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Eröffnung Freitag, 7. November, 19 Uhr

Zwei Stockwerke im mittelalterlichen Kehrwiederturm des Kunstvereins Hildesheim werden für die Zeit der Ausstellung „Prototypes“ von Aleksandra Domanović (*1981 in Novi Sad, Serbien; lebt in Berlin) zu Schauräumen eines „work-in-progress“. Domanović zeigt hier zwei per 3D-Druck gefertigte Studien. Es sind Zwischenstadien von Skulpturen, die den dritten Teil einer 2013 begonnenen Trilogie bilden. Diese Trilogie nimmt weibliche historische und fiktionale Figuren zum Ausgangspunkt für eine visuelle und skulpturale Auseinandersetzung mit Technologie-Geschichte.

Die ersten beiden Teile sind parallel zur Hildesheimer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle zu sehen: nämlich die Skulpturen-Reihe „The Future Was at Her Fingertips“ und die Installation „Things to Come“. Im 3D-Druckverfahren hat Domanović für ihre gleichnamige Ausstellung „The Future Was at Her Fingertips“ (2013) eine Reihe von statischen Nachbildungen der „Hand von Belgrad“ fertigen lassen. Die prothetische Hand aus dem Jahr 1963 wurde von Prof. Rajko Tomović entwickelt und ist eine der ersten Prothesen dieser Art. Die Hand-Skulpturen auf Plexiglas-Sockeln sind u.a. in einer Yoga-Handhaltung oder einen Staffelstab haltend fixiert. Die meditierenden, sportlichen, schützenden, heilenden Hände weisen zugleich in eine Zukunft der Roboter und Prothesen in Mensch-Maschine-Interaktionen und in eine Vergangenheit, von der aus die Zukunft erträumt, erdacht, projiziert wird. Am Anfang dieser technologisch geprägten Zukunft steht zum Beispiel die Mathematikerin Ada Lovelace, die im 19. Jahrhundert das erste Programm für einen mechanischen Computer schrieb. Der zweite Teil, „Things to Come“ (2014), setzt sich mit weiblichen Figuren in Science-Fiction-Filmen auseinander. Der dritte Teil wird derzeit konzipiert und 2015 im New Museum (New York) gezeigt.

Aleksandra Domanovićs Ausstellung im Kunstverein Hildesheim ist eine Zwischenstation ihrer Auseinandersetzung mit technologischen Innovationen, den damit verbundenen Hoffnungen und Fantasien und ihren historischen Wurzeln. Das 550 Jahre alte Gebäude des Kunstvereins wird zu einem Behälter für experimentelle Entwürfe fragmentarischer Prothesen. Objekte, die mit ihrer undefinierbaren Materialität direkt aus Science-Fiction-Geschichten zu stammen scheinen, fordern zur immer neuen Ziehung der Linie zwischen Körper und Technik, Leben und Digitalität auf. Zwischen Vergangenheit und Zukunft flottierend beschreibt das Material Möglichkeiten, die erst noch zu denken sind.

Aleksandra Domanović, geboren 1981 in Novi Sad, lebt und arbeitet in Berlin. Sie präsentierte ihre Arbeiten in Einzelausstellungen im Glasgow Museum of Art (Glasgow International, 2014), in der Kunsthalle Basel (2012) und im Künstlerhaus Bethanien (2012). Sie war u.a. an den Gruppenausstellungen „Speculations on anonymous materials“, Fridericianum, Kassel (2013), der Lyon Biennale (2013) und an „Based in Berlin“ (verschiedene Orte, 2011) beteiligt. Ab dem 19. Oktober 2014 sind ihre Arbeiten in der Kunsthalle Hamburg im Rahmen des ars viva Preises zu sehen.