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Eröffnung Freitag, 20.01. um 19 : 00 Uhr Die Künstler Alexander Heim und Walter Swennen sind am Tag der Eröffnung anwesend und stehen für ein Interview zur Verfügung.

Das Ausstellungsprogramm des Kunstverein Freiburgs beginnt 2012 mit zwei zeitgleichen Einzelausstellungen der Künstler Alexander Heim (1977 in Hamburg, DE) und Walter Swennen (1946 in Brüssel, B).

Alexander Heim (1977, Hamburg) gehört zu einer jungen Generation von Künstlern, die erfindungsreich Verbindungen zwischen skulpturaler Installation und Video herstellen. Seine Skulpturen und Videoarbeiten werden im Erdgeschoss gezeigt.

Walter Swennen (1946, Brüssel) zählt zur bedeutenden und einflussreichen Generation belgischer Maler wie Luc Tuymans und Raoul de Keyser. Seine Gemälde sind auf der Galerie im 1. Obergeschoss zu sehen. Für beide Künstler sind es die ersten institutionellen Einzelausstellungen in Deutschland.

Das Werk von Alexander Heim verunsichert den Sinn für das, was Natur und was Kultur ist. Er präsentiert eine Vision einer von menschlicher Künstlichkeit umgeformten Welt. In dem Film „The Great Plastic Vortex“, 2011, pulsiert ein Wassertank, dicht bestückt mit weggeworfenen Verpackungen, so, dass das Wasser eher wie zäher Kunststoff wirkt. In „Les Cheveaux Vapeur“, 2009, wird eine verfälschte Seelandschaft mit Geräuschen des Londoner Stadtverkehrs überblendet, so als ob die Wellen hochmotorig rauschen würden und Auspuffgase absonderten. „Nectar“, 2010, zeigt eine Landschaftsansicht, künstlich beschnitten und in ein formales Muster einer englischen traditionellen Gartenarchitektur umgeformt. Die Tauben in „Costa“, 2008, bewegen sich völlig frei in einem Einkaufszentrum auf dem Steinboden, laufen zwischen Passanten und Stühlen umher wie auf einem Waldboden. Diese Nebeneinanderstellungen erweisen sich frei von moralischer Absicht, Heim will keinem ökologischen Programm Geltung verschaffen oder die Nostalgie eines unschuldigen vorindustriellen Zeitalters heraufbeschwören. Eher ist sein Blick als wehmütige Verwirrung zu charakterisieren.

Seine Skulpturen sind aus alten Autoteilen konstruiert und deren Formen angepasst. Ihre halborganische, halbsynthetische Gestalt ist jedoch weniger Kritik am post-industriellen Abfall, sondern das Feiern der flüssigen hybriden Formen moderner Massenproduktionen. In der Freiburger Ausstellung wird der Künstler erstmalig eine Reihe neuer Skulpturen aus Motorhauben mit den Titeln „Bonnets Nouveaux“ zeigen. Für diese kombiniert er die flachen Bleche miteinander, sie erscheinen wie formalistische Reliefs an den Wänden, aber als Bilder korrespondieren sie auch mit Robotern der Pop-Kultur, wie etwa mit Darth Vader aus Star Wars. Heims Kunst teilt vieles mit den kulturkritischen Science-Fiction-Romanen von J.P. Ballard oder den frühen David Cronenberg Filmen. Wie diese Visionäre scheint er die Veränderungen in der Kunst nicht von der Entstellung zu unterscheiden, die die Menschen der natürlichen Welt aufgebürdet haben. Darin wird deutlich, dass Alexander Heim moralisch in die Welt einbezogen ist, die er beobachtet.

