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Das Märkische Museum Witten zeigt ab dem 17. September bis zum 12. November Arbeiten des italienischen Künstlers Alfio Giuffrida.

Das Oeuvre des 1953 in Catania/Sizilien geborenen und seit 1986 in Deutschland lebenden Künstlers, erstreckt sich über die Malerei zur Bildhauerei bis hin zur Bühnenbildnerei. In Rom, wo er von 1973 – 1985 lebte, studierte er an der Akademie der Schönen Künste neben den eben genannten Bereichen unter anderem auch Kostümkunde.

Schon seine Eisenskulptur in der Anfang des Jahres gezeigten Ausstellung „Körper – Leib – Raum“ zeigte das Grundprinzip der A.G. Sinnwerke®, der Firma, die Alfio Giuffrida 2003 gegründet hat. „Diese Firma, die A.G. Sinnwerke, ist eine fiktive Firma, die als Markenzeichen registriert wurde. In den Buchstaben A.G. finden sich sowohl der Name des Künstlers wieder als auch eine Anspielung auf den Begriff Aktiengesellschaft. Das Massenprodukt wird einerseits individualisiert, zum Unikat, andererseits aber wird dieses in einem paradoxen Spiel in die Produktpalette der A.G. Sinnwerke eingereiht, also wieder in den kommerziellen Zusammenhang des Massenprodukts gestellt.“

In der eingangs erwähnten vorangegangenen Sammelausstellung wurde bereits das Streben des Künstlers nach der Veränderbarkeit der und die Interaktion mit seinen Objekten deutlich.

Die Einzelausstellung bietet dem Besucher nun eine weitere Facette seiner vielfältigen Kreativität. Die hier dargestellten CD-Hüllen sind scheinbar seriell gefertigte Produkte, bei denen sogar die Titel – z.B. „Ident.-No. 0005420-0016-03“ - die Assoziation mit Seriennummern aus der Massenfertigung wecken. Sie sind nur „scheinbar serielle“ Arbeiten, denn obwohl sie die industriellen Fertigungsmethoden simulieren, ist jede Arbeit für sich ein Unikat und alle Teile aus denen sie bestehen sind nach dem Entwurf des Künstlers hergestellt bzw. angeordnet. Bestückt sind diese Arbeiten mit Gebrauchsgegenständen bzw. mit Teilen von Gebrauchsgegenständen, die der Künstler über Jahre hinweg gesammelt hat.

Giuffrida evoziert durch diese, scheinbar der industriellen Serienfertigung entsprungenen Teile, eine gemeinsame Schnittfläche von alltäglicher Wahrnehmung und künstlerischer Produktion. So sind die Plastikformen, in denen er seine „Collagen“ darbietet, von ihm entworfene Formen, die er in kleiner Serie extra produzieren ließ. Durch diese Raffinesse hinterfragt der Künstler die heutige Massenproduktion, die billig hergestellte Serienprodukte in aufwendige Verpackungen steckt. Vor allem hinterfragt er aber, ob Individualität in dieser Massengesellschaft überhaupt noch existent ist. Auch der überdimensionierte Kinderwagen im Maßstab 1:4,5, der sich in der großen Halle der ersten Etage befindet, besteht aus handwerklich nachgebauten Einzelteilen. Seine riesenhafte Größe und die Tatsache, dass seine Bauteile nicht mit denen der anderen Kinderwagen austauschbar sind, machen auch ihn zu einem Unikat, obwohl der Künstler mehrere von ihnen hergestellt hat. In seine Einzelteile zerlegt wurde er aus Belgien nach Witten geliefert, wo er in zweitägiger Arbeit aufgebaut wurde.

Alfio Giuffrida erreicht mit seinen Arbeiten hier nun eine raffinierte Verschränkung von Kunst und Produktion und schafft damit einzigartige Kunstwerke, die wiederum die Perfektion der Massenproduktion ausstrahlen.

Britta Koch

Pressetext

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Kinderwagen & andere Kunststücke
Alfio Giuffrida - A.G.Sinnwerke®