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Mit der Ausstellung „ALEXANDER RODTSCHENKO. Raumkonstruktionen“ präsentiert das MAK radikale Visionen für Raumbildung und Architektur von Alexander Michailowitsch Rodtschenko (1891–1956), einem der bedeutendsten Vertreter der russischen Avantgarde. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Rodtschenko-Stiftung Moskau und dem Shusev State Museum of Architecture, Moskau (MUAR), entstanden ist, ist ab 26. Oktober 2005 in der MAK-Galerie zu sehen.

Nach „MICHAEL KIENZER. Neue Immobilien“ und „LEBBEUS WOODS. System Wien“ stellt „ALEXANDER RODTSCHENKO. Raumkonstruktionen“ einen weiteren Höhepunkt einer Serie von Ausstellungen in der MAK-Galerie dar, die aus unterschiedlichen Perspektiven das Thema Raum im Verhältnis zur Fläche und zum dreidimensionalen Objekt verhandeln.

Bereits 1991 zeigte das MAK mit „Die Zukunft ist unser einziges Ziel“ eine große Retrospektive zu Alexander Rodtschenko und seiner Ehefrau Warwara F. Stepanowa. Zum Abschluss der Ausstellung wurde im Juli 1991 ein Symposium zu Standpunkten der russischen Avantgarde veranstaltet. „Die Zukunft ist unser einziges Ziel“ wurde im selben Jahr auch im Puschkin Museum in Moskau gezeigt. Nach dieser Ausstellung wurde dem MAK ein großes Konvolut an Abzügen nach Originalnegativen von Rodtschenko geschenkt, das in der MAK-Kunstblättersammlung aufbewahrt wird.

„Raumkonstruktionen“ konzentriert sich auf Alexander Rodtschenkos Auseinandersetzung mit Fragen der Fläche und des Übergangs der Fläche ins Räumliche. Der Maler, Designer, Grafiker, Fotograf – Mitbegründer des russischen Konstruktivismus – entwarf Anfang der zwanziger Jahre zum einen frei schwebende Konstruktionen, kinetische Skulpturen aus Pappe und Holz. Zum anderen stellte er massive Vierkanthölzer, die er gemeinsam mit seinen Studenten der Moskauer höheren künstlerisch-technischen Werkstätten (Wchutemas) produzierte, einfach in den Raum.

Da Rodtschenko diese Objekte, nachdem er sie fotografisch dokumentiert hatte, zerstörte, sind sie heute nur mehr in Form von Kopien vorhanden. Das MAK zeigt Skizzen sowie eine Auswahl besonders markanter dreidimensionaler Konstruktionen aus Architektur und Design, die für diese Ausstellung nachgebaut werden.

Seine geometrisch-abstrakten Experimente zeigte Rodtschenko zu Lebzeiten nie öffentlich, um sein Publikum mit deren Radikalität nicht zu überfordern. Dennoch, oder gerade deswegen, zählen diese formalen Kompositionen, die ein logisch begründetes Konzept zur Formbildung darstellen, zu den herausragenden Leistungen einer außergewöhnlichen Generation russischer Künstler.

Auch wenn Rodtschenko kein praktizierender Architekt war, beeinflusste seine Arbeit maßgeblich die Entwicklung der visuellen Ausdruckssprache der Architektur des 20. Jahrhunderts. Die von ästhetischen, philosophischen und religiösen Auswüchsen befreite Kunst des Konstruktivismus stellte die Architektur auf eine neue Grundlage. Die Tektonik wurde im Gegensatz zum monumentalen Stil der Vergangenheit zur bestimmenden Größe der Architektur des späten 20. sowie des beginnenden 21. Jahrhunderts. Der Konstruktivismus bereitete den Weg für einen neuen Architekturbegriff, der ein Gebäude unabhängig vom jeweiligen zeitgenössischen Stil als Komplex von Raumformen versteht, die in Wechselwirkung zueinander treten.

Auch im funktionalen Design erwiesen sich die Elemente von Alexander Rodtschenkos visueller Sprache – seine in der abstrakten Kunst verwendeten Flächen, Kreise, Linien und Flächenüberschneidungen – als äußerst effektiv. Seine Entwürfe formten neue Lebensräume.

Rodtschenkos Ideen harmonieren mit der Vision des MAK, in der Auseinandersetzung mit Kunst weitreichende Eingriffe in Bestehendes zu ermöglichen und noch nie da gewesene Situationen zu schaffen. Diese Vision fand unter anderem mit „PETER EISENMAN. Barfuß auf weiß glühenden Mauern“ oder „ZAHA HADID. Architektur“ eine autonome Manifestation. Ein weiterer Glanzpunkt wird mit einer Retrospektive des sowjetischen Avantgarde-Architekten Konstantin Melnikov gemeinsam mit dem MUAR seit zwei Jahren erarbeitet.

Zur MAK-Ausstellung „ALEXANDER RODTSCHENKO. Raumkonstruktionen“ erscheint ein Katalog, herausgegeben von Peter Noever, mit Beiträgen von Peter Noever, Alexander Lavrentiev und Gabriel Ramin Schor, deutsch/englisch/russisch, ca. 60 Seiten, mit Farbabbildungen, MAK / Schlebrügge.Editor 2005

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Raumkonstruktionen
Formale Experimente von Alexander Rodtschenko
Kurator: Andreas Kristof