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Albert Weisgerber (1878-1915) gehörte zu den großen Begabungen der deutschen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wie August Macke und Franz Marc zählte er zu jener aufstrebenden Malergeneration, die den Weg in die Moderne wies.

Weisgerber Künstlerleben fand früh ein Ende. 1915 fiel der hochbegabte Wahl-Münchner mit nur 37 Jahren bei Fromelles in Flandern. Er schuf ein facettenreiches Oeuvre von hoher künstlerischer Qualität, das wesentliche Positionen der Moderne vom späten Impressionismus bis zu einem Expressionismus eigener Prägung durchlief.

In München, wo er studierte und bis zu seinem frühen Tod lebte, errang der Maler schon früh einen herausragenden Namen. Bekannt wurde er vor dem Ersten Weltkrieg vor allem als erster Präsident der „Neuen Münchner Secession“, einer fortschrittlichen Künstlervereinigung, die namhafte Vertreter der zeitgenössischen Avantgarde versammelte.

Auch Paris als Kristallisationspunkt der Moderne prägte sein Werk nachhaltig und gab ihm wesentliche Impulse. Weisgerber löste sich bald aus der Tradition der Münchner Malerschule. Im legendären Pariser Café du Dôme, dessen Künstlerkreis er von 1905-1907 mit Unterbrechungen fast zwei Jahre hinweg angehörte, traf er sich mit Hans Purrmann, Rudolf Levy, Jules Pascin und lernte Henri Matisse kennen.

Beeinflusst wurde der Stil Weisgerbers von den deutschen Impressionisten, unter anderem von der Malerei Manets, von Toulouse-Lautrec, von Cézanne, Hodler und Matisse. Die Auseinandersetzung mit der französischen Kunst, insbesondere die nachhaltige Wirkung der Bilder Cézannes, die Entdeckung der Kunst Hans von Marées und El Grecos, nicht zuletzt auch die Verehrung der großen Meister des Quattro- und Cinquecento waren wichtige Impulse für seinen eigenen künstlerischen Ansatz.

Die Begegnung mit der italienischen Renaissancekunst hinterließ in Weisgerbers Oeuvre ihre Spuren: Existentielle Themen von Leid und Tod, von Kampf und Überwindung rückten verstärkt in den Blickpunkt seiner Aufmerksamkeit. Figuren der biblischen Legende und des Alten Testaments wie die des Sebastians, des Propheten Jeremias oder des Absalom gestaltet er als mahnende Vorboten der Moderne.

Weisgerber, dessen Werk und Person epochale Spannungen und Brüche durchlebten, suchte eine eigenständige Position zwischen den Avantgarden. In der Vielfalt ihrer Wandlungsformen zwischen impressionistischer Sinnlichkeit und expressivem Pathos spiegelt Albert Weisgerbers künstlerische Biografie beispielhaft den künstlerischen Aufbruch einer ganzen Generation zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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Albert Weisgerber
Zwischen Tradition und Moderne