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Reise ins Verstummte

Mit dem Blick und der Ausrüstung eines klassischen Fotografen begibt sich Alexander Rischer auf die Suche nach Fragmenten einer verlorenen Zeit. So dokumentiert er mittelalterliche Kultstätten und Absurditäten, deren formale Präsenz die inhaltliche Bedeutung längst abgelöst hat.

Thematisch gebunden zieht er im weiten Radius durch die Lande - von Böhmen über Frankreich nach Irland, oder von Dänemark über Deutschland nach Italien - im Gepäck die Fundstücke intensiver Recherche.

Alexander Rischer weiss Ungeheuerliches zu berichten - vom Nadelöhr, einem kleinen steinernen Tor, durch das man hindurchkriechen muss, um sich von allen Sünden und Krankheiten zu befreien oder vom Äbtissinnensattel (s. Foto), auf dem die frisch gewählte Äbtissin einen ganzen Tag lang ausharren musste.

Für Neugierige steht der Künstler während der Ausstellung mit detailliertem Wissen zur Verfügung. Höret und staunet....über Taubenhäuser, Ladyfinger, Irrhaine, Seelenlöcher und Jammerkreuze.

Wir laden euch herzlich zur Ausstellungseröffnung ein. Nicole Bianchet und Conni Brintzinger

Kurze Bemerkung zu meiner Arbeit Mit den Mitteln der "klassischen" Schwarzweiß-Fotografie beschäftige ich mich in Serien mit architektonischen Objekten, deren skulpturale Aspekte mit geschichtlichen und biografischen, mit Handlungsstrukturen und inneren Bewegungen verwoben, deren stilistische und funktionale Strukturen zweitrangig sind gegenüber ihrer Bedeutung als Vehikel und Gegenstand von Überlieferung und Erzählung.

Dabei ist von Interesse durchaus das Relikthafte, Unterbrochene, das nur vage Erinnerte, Stocken und Versiegen des Erzählflusses, an den das persönliche Aufsuchen und die Kameraarbeit am Ort anzuknüpfen vermögen, ohne dadurch etwas einer vermeintlichen und projizierten Vergessenheit entreissen zu müssen.

Bei vielen Aufnahmen handelt es sich um sogenannte Kleinarchitekturen, Flurdenkmale, Friedhofsmöbel, Kapellen, deren äußere Vielgestalt im Feld zwischen Säule und Speicher/Behälter ihren Ort hat.

So verschieden sie also auch zu sein scheinen, gibt es als verbindendes Element den Aspekt "starting point": Eine Konstruktion also, die aussendet, von der etwas ausgeht, Licht, Vögel, Sprache, die Seuche, die in paralleler Wendung aber auch empfängt, bindet. Diese "Kleindenkmale" sind Male also einer Durchkreuzung von Motiven der Bündelung und der Streuung, den Siedlungen entstammend und auf diese ausgerichtet und dennoch in den Landschaftsraum gewendet.

Kaum noch erfüllen sie die ihnen einstmals angestammten Funktionen; eine Geschichte von Bedeutungsentzug und Bedeutungszuweisung läßt die Grenzen zwischen Projektion und Funktion mitunter unscharf erscheinen, eindeutige Kenntlichkeit von Sakralem und Profanem verschwindet in der Erzählung. Das unumgängliche Aufsuchen der Orte, um an diesen das ihnen zugehörige, das dortige Licht, kurzzeitig auf den Film fallen zu lassen, es aufzulesen, ist auch eine Geste, die, jenseits des Technischen, zu dieser Erzählung eine Fußnote beifügt.

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Alexander Rischer. Pseudomorphose
Fotografie