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„Assembly Instructions“ – die „Montageanleitungen“ sind ein unverzichtbares Element, um Einzelteile in der richtigen Reihenfolge zu einem vollständigen Ganzen zusammenzusetzen. Die klassische Montageanleitung ist überwiegend als schematische Darstellung und in Schwarz-Weiß auf Papier gezeichnet und zeigt einzelne Schritte des Montageablaufs bis zur abschließenden Fertigung.

Seit 2008 arbeitet Alexandre Singh (*1980 Bordeaux, F) an der Serie „Assembly Instructions“. Mit der Präsentation von fünf Versionen, darunter zwei neu entstandenen und erstmalig gezeigten, richtet der Kunstverein Wiesbaden die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland aus. Den Ausgangspunkt der Assembly Instructions bilden Themenrecherchen und Gespräche mit Personen aus verschiedenen Disziplinen, die Singh zu wandfüllenden Diagrammen verarbeitet. Die Module hierfür bilden detailverspielte photokopierte Bild- und Textcollagen, die an der Wand durch gepunktete Bleistiftlinien miteinander verbunden, zu halbfiktionalen Erzählungen werden.

Assembly Instructions (Ikea) besteht aus 37 Inkjet Ultrachrome Archival Prints und veranschaulicht nicht nur das Prinzip der Montageanleitung, das dem schwedischen Möbelhersteller zu internationalem Erfolg verhalf, sondern Singhs künstlerische Strategie: Seine Arbeiten legt er zwar modulartig an, vom Betrachter gelesen werden können sie jedoch nur, wenn sie in präziser und einer genau festgelegten Reihenfolge gehängt sind. Mit Graphit gezeichnete Verbindungslinien weisen dem Betrachter, wie bei allen Assembly Instructions, den Weg durch die Narration.

Die weiteren vier Version, die die Ausstellung zeigt, sind mit dem Zusatz „The Pledge“ betitelt und basieren jeweils auf einem Gespräch des Künstlers mit Personen aus verschiedenen Disziplinen, die er abermals zu Geschichten verflechtet: Mit dem Kunstkritiker und Spezialisten für Proust am CNRS Paris (Französisches Nationalzentrum für Wissenschaft) Donatien Grau (34 Inkjet Ultrachrome Archival Prints), mit dem Werbe-, Film- und Musikvideoregisseur Michel Gondry (37 Inkjet Ultrachrome Archival Prints), mit Danny Rubin, dem Regisseur des Hollywood-Kultfilms „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (35 Inkjet Ultrachrome Archival Prints) sowie der Neurobiologin und Wissenschaftlerin Leah Kelly (37 Inkjet Ultrachrome Archival Prints). Jedes der Interviews wurde zunächst von Alexandre Singh transkribiert und anschließend zu fiktionalen Dialogen umgeformt, die in der Zukunft, im Traum oder innerhalb einer Vision stattfinden. In der Rolle eines clownesken Witzbolds verwickelt Singh auf diese Weise seine Gesprächspartner in Situationen des unbedarften Anfangs, in Versprechen, Prämissen, in Gedanken darüber, wie der Verstand die Welt und Geschichten auffasst und weiterspinnt, wobei Bezüge zum jeweiligen Tätigkeitsfeld als Charakteristikum des Dialogpartners erkennbar bleiben. Jedes Assembly Instructions (The Pledge) ist bebildert mit Collagen, die die visuelle Dimension eines Gesprächs veranschaulichen.

In der Präsentation in Wiesbaden wird jeweils ein Assembly Instructions die Wände eines Raums der Ausstellung füllen und – in dichter Hängung – den Betrachter einladen, sich einen Weg durch das verzweigte und detaillierte Geflecht aus Bildern und Narrationen zu bahnen.

Alexandre Singh studierte an der Ruskin School of Drawing and Fine Art der Oxford University, an der School of Visual Arts in New York und zuletzt an der Skowhegan School of Painting and Sculpture, New York. Seine Arbeiten, die ein breites Ausdrucksspektrum umfassen, bewegen sich diskursiv durch unterschiedlichste Disziplinen wie Kunst, Literatur, Philosophie, Performance, Video u.v.a., sind in namhaften öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und wurden weltweit in Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert. Alexandre Singh lebt und arbeitet in New York und Paris.

Kuratiert von Sara Stehr & Elke Gruhn

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Alexandre Singh
Assembly Instructions
Kuratorinnen: Sara Stehr, Elke Gruhn