Die Malerei von Walter Swennen bezieht sich gleichfalls auf Überreste zeitgenössischer Kultur – Dinge, die leicht übersehen werden – die er als rohes Material für einen künstlerischen Alchemieprozess verwendet. Die Auswahl der Werke, die im Kunstverein zu sehen sein werden, stammt aus dem Zeitraum von 1984 bis 2011. Swennen präsentiert Malerei als einen verzweifelten, unvorhersehbaren Akt, in dem krude Pop-Symbole, kitschige Cartoons und unfertige Sprache zusammengeworfen und fantasievoll vereint werden. Bei Swennens Arbeit bestimmt die eine Aussage unter Umständen die Auslöschung der vorherigen und umgekehrt. Oftmals scheint er den ersten malerischen Entwurf als schlecht oder unzutreffend zu beurteilen und dadurch, zu tilgen, indem er ihn als Untergrund für das darüber entstehende Gemälde nutzt. Dieser Prozess der Entropie erzeugt seine eigene bildliche Erzählung, die einen wehmütigen Humor andeutet.

Nach einem Spielzeug gezeichnete oder von einer Werbung abkopierte Bilder, die gekennzeichnet sind durch Licht und Bewegung, werden durch den skeptischen Verlauf der gemalten Linie zu einer Studie von Stillstand und Dunkelheit. Oder es werden unverständliche, da unvollständige Wörter oder Sätze in die feuchte Ölfarbe gekritzelt. Namen von Leuten und Orten werden zusammengerührt und zerstückelt. Diese geschriebenen Ausrufe besitzen eine mehrdeutige Energie: Sie sind aggressiv, ähnlich einem Graffiti das eine Fassade verunstaltet; sie sind sentimental, wie der Ruf nach einer geliebten Person, die man einfordert.

Alexander Heim wurde 1977 in Hamburg geboren. Er lebt in London. Zwischen 1998 und 2006 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, dem Chelsea College of Art and Design, London und dem Goldsmith College, London. Seine Arbeiten wurden seit dem Jahr 2001 in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem 2002 im New York Video Festival; 2003 im Kunstverein Hamburg; 2004 im Kunstraum Walcheturm in Zürch; 2007 im Kunstmuseum, Magdeburg und im London Cornerhouse, Manchester und 2010 im Aargauer Kunsthaus, Schweiz und in der Tate Modern, London.

Walter Swennen wurde 1946 in Brüssel geboren. Er lebt in Brüssel. Werke von Walter Swennen wurden seit den 1980er Jahren in Zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem 2006 im Wimbledon College of Art; 2003 im Museum für aktuelle Kunst in Gent; 1999 im Museum für Zeitgenössische Kunst, Antwerpen; 1994 im der Kunsthalle Rotterdam und 1981 im Palast der Schönen Künste in Brüssel.

Im Rahmen der Ausstellung wird der Kunstverein Freiburg wieder ein vielfältiges Rahmenprogramm präsentieren. Aus Anlass der Einzelausstellungen wird es zwei Termine für den Kunstsalon geben, für die wir Quinn Latimer, Autorin und Kritikerin, Basel (Kunstsalon Walter Swennen) und Roos Gortzak, Freischaffende Kuratorin und Kritikerin, Karlsruhe (Kunstsalon Alexander Heim) gewinnen konnten.

Rahmenprogramm: Mittwoch, 08.02. um 19 : 00 Uhr | Führung durch die Ausstellung Sonntag, 20.01. um 14 : 00 Uhr | KKK - Familienworkshop mit Katharina Gehrmann Montag, 06.02. um 19 : 00 Uhr | Kunstsalon „Walter Swennen“ mit Quinn Latimer, Autorin und Kritikerin, Basel Mittwoch, 22.02. um 19 : 00 Uhr | Kunstsalon „Alexander Heim“ mit Roos Gortzak, Freischaffende Kuratorin und Kritikerin, Karlsruhe Mittwoch, 29.02. um 19 : 00 Uhr | Führung durch die Ausstellung

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Alexander Heim / Bonnets Nouveaux
&
Walter Swennen / Garibaldi slept here