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29.10.2022 - 15.01.2023
Vernissage: 28.10.2022, 17 Uhr

Albert Scopin. Schwarzes Licht

In den 1960er-Jahren studierte Scopin Fotografie in München, bevor er 1969 nach New York zog und renommierten Fotografen assistierte. In dieser Zeit lernte er Andy Warhol und seine Freunde kennen und wohnte und arbeitete im legendären Chelsea Hotel. Hier drehte er 1970 den Dokumentarfilm „Chelsea Hotel“, der die damaligen Bewohner des Hotels porträtiert, u. a. Patti Smith und Robert Mapplethorpe. Anfang der 1970er-Jahre gründete Scopin eine eigene Filmproduktionsfirma und drehte Dokumentarfilme im und über den New Yorker Kulturuntergrund. 1974 zog er zurück nach Deutschland, richtete sich ein Studio in Frankfurt am Main ein und widmete sich zunehmend der Fotografie. Zu Beginn der 1980er-Jahre begann er zu zeichnen und zu malen, primär in Grautönen der Schwarzweiß-Fotografie. Im Jahr 1985 folgte ein Umzug nach München. Von 1983 bis 1988 lehrte Albert Scopin als Dozent an der Fachhochschule für Gestaltung in Darmstadt, zog sich aber 1990 in sein Atelier in Seeshaupt am Starnberger See zurück, um ausschließlich künstlerisch zu arbeiten. Von der Fotografie wandte er sich gänzlich ab. Mal stand die Zeichnung im Vordergrund, mal war die Malerei im Zentrum seines Interesses. Seit 2012 arbeitet Scopin fast ausschließlich mit Asphalt. Der Künstler lebt und arbeitet in Lörrach und Riehen bei Basel. Seine Werke befinden sich in bedeutenden Museen wie dem Museum Ludwig in Köln. Großangelegte Werkschauen fanden 2016 in der Barlach Halle K in Hamburg sowie in der St.-Elisabeth-Kirche in Berlin statt. Zuletzt waren seine Arbeiten 2022 im Rahmen der 59. Biennale Arte in Venedig zu sehen und ab Ende Oktober im Bayerischen Nationalmuseum in München.

Albert Scopin, 1943 in Freiburg im Breisgau geboren, hat sich einem im Bereich der Kunst eher ungewöhn- lichen Material zugewandt: dem Asphalt. Seit gut zehn Jahren schafft er aus und mit ihm zwei- und dreidimen- sionale Werke von starker Präsenz und Ausdruckskraft. Scopins Handwerkszeug sind Schmelzöfen, Gasbren- ner, Besen und anderes Gerät, mit dem er die auf über 200 Grad erhitzte zähflüssige Masse auf Holzplatten aufbringt und verteilt, ein Prozess, der langjährige Erfah- rung und höchste Könnerschaft verlangt. Seine Werke zeigen abstrakte, oft archaische Formen, andere erin- nern an asiatische Kalligrafie. Mit geübten Handgriffen legt er Schicht über Schicht, lässt sich von der zähflüssi- gen Masse leiten und verleiht seinen Werken damit eine reliefartige Gestalt. Da das Material schnell erkaltet und aushärtet, bleibt für den Malprozess wenig Zeit. Je nach Art des Auftrags und den verwendeten Werkzeugen ent- stehen Oberflächen von unterschiedlicher Struktur, die das Licht auf ganz verschiedene Weise reflektieren und dem Betrachter eine Vielzahl an Seherlebnissen bieten. Matte Flächen liegen neben seidig schimmernden oder auch hochglänzenden Partien. Bewegt man sich vor Scopins Arbeiten, scheinen sie sich unentwegt zu ver- ändern und changieren zwischen tiefem Schwarz und dunklem Anthrazit über unterschiedlichste Grautöne bis hin zu Weiß. In manchen Werken sorgen farbige Pigmen- te für kontrastierende Ebenen. Scopins Werke haben eine ruhige, geradezu meditati- ve Ausstrahlung und sind dennoch energiegeladen. Sie rücken ein Material in den Fokus, das uns im Alltag per- manent umgibt, das untrennbar mit unserer modernen Industriegesellschaft verbunden ist, aber dennoch kaum wahrgenommen wird: Ein Speicher von Jahrmillionen Erdgeschichte, Fluch und Segen zugleich, wird durch die Hand des Künstlers zu einem ästhetischen Erlebnis. Eine Ausstellung der Edition Minerva, kuratiert von Manfred Möller