Titel ALMAN MALI (türkisch für >Made in Germany< präsentiert der Kunstverein München vom 20. April – 20. Mai 2007 zeitgenössische Kunst aus Deutschland. Die kurzfristig ins Programm genommene Gruppenausstellung versteht sich als Reaktion auf die gemeinsam von Sprengel Museum, Kestnergesellschaft und Kunstverein in Hannover ab Mai 2007 ausgerichtete Ausstellung Made in Germany< deren Ausstellungstitel, so der Pressetext, insofern programmatisch zu verstehen (ist), als er Fragen der künstlerischen Identität nicht mehr nur ausschließlich an den Geburtsort und die Biografie der Künstler koppelt, sondern im Zusammenhang mit dem Produktionsstandort der Werke verhandelt< Die scheinbar progressive Loslösung der Frage nach der >künstlerischen Identität< von der Frage nach nationaler Herkunft ermöglicht so einmal mehr, interkulturelle Dynamiken und hybri- de Identitäten im merkantilen Vokabular von Standortpolitik und regionalem Städtemarketing zu verhandeln. Wäre doch merkwürdig, wenn das im Sommer zwischen Kassel und Münster migrierende internationale Kunstpublikum nicht zu einem Zwischenstopp in Hannover bewegt werden könnte, um sich vom Standort Deutschland als multikulturellem Schmelztiegel avancierter Kunstproduktion überzeugen lassen zu können. Begriff und Wirklichkeit der kulturellen Hybridität werden heute nicht nur als wohlfeiles Marketing-Tool in Anspruch genommen, sondern dienen auch als zentrales Ideologem und nicht zuletzt politische Voraussetzung von regionalen Standortpolitiken in einer globaliserten Wirtschaftsordnung, die auf allen Ebenen neue Freiheiten postuliert, während sie die damit einhergehenden Zwänge als Fragen individueller, nicht struktureller Verant- wortlichkeit verharmlost. ALMAN MALI antwortet darauf mit einem ironischen und konzentrierten Fokus auf nur eine Form der inter- kulturellen Identität unter vielen in Deutschland, die so aber in ihrer Spezifik verhandelbar wird. Die für ALMAN MALI einge- ladenen Künstlerinnen und Künstler sind nicht nur dadurch charakterisiert, dass sie ihre realen, lebensweltlichen Identi- täten >zwischen< der deutschen und der türkischen Kultur aushandeln, sondern vor allem dadurch, dass sie den Prozess der interkulturellen Identitätskonstruktion zwischen diesen beiden Kulturräumen auch zum reflexiven Gegenstand ihrer Arbeit selbst machen. Kulturelle Hybridität ist hier mehr und anderes als eine PR-Strategie oder Ideologie: Sie wird anschaulich als exis- tenzieller Horizont, innerhalb dessen Einzelne ihre Identität zwischen kultureller Bedingtheit und individueller Erfahrung aushandeln und aufbauen. Mit dieser bewussten Verengung des Fragehorizonts will ALMAN MALI der von >Made in Germany< vorgeschlagenen Übersetzung von kulturell, sozial und politisch definierten Identitätsdiskursen in die scheinbar universelle Sprache eines globalisierten Marktes auf polemische Weise begegnen. Bei der kulturellen Inventarisierung des Standorts Deutschland in Form von >Zwischenbilanzen< und >Bestandsaufnahmen< (Pressetext >Made in Germany< wünschen wir unseren Kollegen aus Hannover nichtsdestotrotz schon jetzt viel Glück!

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ALMAN MALI (Made in Germany)

mit Nevin Aladag, Aysun Bademsoy, Ayzit Bostan,
Yusuf Etiman/Basso, Özlem Günyol, Mustafa Kunt