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Vernissage 8. Mai 2009 18 - 21 Uhr

Die Ausstellung „I Wish I Was a Beam of Light”, die in der Galerie Adler in Frankfurt vom 9. Mai - 20. Juni zu sehen sein wird, präsentiert neue Werke der US-Künstlerin Alex McQuilkin. Mit dem Titel der Ausstellung nimmt die Künstlerin Bezug auf eine Episode der TV-Serie „South Park“, in der einer der Charaktere, eingeschüchtert durch die Notwendigkeit, seiner Freundin einen Kuss geben zu müssen, sich nichts sehnlicher wünscht, als von seiner körperlichen Existenz befreit zu sein. Die Ausstellung, bestehend aus einer Auswahl neuester Videos, sowie Installations- und Collage-Arbeiten, transzendiert diese tragikomische Existenz des Menschen sowie den Glauben und das Scheitern darin.

In „Joan of Arc“ - ihrem ersten zwei-Kanal Video - spiegelt die Künstlerin Alex McQuilkin das leidvolle Martyrium der französischen Geschichtsheldin Jeanne d‘Arc. Als Inspiration gilt ihr dabei die amerikanische Schauspielerin Maria Falconetti, die in dem Film „The Passion of Joan of Arc“ von Regisseur Carl Theodor Dreyer 1928 selbige Märtyrerin verkörperte. Ausschnitte der schonungslosen Darbietung Falconettis laufen in schwarz-weiß parallel zu McQuilkins eigenem Farbvideo. Während auf dem linken Kanal Dreyer’s unbekannte Close-ups des qualvollen Gesichtsausdrucks Falconettis in der Gestalt der Jeanne d’Arc zu sehen sind, ist auf dem rechten Kanal McQuilkin zu erkennen, wie sie sich ihre langen, rot-blonden Haare mit einer Schere abschneidet und kurz darauf in einem tranceartigen Verlauf, der dem Moment physischer Transformation eine emotionale und spirituelle Transzendenz verleiht, abrasiert. Die Trance wird durch das Korrigieren der Kameraposition durch die Künstlerin abrupt unterbrochen.

Immer wieder werden auf der linken Seite Zwischenszenen des Landschaftlichen und Spirituellen, wie etwa eine Kirche, eingeblendet - Bilder von denen Dreyer glaubte, die historische Jeanne habe im Moment ihres Flammentodes darauf geschaut. Gegen Ende des insgesamt fünfeinhalb minütigen Videos erscheint, zwischen dem Versuch McQuilkins, Falconettis tiefgreifendes Schauspiel zu synchronisieren und mit diesem zu verschmelzen, das schockierende Bild eines Totenkopfes, aus dessen Auge ein Wurm kriecht, der als shakespeare´sches Motiv den Gedanken an die Vergänglichkeit des Lebens hervorruft.

Der Prozess der Selbstfindung, der sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk der Künstlerin zieht, bedeutet immer eine Identitätswerdung am Anderen, und die Adaption des Anderen ist auch immer eine Zurückweisung, ja ein Zugrunderichten des eigenen Selbst. Die philosophische Frage nach dem eigenen Sein verbindet McQuilkin in ihrem Video mit der Bewunderung für träumerische Hoffnung und dem naiven Glauben an etwas Größeres und Besseres. Eine Haltung, die nach Ansicht der Künstlerin zumeist nur jungen Menschen oder Verwirrten zuteil wird.

Die Beschäftigung mit der körperlichen Identität setzt sich auch in der Installation „Untitled (Escape Route)“ fort. Die im Kontext des Videos „Joan of Arc“ abgeschnittenen Haare wurden für die Installation um ein über vier Meter langes Seil gewickelt, das mit einem Stahlring an der Decke der Galerie befestigt wurde. Das hängende Haar versteht die Künstlerin als Symbol für einen bestimmten Zeitraum ihres Lebens - eines Lebens, das sie nun, da das Haar nicht mehr Teil ihrer selbst ist, aus der Außenperspektive als Geist einer früheren Persönlichkeit erblickt. Das robuste Seil - ein rapunzel´sches Fluchtversprechen - reflektiert dabei nicht nur die Emotion vergangener Geborgenheit, sondern ruft zugleich die Angst vor einer damit möglichen Flucht hervor.

In ihrem neuesten Video „I Wish I Was a Beam of Light“ wird der Versuch weitergeführt, cineastischen Fantasien tiefgehende Bedeutung entlocken zu wollen. In Anlehnung an eine Szene aus dem Psychothriller „Repulsion“ (1965) von Regisseur Roman Polanski ist McQuilkin darum bemüht, Transzendenz über die Person der Schauspielerin Catherine Deneuve herzustellen, die in Polanskis Film die Rolle der psychisch-sexuell gestörten Carole Ledoux verkörpert. McQuilkin setzt ihre eigene Gestalt vor der Kamera in Analogie zur Positur der fast schon komatösen Ledeux in Szene, die unter einem Lichtstrahl auf ihrem Bett liegt, traumatisiert und paralysiert von den sexuell anmutenden Geräuschen ihrer Schwester einen Raum über ihr. Die Imitation der Künstlerin wird mit dem szenischen Ausschnitt des Films überlagert, wobei in abwechselnder Folge von Intensität und Schärfe die Deneuve und McQuilkin zu sehen sind.

Auch in diesem Video, allerdings in anderer Akzentuierung als in „Joan of Arc“, spiegelt sich McQuilkins Affinität zu dem Thema Identität und dem Wunsch wider, dieser durch Fantasie oder Höheres zu entkommen. Was bedeutet es, die eigene Persönlichkeit zu verlieren? Der seelische Schmerz und die psychische Zerrissenheit, die Darstellerin Catherine Deneuve in der Rolle der Ledeux und die Künstlerin in einfühlender Adaption zum Ausdruck bringen, geben auf diese Frage eine schauerliche und beunruhigende Antwort. In diesem Sinne - so die Künstlerin - bleibt nichts Anderes als der Wunsch, ein Lichtstrahl zu sein.

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Alex McQuilkin
I wish I was a Beam of Light