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Eröffnung mit der Künstlerin Freitag, 29. Mai 2009, 18 - 20 Uhr

Alicia Framis thematisiert in ihrer Kunst soziale Probleme und politische Missstände. Sie wählt nicht die Dokumention, sondern entwickelt phantasievolle Lösungsvorschläge. Dabei bedient sie sich Methoden anderer Disziplinen wie Architektur, Mode und Design; sie entwirft Kleider, inszeniert Modenschauen, organisiert Workshops mit Wissenschaftlern, Künstlern und Laien, und setzt ihre Ideen in Modellbauten und Computerzeichnungen um. Framis schafft keine Kunstwerke im traditionellen Sinn, ihren Werken und Performances verleiht sie jedoch eine hoch ästhetische visuelle Form, deren kritischer Inhalt erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.

Wir freuen uns, Alicia Framis mit zwei neuen Werkgruppen in einer ersten Einzelausstellung in Deutschland vorzustellen.

Mit dem fortlaufenden Projekt New Buildings for China (2007 - 2009) reflektiert Framis ihre Erfahrungen mit den repressiven und instabilen sozialen Verhältnissen in China. Für ein Land, dessen kulturelle Wurzeln abgeschnitten sind, das jegliche Stile kopiert und mischt, fordert die Künstlerin eine Architektur, die sich den Herausforderungen des sozialen, kulturellen und ökonomischen Wandels stellt. Sie entwirft Prototypen für Gebäude aus Holz, Gips, Polyester, Metall und stellt sie als computergenerierte 3D-Zeichnungen und Modelle aus. Aus Gebrauchsgegenständen wie Reisschalen, Mikrophonen, Tablettendosen etc. konstruiert sie phantastische Häuser und Monumente, deren transparente Wände, einsehbare Räume und offene Strukturen die Kontrolle des Systems, die Isolierung der Menschen oder die restriktive Familienpolitik illustrieren.

Auch Welcome to Guantanamo Museum (2008 - 2009) behandelt die Thematik menschenverachtender Strukturen. Alicia Framis entwickelt Ideen für ein hypothetisches Museum im US-Gefangenenlager auf Kuba: sie entwirft maßstabsgetreue Architektur-Modelle aus Stacheldraht, Holz und Polyester, 3D-Zeichnungen sowie ein Hörstück, das in Zusammenarbeit mit dem Sänger der Einstürzenden Neubauten Blixa Bargeld entstand. Die Künstlerin nimmt Bezug auf die historische Erfahrung, dass Orte des Grauens zu Orten des Gedenkens werden und antizipiert mit diesem Projekt die Verwandlung des Gefangenenlagers in eine Gedächtnisstätte. Modelle und Zeichnungen bilden die Topographie des bestehenden Lagers nach, machen es einseh- und erfahrbar. Alicia Framis gestaltet die Räume nach ihren Vorstellungen, öffnet sie der Phantasie, macht einen bisher tabuisierten Ort für Reflexion und Besinnlichkeit zugänglich.

Alicia Framis, geboren 1967 in Barcelona, lebt und arbeitet in Schanghai als Concept Director für das MOCA (Museum of Contemporary Art) Shanghai. Sie wurde international bekannt mit Performances und Aktionen wie Loneliness in the City (1999 - 2000), den Secret Strike-Filmen (2003 - 2006), der nur für Frauen begehbaren Installation Minibar auf der 2. Berlin Biennale 2001 oder Anti_dog (2002 - 2003) für den niederländischen Pavillon auf der 50. Biennale di Venezia 2003, einer Modenschau mit feuer- und bissfester Frauenbekleidung. Einzelausstellungen (Auswahl): Centre d’Art Santa Mónica, Barcelona, 2008; Centro Galego de Arte Contemporáneo CGAC, Santiago de Compostela, 2006; CAPC, Musée d´art contemporain, Bordeaux, 2006; Shanghai Duolun Museum of Modern Art, Shanghai, 2006; Gruppenausstellungen (Auswahl): Caixa Forum, Barcelona, 2008; Centre Pompidou, Paris, 2008; Today Art Museum, Beijing, 2007; 59th Film Festival Locarno, 2006; Ikon Gallery, Birmingham, 2003; Auszeichnungen (Auswahl): Prix de Rome Art in Public Space (First Prize), 1997; Prix Lleida Contemporary Art (First Prize), 2000.

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Alicia Framis