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Alexandra Leykauf & Dominik Styk What We Do in the Shadows 19.02.–15.05.2022 Kuratiert von Annette Hans

Die GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst freut sich, das Jahr 2022 mit der Doppelausstellung What We Do in the Shadows von Alexandra Leykauf (*1976) und Dominik Styk (*1996) zu beginnen. Ausgangspunkt sind die verschiedenen Blickwinkel aus denen sie Perspektiven und Größenverhältnisse thematisieren, Erwartungen und Standpunkte von Betrachter*innen hinterfragen. Einmal von der Fotografie einmal von der Skulptur ausgehend verschränken sich jeweils Auge und Körper. Es geht dabei weder um Bild oder Ding an sich, sondern um die Zugänge zu ihnen und die sich darin zeigenden oder verschiebenden Hierarchien, Projektionen und Wünsche.

Alexandra Leykauf arbeitet mit oftmals fotografischen Bildgebungsverfahren. Verbindend in ihren Arbeiten ist die Frage nach der Beziehung, die das Bild zur Betrachter*in, zum Kontext und zum Raum unterhält. Wichtig ist hierbei der Blick als kommunikatives aber auch täuschungswilliges Element, wie in Pareidolie oder Trompe-l'Œil. Seit langem an Landschaft und Horizont als unmissverständlichem Bezugspunkt des Subjekts interessiert, trennt Leykauf seit einiger Zeit jene Landschaftsbilder aus Publikationen heraus, die sie zurück anblicken. Die Seiten bearbeitet sie mit Fotoemulsion, so dass aus dem Landschaftsbild ein Gesicht hervortritt und ein Gegenüber als neues Bild entsteht. Solche Gegenüber finden sich auch in den weiteren Arbeiten der Ausstellung: in Fotogrammen zwischen Glastüren, einem Video, das die Tierskulpturen in Berlins öffentlichem Raum animiert, oder einem Fuchsrelief. Sie alle nehmen eine Verschiebung von Perspektiven vor, in denen der menschliche Blick mehr sieht als nur ein Objekt im Bild und die in seinen Blick eingeschriebenen Hierarchien sich verschieben.

Tragen Fuchs und Türen bei Alexandra Leykauf eindeutige Referenzen auf Körpergrößen, sind die Arbeiten von Dominik Styk deutlich kleinformatiger. Seine Skulpturen und Installationen erzählen ihre Narrative oftmals in Bodennähe und entwickeln dort eigenwillige Landschaften und Horizonte.

Dominik Styk formt mit einer einfachen aber effektiven Nähtechnik fremdartige und gleichzeitig vertraute Gebilde. Mal entsteht die Form nur aus Stoff, mal ummantelt er alltägliche Gegenstände und natürliche Elemente wie Wurzelstöcke. In einem Doublebind aus Aneignung und Entfremdung entstehen durch die Wiederholungen der Stiche eng geraffte Stoffkörper, die beispielsweise noch an einen im Inneren steckenden Kuscheltierelefanten erinnern mögen, ihn aber dabei überwuchern wie Pilze oder Moose. Diese in der Natur omnipräsenten Strategien sind einer Symbiose oder organischen Koexistenz ähnlich, die attraktive, oft glänzende Oberfläche der Stoffe allerdings bleibt als künstliche Konstruktion deutlich sichtbar. Das Material Stoff lässt an menschliche Körper denken, zumal manche Objekte auch tragbar sind und von Styk gelegentlich in Performances genutzt werden. Die Stoffobjekte haben Öffnungen und Durchgänge und bilden so mögliche Behausungen und Nester für unbestimmte Wesen. Gleichzeitig sind sie selbst oft wesenhaft, wie im Fall des genannten Elefanten, so dass Verhältnisse zwischen Subjekt und Objekt, von nutzend und dienend, konstruiert und gefunden, sich auflösen zugunsten von Verflechtungen. Der von Styks Arbeiten vielfältig bevölkerte Raum entwickelt sich so als fiktive Landschaft, die sich wie eine zweite Ebene in den Raum schiebt. In ihr finden sich Gegenüber, Spuren, Schatten, Konstellationen, Wünsche und Begehren.

Den Backdrop der Ausstellung bildet eine großformatige Plakatarbeit von Alexandra Leykauf, sie zeigt ein Schaffell auf dem ein Laptop steht. Auf dem Screen ist ein Bild zu sehen, das den Übergang zwischen dunkler Höhle und umgebender Landschaft in Lascaux zeigt. Die Grenze markieren der Schattenriss eines Baumes und zwei menschliche Silhouetten. Der gesamte vordere Teil des Bildes verliert sich im Schwarz des Höhlenraums und mit ihm auch die eindeutigen Zuschreibungen. Dass Lascaux dank aufwändiger bildtechnischer Reproduktionsverfahren gleich mehrfach existiert (derzeit I-IV), ist dabei beinahe nur ein Surplus. So geht es in What We Do in the Shadows immer wieder um die Frage, wohin der Blick uns führt, was wir sehen und was uns verborgen bleibt, beziehungsweise was noch gesehen werden könnte und aus welcher Perspektive.